Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck
Autoren: Miranda Jarrett
Vom Netzwerk:
stand. Selbst als Richard die hundert Pfund an den Assistenten entrichtete und man die Adresse aufschrieb, an die das Bild geliefert werden sollte, nahm man nicht weiter Notiz von ihm. Jetzt, da das Werk auf dem Boden stand und an die Wand gelehnt war, schien die Wahrsagerin ihm höhnisch zuzulächeln, wie er so töricht hatte sein können, viel zu viel Geld für sie zu bezahlen.
    „So sieht es also bei Ihnen aus, wenn Sie die Gelegenheit zu Ihrem persönlichen Vorteil nutzen!“, sprach ihn der Rotschopf von der Seite an. Ihre Wangen glühten, und ihre blauen Augen funkelten gefährlich vor Wut. „Ich sagte Ihnen doch, dass ich dieses Gemälde haben wollte, Sir, und Sie haben es mir aus schierer Boshaftigkeit gestohlen. Sie haben sich darauf gestürzt und es sich gekapert wie ... wie ein Pirat, Sir!“
    „Ich habe mir gar nichts gekapert“, protestierte er. „Ich habe rechtmäßig für das Bild geboten, und jetzt muss ich dafür bluten, das Privileg gehabt zu haben, es zu ersteigern. Zeigen Sie mir einen Piraten, der so vorgehen würde.“
    Sie kniff die Augen zusammen und schwang drohend den gerollten Katalog in der Hand, als wäre er ein Dolch. „Dennoch sind Sie nicht viel besser, Sir. Ihr Benehmen ist diebisch, unverbesserlich und niederträchtig und ohne den geringsten Sinn für Anstand!“
    „Und wenn Sie mich überboten hätten? Würden Sie sich dann auch einen Piraten schimpfen?“, wollte er wissen. „Ich komme aus einer Gegend, wo Seeräuberei sehr ernst genommen wird. Wäre das Gemälde dann Ihre rechtmäßige Beute geworden anstatt meine - ausstaffiert mit Ihrer Korsarenflagge, damit es auch kein Missverständnis bezüglich Ihrer Person gibt?“
    Sie keuchte und rang derart stotternd vor überschäumender Wut nach den passenden Worten, dass er fast hätte lachen müssen. Stattdessen, wider seinen gesunden Menschenverstand, erfasste ihn Mitleid für sie.
    „Wenn Sie mir versprechen, das Schwert stecken zu lassen, Mädchen, bin ich gewillt, bei einer Tasse Tee oder Schokolade Frieden mit Ihnen zu schließen.“
    „Mit Ihnen Tee trinken gehen, Sir?“ Winzige rote Locken hatten sich aus dem Knoten an ihrem Nacken gelöst und bebten auf Schläfe und Stirn, als spiegelten sie die Wut wider, welche die junge Frau bis in die Zehenspitzen zu empfinden schien. „Mit Ihnen Tee trinken, nach dem, was Sie mir angetan haben, Sir?“
    „Ja, das war meine Absicht“, erklärte er, wobei seine Geduld nun allmählich dahinschwand. „Obwohl Sie es mir verdammt schwer machen, gefällig zu sein.“
    „Sie haben es erfasst, schließlich habe ich nicht die geringste Absicht, Ihnen gefällig zu sein, Sir. “ Sie warf einen letzten Blick auf das Bild. „Mit Ihnen Tee trinken gehen, ha! Selbst wenn Sie plötzlich den galanten Gentleman spielten und mir das Gemälde überließen, würde ich nicht zustimmen, mit Ihnen Tee trinken zu gehen. “
    „Aber ich bin ebenso wenig ein verfluchter geckenhafter Galan, wie Sie mir gefällig sind“, versetzte er gereizt. „Das Werk gehört mir, rechtmäßig mir, und das wird auch so bleiben. “
    „Ich brauchte keine Wahrsagerin, um zu wissen, was Sie antworten würden.“ Mit wenigen ruckartigen Bewegungen band sie sich die Hutschleife unter dem Kinn neu. „Sie können sich die Dinge gefügig machen, so viel Sie wollen, Sie Piratenkapitän, doch irgendwann werden Sie erkennen müssen, dass das Glück Ihnen abhanden gekommen ist.“ Stirnrunzelnd sah er ihr nach, wie sie auf den Ausgang zurauschte. „Soll Ihre Bemerkung ein Fluch sein, oder haben Sie mir die Zukunft vorausgesagt?“
    Sie blieb stehen und schaute über ihre Schulter zu ihm hinüber. Ihre Augen leuchteten so faszinierend blau, dass ihm fast ein Schauer über den Rücken lief. „Das werden Sie für sich selbst entscheiden müssen, finden Sie nicht?“
    Sie entschwand durch die Tür, und Richard kehrte gemächlichen Schrittes zu seinem Gemälde zurück. Vermutlich würde er den Rotschopf nicht Wiedersehen, nicht in einer Stadt, die so groß war wie London. Er weilte erst seit weniger als einer Woche in der Metropole, und schon war es zu einer solch seltsamen Begegnung gekommen.
    Segen oder Fluch? fragte er sich insgeheim und fuhr gedankenverloren über den vergoldeten Rahmen des begehrten Bildes.
    „Guten Tag, Pratt“, begrüßte Cassia den alten Angestellten, während dieser ihr die Tür von „Penny House“ aufhielt. „Ich hoffe, dass meine Schwestern Ihnen das Leben heute nicht zu schwer gemacht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher