Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle
Autoren: Nina Schindler
Vom Netzwerk:
und zwinkerte ihr zu. »Du weißt ja: Alles ist möglich!«
    »Okay, okay. Dann geh ich jetzt mal Martha und Moritz ärgern. Ihr Pärchen macht mich allmählich richtig neidisch.« Sie rutschte vom Tisch. »Hoffentlich sind die Söhne nicht zum Weglaufen.«
    Damit verschwand sie.
    »Das musst du mir jetzt aber erklären«, sagte Marlon und das tat ich auch.
    Irgendwie war dieser verregnete, gemütliche, unanstrengende Schulvormittag so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm.
    Wir lachten und alberten und freuten uns auf die Ferien.
    Und noch am selben Abend ging die Bombe hoch.

35
    M ama war etwas länger in der Bibliothek geblieben und Daniel verprügelte irgendwo irgendwelche Kumpels mit asiatischen Kampftechniken, die Minis waren heute probeweise im Hort und mussten erst um fünf abgeholt werden und ich war bei Marlon zum Essen eingeladen, richtig offiziell.
    Ich hatte immer noch ein bisschen Muffensausen vor seiner Mutter Irma, die auch heute wieder höchst elegant angezogen war: Diesmal trug sie ein goldgelbes Seidenkleid, das zu ihren rabenschwarzen Haaren toll aussah.
    Ich kam mir in meinem blauen T-Shirt und meinem Jeans-Minirock dagegen vor wie eine Streunerin.
    Doch als Marlon und ich nach dem Essen in seinem Zimmer auf der Ikat-Decke lagen, lachte er über meine Verlegenheit seiner Mutter gegenüber.
    »Wenn du sie jetzt siehst, kannst du es kaum glauben, aber sie hat mal wie ein Hippie ausgesehen - echt! Und außerdem finde ich dich so, wie du bist, zum Anknabbern«, sagte er und ließ seinen Worten auch sofort Taten folgen.
    Noch ganz erfüllt und beglückt von dem Nachmittag bei ihm, wanderte ich gegen halb fünf nach Hause, weil ich versprochen hatte, Penne all’Arrabiata zu kochen, eine meiner Spezialitäten.
    Als ich meine Einkäufe in der Küche ablegte, wunderte ich mich über die Musik, die aus dem Wohnzimmer drang. Ich schaute nach, aber es war keiner drin.

    Kopfschüttelnd ging ich hoch, weil ich den Einkaufsbon mitsamt dem Wechselgeld wie immer auf den Schreibtisch meiner Mutter legen wollte.
    Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung in Papas Arbeitszimmer.
    Nicht schon wieder!, stöhnte ich innerlich. So oft ich sie auch erwische, nie kann ich ihr was nachweisen!
    Da hatte ich eine Idee. Ich zog mein Handy aus der Rocktasche und schaltete die Videokamera ein. Dann bewegte ich mich ganz vorsichtig um die Tür herum und sah Ljuba wie schon einmal hinter Papas Schreibtisch kauern und die Schubladen durchsuchen. Mit fieberhafter Ungeduld versuchte sie, eine Schublade mit einem Draht oder so etwas Ähnlichem zu öffnen - und fast hätte ich laut gelacht. Papa schließt seinen Schreibtisch nie ab, aber diese Schublade klemmt schon, solange ich denken kann.
    So, das reichte. Ich drückte auf die Stopp-Taste (jetzt hatte ich den Beweis) und huschte lautlos die Treppe wieder runter. Der Bon konnte warten.
    Vor lauter Aufregung hatte ich einen ganz trockenen Mund und trank unten erst mal ein Glas Wasser.
    Dann machte ich mich fröhlich ans Kochen, überbrühte die Tomaten, schnippelte Speck, presste Knoblauch durch die Presse und rieb den Pecorino.
    Irgendwann kam Ljuba in die Küche.
    »Was machst du da?«, fragte sie misstrauisch.
    »Ich koche.«
    »Sehe ich. Aber was?«
    »Penne Arrabiata.«
    »Gehe ich jetzt Kris und Kathi abholen.«
    »Das brauchst du nicht. Mama wollte das machen und hinterher mit ihnen noch was erledigen.«
    »Ach so. Hab ich vergessen.« Sie sah sich in der Küche
um, als hätte sie diesen Raum noch nie gesehen. Fast hätte ich Mitleid mit ihr bekommen, da sagte sie: »Du bist Spionin. Ecke-lig.«
    »WAS?« Ich fuhr erschrocken zusammen. Hatte sie mich eben gesehen?
    Aber warum hatte sie nicht gleich reagiert?
    »Was soll das denn jetzt?«
    »Hast du mich verfolgt, in der Stadt! Gib zu!«
    »Blödsinn!«, erwiderte ich mit Nachdruck. »So ein Quatsch! Marlon und ich waren mit Kathi und Kris auf dem Robinson-Spielplatz und dann haben wir dich und diesen Grigorij vor dem Teatro gesehen.«
    »Hast du nicht!«, widersprach sie heftig. »War kein Grigorij!«
    Ich zuckte die Achseln. »Weißt du was? Das ist mir total wurscht. Die Zwillinge sagten, das wäre ein Grigorij, mit dem hätten sie dich schon ein paar Mal gesehen. Ich kenne den Typen nicht und er ist mir auch schnurzegal!«
    »Du - du - du«, stieß sie hervor und machte einen Schritt auf mich zu. Ich umklammerte das Gemüsemesser. Falls sie mich angriff, würde ich mich wehren!
    Doch dann wandte sie sich um und ging nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher