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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle
Autoren: Nina Schindler
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mit dem Messer schneiden.
    Da klingelte es.
    »Ich mach auf«, brüllte Kathi, rutschte vom Stuhl und rannte zur Haustür.
    Man hörte Stimmen, dann kam Kathi wieder und sagte: »Da ist die Polizei.«
    Unwillkürlich sahen wir alle zu Ljuba hin.
    Sie stand auf, wischte sich mit der Serviette über den Mund und sagte leise: »Gehe ich schon.«
    »Quatsch«, sagte Mama. »Du bist in unserer Obhut. Wir sind für dich verantwortlich. Natürlich komme ich mit.«
    Sie gingen beide zur Haustür, und dann hörten wir Mama sagen: »Kommen Sie doch bitte mit!«, und dann gingen alle ins Wohnzimmer und die Tür wurde zugemacht.
    »Mist«, zischte Kris. »Jetzt kann man gar nichts mehr hören.«
    »Ja, echt Mist«, knurrte Daniel.
    »Ich kann ja an der Tür lauschen«, bot Kathi ihm höchst entgegenkommend an.
    »Den Teufel wirst du tun!«, fuhr ich sie an. »Außerdem seid ihr doch bei Nellie eingeladen - also macht euch mal fertig, und dann saust los - ist ja bloß ein paar Hundert Meter, die schafft ihr locker allein!«
    Maulend gehorchten sie und trampelten nach oben, um ihre Schulsachen in ihr Zimmer zu bringen, polterten
dann wieder runter und schmetterten die Haustür hinter sich zu. Danach hörten wir, wie die Wohnzimmertür wieder geöffnet wurde und alle an die Haustür gingen. Nachdem noch ein paar Sätze gewechselt worden waren, wurde die Haustür zugeschlagen.
    Daniel und ich sahen uns an.
    Mama kam ins Esszimmer zurück und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Du liebes Lottchen«, ächzte sie. »Hört das denn gar nicht auf!«
    »Was ist denn?«, fragten Dani und ich fast gleichzeitig.
    Mama strich sich mit der Hand über die Stirn. »Dieser Grigorij, Ljubas Freund, ist offensichtlich kein unbeschriebenes Blatt und geriet wohl nicht rein zufällig in eine Messerstecherei. Er hat was mit Drogen zu tun, Designerdrogen oder so. Und wenn er wieder gesund wird - und das ist wohl auch noch nicht ganz klar -, wird er entweder abgeschoben oder verhaftet oder beides. Ganz blicke ich da nicht durch.«
    »Und Ljuba?«, fragte ich.
    »Die haben sie aufs Polizeirevier mitgenommen, weil sie ihre Aussage unterschreiben muss. Ljuba bestreitet, dass sie von Grigorijs Dealerei etwas gewusst hat.«
    »Und? Glaubst du ihr das?«, fragte ich.
    Mama sah mich ernst an. Dann nickte sie. »Doch, ich glaube schon, dass sie keine oder nur ganz wenig Ahnung von seinen Machenschaften hatte. Sie wirkte ernsthaft erschrocken. Ich frage mich nur, wie sie während der ganzen Zeit den Kontakt mit ihm aufrechterhalten hat, wo sie doch fast rund um die Uhr bei uns war.«
    Da fiel es mir siedend heiß ein.
    Das plötzlich geölte Türschloss an der Kellerhaustür.
    Ljubas schwarzer Pulli unter dem Bademantel, als ich den Verdacht hatte, sie hätte Dani und mich belauscht.
    »Na klar!«, sagte ich.
    Mama runzelte die Stirn. »Was ist klar?«
    »Sie ist abends manchmal abgehauen, durch die Kellertür. Ihr seid nie runtergekommen und ich schlafe bekanntlich tief und fest. Das werft ihr mir ja oft genug vor. Tja, und da ist sie abgehauen.«
    »Ljuba?« Mama sah mich mit großen Augen an. »Das kann ich nicht glauben. Dass sie uns so hintergehen würde.«
    »Hintergangen hat«, korrigierte ich. »Du musst dich der Realität stellen, Mama.«
    Sie grinste schief. »Werd bloß nicht frech, mein Schätzchen. Aber vielleicht hast du ja recht. Schade«, fügte sie dann bekümmert hinzu.
    »Wieso?«, fragte Daniel.
    »Ach, jetzt muss ich mein Bild von Ljuba total verändern. Es tut weh, wenn man sich in jemandem so getäuscht hat.«
    »Hast du doch gar nicht«, widersprach ich. »Ihre nette Seite, ich meine, wie sie an den Minis und Papa und dir gehangen hat, das war bestimmt echt und nicht gespielt. Sie hat sich auf euch gestürzt wie die Spatzen auf einen Hundehaufen.«
    »Danke für den schmeichelhaften Vergleich! Dass ausgerechnet du jetzt ihre Fürsprecherin bist, das fasse ich nicht!«
    Ich musste ein bisschen lachen. »Wieso? Ich kann’s mir doch leisten! Schließlich bin ich eure Tochter und sie ist es nicht. Du glaubst ja gar nicht, wie erleichtert ich bin, dass gestern Abend endlich alles rausgekommen ist!«
    Sie stand auf, kam zu mir, zog mich hoch und nahm mich ganz fest in die Arme. »Doch, meine Süße, das kann ich dir hundertprozentig nachfühlen.« Dann sah sie durch den Durchgang auf die Küchenuhr. »Mist! Ich
komme zu spät! Ich muss los! Tschüs bis heute Abend! Dani, du holst die Mädels, ja?«
    Und damit war sie weg.

    Daniel und ich
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