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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck
Autoren: Miranda Jarrett
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mit einem Stirnrunzeln und schüttelte den Kopf so heftig, dass der feine graue Puder von seiner Perücke nicht nur auf den Schreibtisch, sondern auch auf Amariahs schwarzen Rock stäubte. „Es ist ungewöhnlich genug, dass ein Vikar sich auf ein Unterfangen wie dieses eingelassen hat, Miss Amariah. Für drei junge sittsame Damen indes wäre es schier undenkbar, das Geschäft fortzusetzen und über den Räumlichkeiten zu wohnen, in denen Verderbtheit und Hoffnungslosigkeit an der Tagesordnung sind. Nun, es ist schlicht unmöglich für Sie, den Club weiterzuführen, geschweige denn dort Ihren Wohnsitz zu nehmen. Ich rate Ihnen dringend davon ab, diesen Gedanken weiter zu verfolgen.“
    „Wäre ein solcher Schritt gesetzeswidrig, Mr Grosse?“, erkundigte sich Cassia. Das Haus in der St. James Street sah alles andere als einladend aus, doch gemeinsam mit ihren Schwestern würde sie darin bestimmt ein neues wohnliches Heim einrichten können. „Ist es Frauen verboten, einen solchen Club zu besitzen?“
    „Es existiert kein Gesetz dieser Art, nein. Aber der Schicklichkeit wegen, also aus gesellschaftlichen Gründen, wäre das höchst ungewöhnlich, höchst ... “
    „Gibt es etwas, das Sie uns über den Club verschweigen, Mr Grosse?“ Amariah glitt behutsam mit dem Zeigefinger über die schwarzen Linien des Drucks. „Wird das Haus für andere ... Amüsements genutzt?“
    „Gütiger Himmel, nein, Miss Amariah!“, erwiderte der Anwalt mit rotem Kopf. „In dem Club wird ausschließlich gespielt und gewettet - und das ist verrucht genug für Damen wie Sie!“
    „Die Welt kann manchmal verrucht sein, Mr Grosse, selbst für Damen.“ Amariah erhob sich und schüttelte ihren Rock
    aus, während Cassia und Bethany sitzen blieben. „Würden Sie uns bitte für einen Augenblick entschuldigen, Sir?“ Grummelnd stand der Anwalt auf, kam hinter dem Schreibtisch hervor und schritt, seufzend gen Himmel blickend, zur Tür hinaus.
    Kaum waren die Schwestern allein, ließ Amariah sich auf dem väterlichen Ledersessel nieder und erhob wieder das Wort: „Nun, ich vermag im Augenblick nicht einzuschätzen, ob wir das große Los gezogen haben oder ob uns die größten Schwierigkeiten bevorstehen.“
    „Es ist das große Los! “ Cassia erhob sich und begann unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. „Vater ermöglicht uns mit seinem Club, ein unabhängiges Leben zu führen“, fuhr sie begeistert fort, „und seine Arbeit fortzusetzen! Und überdies könnten wir in London leben, der interessantesten Stadt weit und breit!“
    „Wir müssten unendlich viel in Erfahrung bringen, Cassia. Wir sind nur wenige Male in London gewesen und wissen nichts über die Stadt und an welche Regeln man sich zu halten hat.“ Amariah erhob den Zeigefinger. „Und wir haben keine Freunde dort, an die wir uns wenden könnten. Wir wüssten nicht einmal, zu welchem Fleischer oder zu welcher Schneiderin man geht. Und wir haben nicht die geringste Ahnung, wie man einen Club wie ,Whitaker’s‘ betreibt und auf welche Weise er Geld erbringt.“
    „Wir könnten es lernen, Amariah.“ Bethanys Augen leuchteten. „Wir sind nicht dumm.“
    Amariah brachte sie mit einem mahnenden Blick zum Schweigen. „Ebenso könnten wir uns zum Gespött der Leute machen, Bethany. Und wir kennen die Geschäftsführer des Clubs nicht und wissen nicht, ob Vaters Vertrauen in sie berechtigt war. Mr Grosse deutete bereits an, dass das Etablissement nicht mehr so gut lief. Wer weiß, warum.“
    Cassia wedelte mit der Hand durch die Luft, als wolle sie sämtliche im Raume stehenden Bedenken der Schwester verscheuchen. „Wir müssen Handwerker engagieren, die das
    Haus in Schuss bringen, damit es an alte Zeiten anknüpfen kann. “
    „Wo sollten wir diese Leute finden, Cassia? Ganz davon abgesehen, dass wir nicht einmal wüssten, wie man diese schrecklichen Spiele spielt, mit denen Papa seine Wohltätigkeit bezahlt hat.“
    „Das werden wir lernen“, sagte Cassia beharrlich. „Erinnere dich an die Dinge, die Vater uns beigebracht hat -Latein, Griechisch, Geografie und Mathematik sowie all die anderen Fächer, die Mädchen gemeinhin vorenthalten werden. Wir dachten, er habe im Scherz gesprochen, als er verkündete, dass unser Wissen unsere Mitgift sein würde. Jetzt glaube ich, er hat es wirklich ernst damit gemeint.“ Amariah sah sich die Abbildung des Hauses an, die noch immer auf dem Tisch lag, und legte die Stirn in Falten. „Einen Club zu führen ist etwas anderes, als
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