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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck
Autoren: Miranda Jarrett
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ich jünger war“, gestand er, damit sie sich besser fühlte, und schmunzelte. „Doch das ist Jahre her. Inzwischen bevorzuge ich es, höhere Gewinne zu erzielen als eine Handvoll Münzen.“ „Tatsächlich, Sir?“, erwiderte sie mit frostiger Stimme und errötete. „Wie schön für Sie.“
    Er schluckte die Verwünschung hinunter, die ihm auf der Zunge lag, denn wieder war ihm ein misslicher Fehler unterlaufen. Natürlich hatte er mit höheren Gewinnen seine derzeitigen Geschäfte gemeint, Investitionen in sein Handelsunternehmen und dergleichen mehr, und nicht etwa sie, diese kleine attraktive Person, und ihre Geschlechtsgenossinnen als erstrebenswerte Trophäe betrachtet.
    „Sie haben mich missverstanden, meine Dame“, sagte er und hielt sie am Arm fest, damit sie ihn ansah und erkannte, dass er seine Bemerkung nicht anzüglich gemeint hatte. „Hören Sie mir zu, Miss. Ich war bislang nie auf eine Wette oder ein anderes Glücksspiel angewiesen, um mich an der Gesellschaft einer Frau zu erfreuen, und ich werde auch jetzt nicht damit beginnen. “
    „Nein“, versetzte sie schroff und starrte auf seine Finger, die fest ihren Oberarm umfingen. „Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Frau freiwillig Ihre Gesellschaft
    sucht, weder aus Liebe noch des Geldes wegen.“
    Richard seufzte ungeduldig und wunderte sich insgeheim, weshalb sie sich plötzlich so selbstgefällig und affektiert gebärdete. „Ich habe nie ...“
    „Wirklich, Sir?“, fiel sie ihm ins Wort. „Ich mag vom Lande kommen, Sir, aber das heißt nicht, dass ich die Verruchtheiten der Stadt nicht kenne!“
    Andere Besucher des Auktionshauses begannen sich neugierig nach ihnen umzudrehen, und Richard senkte seine Stimme. „Hören Sie mir zu, Herzchen, und sprechen Sie nicht über Dinge, von denen Sie nichts verstehen. Sie würden Verruchtheit nicht erkennen, selbst wenn Sie auf der Straße über sie stolperten.“
    „Ich bin nicht Ihr Herzchen, und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich nicht länger einbildeten, ich sei eines.“ Sie wand sich aus seinem Griff. „Lassen Sie mich endlich in Ruhe, oder ich werde Ihnen beweisen, wie unanständig ich Ihr Gebaren finde, indem ich Sie von den Wächtern hier hinauswerfen lasse. Guten Tag, Sir.“
    Brüsk raffte sie ihren Rock, wandte sich schwungvoll um und bahnte sich, so zügig es ihr möglich war, einen Weg durch die Menschenmenge.
    Richard atmete auf. Dieses rothaarige Mädchen hatte es vortrefflich verstanden, ihn daran zu erinnern, wie schwierig die Damen in London waren. Dabei hatte er gedacht, sie sei anders als all die anderen weiblichen Geschöpfe hier. Doch ohne Vorwarnung hatte sie sich ebenso selbstgerecht wie scharfzüngig gebärdet wie der Rest. Eine Frau zu finden, die nicht so überheblich war, würde sich wohl als seine bislang größte Herausforderung gestalten.
    Allerdings war er bereit, sich Zeit zu lassen. Diesen Entschluss hatte er gefasst, lange bevor sein Schiff aus dem Hafen von Barbados ausgelaufen war. Er hatte sein Glück gemacht, sich eine neue, elegante Garderobe schneidern lassen, eine neue Kutsche erworben, und es erwartete ihn ein alter, ehrwürdiger Landsitz. Jetzt brauchte er nur noch eine
    Braut aus gutem Hause, um sein neues Leben zu komplettieren und allen zu zeigen, dass aus Dick Blackley, einem Bergmannssohn, der Gentleman Richard Blackley geworden war.
    Ein letztes Mal sah er in die Richtung, in welche die Frau in Trauerkleidung entschwunden war. Er bedauerte, dass sie als seine Braut nicht infrage kam; ihr lebhafter Geist und ihre verführerisch weibliche Erscheinung, die sie selbst unter der schwarzen Kleidung nicht verbergen konnte, hatten ihm gefallen. Wenn sie nur nicht so missmutig geworden wäre wegen irgendeiner Nichtigkeit!
    Ich will verdammt sein, wenn ich mir von ihr das Bild vor der Nase wegschnappen ließe, dachte er und begab sich in den Saal, in dem die Versteigerung stattfinden sollte.
    Der Auktionator hatte sich oben auf dem Podium an das Pult gestellt und testete seinen kleinen Hammer, indem er ihn mehrmals kurz hintereinander auf seine Handfläche schlug. Indessen läutete sein Assistent die Glocke, um den Beginn der Veranstaltung anzukündigen. Die meisten Leute strebten eilig zu den Sitzbänken, während andere, nachdem sie einen letzten Blick auf die Bilder geworfen hatten, sich seitlich an den Wänden und Säulen postierten.
    Ein Bediensteter brachte das erste Werk herein, eine in dunklen Tönen gehaltene
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