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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle
Autoren: Nina Schindler
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Volleyballtraining.
    Ich simste ihm: VIEL ZU ERZÄHLEN RUF BALD AN, und legte das Handy neben mein Kopfkissen.
    Ich war zu aufgewühlt, um gleich einzuschlafen. Immer wieder durchlebte ich einzelne Szenen des heutigen
Abends, als Ljuba heulte und Papa wie vom Donner gerührt dasaß, als Mama nach Luft schnappte und Daniel verdattert den Kopf schüttelte. Als die Zwillinge schluchzten und bei Mama Trost suchten.
    Als ich endlich rehabilitiert wurde.
    Ich stieß einen tiefen Seufzer aus.
    Dann legte ich Marnie ein, aber ich konnte mich kaum auf die Handlung konzentrieren, weil ich über Onkel Jochen nachdachte.
    Was war er bloß für ein Mensch gewesen - ging eine Liebesbeziehung ein und kümmerte sich nicht, was daraus wurde.
    Ziemlich mies.
    Wie hatte Papa ihn mal genannt? Bruder Leichtsinn.
    Tja, und jetzt saß die Tochter von Bruder Leichtsinn bei uns und wurde in ihrem Traum von einer deutschen Familie bitterlich enttäuscht.
    Wenn ich ehrlich war - schluck -, dann war ich heilfroh, dass mir diese Schwester erspart blieb.
    Der junge Sean Connery sagte gerade was zu seiner Frau, aber ich verstand nur noch Bahnhof und schaltete den Laptop aus.
    Ich war todmüde.
    Gut. Nun konnte ich ja auch einschlafen.
    Schließlich war nun alles geklärt.
    Fast alles.
    Was war mit diesem Grigorij gewesen?
    Wie passte der in Ljubas Pläne?

36
    N ein, es war noch nicht alles geklärt.
    Jetzt ging die andere Geschichte erst richtig los.

    Als ich am nächsten Tag - letzter Schultag! - nach Hause kam, stand meine Mutter in der Küche und flitzte zwischen Herd und Spüle hin und her.
    »Wir sind viel zu spät dran«, jammerte sie. »Nichts war vorbereitet. Gleich kommen die beiden Kleinen, Daniel kauft noch schnell Gurken und du kannst mir beim Kartoffelpellen helfen. Nein - deck lieber den Tisch!«
    »Wo ist denn Ljuba?«, fragte ich.
    »Wenn ich das wüsste«, stöhnte Mama. »Die hab ich seit heute Morgen nicht mehr gesehen.«
    Es kratzte an der Haustür, und kurz darauf stürmten mit stolzgeschwellter Brust die Zwillinge in die Küche. Seit ein paar Tagen hatten sie ihre eigenen Hausschlüssel und fanden es toll, dass sie nicht mehr klingeln mussten.
    »Was gibt es denn?«, schrie Kris, aber Kathi antwortete fast gleichzeitig: »Mmmm, Kartoffelsalat und Würstchen - cool!«
    Mama schickte sie zum Händewaschen, und dann kam Daniel und raffelte die Gurke, während ich saure Sahne, gehackte Minze und Essig mischte.
    »Wir sollen nach dem Essen zu Nellie kommen«, verkündete Kris dann. »Wir sind nämlich eingeladen. Nellies Mama hat gesagt, Ferienanfang muss man feiern.«

    »Prima«, sagte Mama. »Ich muss nämlich wieder zurück in die Bibliothek, und ich wette, Daniel und Alex haben auch was vor.«
    Wir nickten, und niemand sagte etwas von Ljuba, die die beiden sonst nachmittags betreut hätte.
    Dann setzten wir uns an den Tisch. Alle sahen unwillkürlich auf Ljubas Platz. Aber er blieb leer.
    Wir erzählten vom letzten Schultag, und dann planten wir den Urlaub, der in ein, zwei Wochen starten sollte.
    »Kommt Ljuba immer noch mit?«, fragte Kris. »Wo jetzt alles irgendwie so anders ist?«
    Mama zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht. Glücklicherweise muss das ja nicht heute entschieden werden.«
    Dann hörten wir alle, wie die Haustür geöffnet wurde. Alle sahen zur Tür.
    Ljuba kam herein und schlich mit niedergeschlagenen Augen zu ihrem Platz.
    Wir schoben ihr die Schüsseln und den Topf mit den Würstchen hin, sie nahm sich und begann zu essen.
    »Es geht mich ja nichts an«, sagte Mama mit spröder Stimme. »Aber mich würde schon interessieren, wo du warst.«
    »Im Krankenhaus«, sagte Ljuba. »Bei Grigorij. Es geht ihm sehr schlecht.«
    PENG!
    »Wer genau ist denn eigentlich dieser Grigorij?«, erkundigte sich Mama wie nebenbei, als wäre sie auf die Antwort nicht besonders erpicht.
    »Ist mein Freund«, antwortete Ljuba leise. »Ist im Mai nach Bremen gekommen. Wollte bei mir sein.«
    »Aha. Und wo wohnt er?«
    Ljuba hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Weiß ich immer nicht genau. Bei Kumpels.«
    »Hm. Und warum hast du ihn nie mitgebracht und uns
vorgestellt? Wir hätten doch deinen Freund gern kennengelernt.«
    »Wollte nicht. Er - wollte nicht.«
    »Und dieser Grigorij ist der aus der Zeitung, ja?«, fragte Daniel plötzlich. »Der Schwerverletzte nach der Messerstecherei?«
    Ljuba nickte stumm und hielt den Blick gesenkt.
    Man konnte die gedrückte Stimmung, die jetzt am Tisch herrschte, förmlich
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