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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck
Autoren: Miranda Jarrett
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bemerkte die Truhen und Kisten, in denen bereits etliche Bücher und andere Gegenstände des Verstorbenen verstaut waren. „Haben Sie die Möglichkeit, bei einem Angehörigen oder einem Freund zu wohnen?“
    Bethany lächelte. „Gott helfe denen, die sich selbst helfen, Mr Grosse. Vater hat uns beigebracht, stets unser Bestes zu geben. Und genau das werden wir tun, um uns über Wasser zu halten.“
    Der Anwalt schien erleichtert, dies zu hören, war ihm doch die Last von den Schultern genommen, die drei Schwestern auf die Straße zu setzen. „Sie haben also Pläne?“
    Amariah nickte. „Ich ziehe in Erwägung, das Angebot von Mr und Mrs White anzunehmen und als die Gouvernante ihrer Töchter nach Rushington zu gehen.“
    „Und Lady Elverston hat mich als ihre persönliche Gesellschaftsdame nach Elverston Hall eingeladen.“ Bethany faltete bescheiden die Hände im Schoß, als könne sie ihr Glück kaum fassen. „Sie ist zu freundlich und hält mich für eine talentierte Klavierspielerin. Und sie schwärmt noch heute von dem Menü, das ich zubereitet habe, als sie uns besuchte. Ich war immer für das Essen zuständig, wenn Vater Gäste erwartete.“
    „Ausgezeichnet“, erwiderte Mr Grosse beifällig. „Und Sie, Miss Cassia? Steht Ihnen etwas Vergleichbares in Aussicht?“
    Cassia vermied ausdrücklich seinen Blick. Mit Fähigkeiten, wie sie die Schwestern vorzuweisen hatten, vermochte sie nicht aufzuwarten. Das, was sie. am besten konnte - Schuten aufputzen, Kleider nach der neuesten Mode abändern oder zu Weihnachten die Kirche so mit Efeugirlanden ausschmücken, dass sie sich in einen märchenhaft festlichen Ort verwandelte, oder allmonatlich im Tanzsaal von Haverton Geschichten erzählen, die vor allem die jungen Männer zum Lachen brachten und diese ermutigten, sie um den nächsten Tanz zu bitten -, ihre Vorlieben boten sich nicht an, einer wohlerzogenen jungen Dame mit tadellosem Ruf einen Platz im Leben zu sichern. Und dafür, dass aus seinen Töchtern wohlerzogene junge Damen wurden, hatte der Pfarrer immer gesorgt.
    Bei ihrem Vater war Cassia mit ihren speziellen Talenten gut aufgehoben gewesen. Sie hatte es verstanden, ihn mit ihrer Art so zum Lachen zu bringen, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen. Wie oft hatte er sich davon abhalten lassen, die Predigt für seinen Gottesdienst vorzubereiten, wenn ihr danach gewesen war, eine ihrer berühmten kleinen Geschichten oder Gedichte zum Besten zu geben!
    „Cassia wird rechtzeitig eine neue Bleibe finden, da habe ich keinerlei Zweifel“, beeilte Amariah sich zu versichern. „Das traurige Ereignis kam für uns alle überraschend, Mr Grosse.“
    „In der Tat.“ Der Anwalt senkte stirnrunzelnd den Blick auf die Papiere vor sich. „Ich muss Ihnen leider eine weitere Eröffnung machen, die Ihre Situation eventuell noch verschärft und rasches Handeln erforderlich macht. Es ist ganz gewiss nicht die angenehmste Enthüllung, da sie unter Umständen ein anderes Licht auf die Redlichkeit Ihres Vaters wirft. Das, was ich Ihnen zu sagen habe, sollte daher besser unter uns bleiben.“
    Cassia sank das Herz. Wollen die schlechten Nachrichten denn kein Ende nehmen? fragte sie sich niedergeschlagen. Doch dann straffte sie die Schultern und rutschte bis zur Stuhlkante vor. „Eine Enthüllung, Sir? Über unseren Vater?“ „Ja, Miss Cassia.“ Mr Grosse blätterte eine Seite um. „Ihr Vater äußerte mir gegenüber, dass er dieses Sujet separat von den anderen Belangen, die seinen Letzten Willen betreffen, zu behandeln wünscht. Ich versichere Ihnen jedoch, dass sein Testament trotzdem rechtsgültig ist.“
    Er räusperte sich und sah von einer jungen Dame zur nächsten. „Vor langer Zeit hat ein dankbares und bußfertiges Mitglied der Gemeinde ihm seinen einzigen großen Besitz überschrieben ... einen privaten, äh, Club in London.“ „Einen Club?“ Cassia schüttelte verwundert den Kopf. „Vater hat sich nie für den Londoner ton interessiert. Was hätte er mit einem Club anfangen sollen?“
    Der Anwalt hüstelte verlegen. „In einem Londoner Club verkehrt nicht wirklich der gesamte ton, Miss Cassia, sondern nur die Gentlemen suchen dort Zerstreuung. Es ist ein Club, in dem vor allem - bitte verzeihen Sie mir - gespielt und gewettet wird.“
    „Vater?“
    „Ja.“ Mr Grosse senkte den Blick auf seine Papiere. „Während die meisten Ehrenmänner ein solch zweifelhaftes Erbe unverzüglich verkauft hätten, betrachtete Ihr Vater es als ein Geschenk
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