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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition)
Autoren: Hannsdieter Loy
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siebenundvierzigeinhalb bis
achtundvierzig. Bemerkenswert.«
    Bruni gab das Wort an Huawa weiter, der aufgeregt pumpte wie ein
Käfer vor dem Abflug. Erst jetzt fiel Rico zum ersten Mal auf, dass der Huawa
auffallend große, abstehende Ohren hatte.
    »Absolut«, sprach Huawa. Er musste den Ausdruck von Ottakring
adoptiert haben. »Wir haben alle bisher Verdächtigen überprüft. Keiner hat
solch große Füße.« Huawas Ohren klappten um Millimeter vor und zurück, als er
sich geheimnisvoll räusperte. »Es könnte natürlich auch eine Frau mit dieser
Schuhgröße geben.«
    Bruni breitete in einer hilflosen Geste die Hände aus und ging nicht
näher darauf ein.
    »Kratzspuren«, erwähnte er, »wir haben überall Kratzspuren gefunden.
Am Parkett, am Türrahmen, an den Bettpfosten. Und Katzenfutter.
Selbstverständlich haben wir sofort an eine Katze gedacht. Sie muss eine Katze
gehabt haben. Doch das haben wir wieder verworfen. Erstens war die Wohnung
verschlossen. Kein Spalt für eine Katze, kein Schlupfloch, was für Katzenhalter
sehr unüblich wäre. Kein Katzenklo. Und doch lagen überall kleine
Kotbröckelchen herum. Nicht von einer Katze. Wie von einer Ziege oder einer
Gämse, nur wesentlich kleiner. Und geruchlos. Hier.«
    Er entnahm dem Koffer ein in Folie geschweißtes Plättchen, auf dem
die winzigen ballförmigen Kügelchen aufgetragen waren.
    Rico nickte wie abwesend. Er wusste nicht recht, was er mit diesem
Indiz anfangen sollte.
    »Dandlberg!«, platzte Chili dazwischen. »Wenn da ein Tier war, egal
was für eines, und es gab keine Öffnung in der gesamten Wohnung, dann war er
der Letzte, der es gesehen haben muss. Er hat mir nichts davon gesagt.« Sie
blickte Rico nachdenklich an. »Ich denke, ich nehme ihn mir noch mal vor.«
    War es wirklich nur Nachdenklichkeit, die in ihrem merkwürdig
befangen machenden Blick lag? In der Kürze des Augenblicks war Rico sich nicht
sicher, ob es nicht schlecht vertuschte Verliebtheit war. Er musste sich hüten.
So schön die Nacht mit ihr war, eine anhaltende Affäre mit einer Mitarbeiterin
war nicht das, wonach er strebte.
    »Des Viech könnt sich zur Tatzeit natürlich auch draußen aufgehalten
haben«, wandte Huawa überlegen ein. »Es hat reinwollen, aber alles war zu.«
    Rico Stahl wusste nicht, wohin die ganze Diskussion führen sollte.
Doch es war wichtig, jeder noch so kleinen Spur nachzugehen. Dunkel meinte er
sich zu erinnern, dass Clara einmal ein Tier erwähnt hatte. Er wusste nur
nicht, welches. Sollte Chili ruhig noch einmal nachforschen.
    »Jetzt nur noch eine Sache«, sagte er zum Schluss der Sitzung. »Der
Mord hat schon großes Aufsehen in den Massenmedien erregt. Doch was wir bisher
erlebt haben, dürfte erst der Anfang sein. Der Pressesprecher des Präsidiums
kann es alleine gar nicht schaffen. Die Journalisten wollen den direkten
Kontakt. Es wird am einfachsten sein, wenn Chili Toledo und ich das mit
übernehmen.«
    Als die anderen den Raum verlassen hatten, sprach Rico noch eine
Weile mit Chili. Beide fühlten sich nicht wohl im Zweiergespräch, das nur
Dienstliches behandelte. Sie kamen überein, am nächsten Morgen eine
Pressekonferenz abzuhalten. Er hoffte, bis dahin mehr Klarheit zu haben. Weit
mehr Klarheit.
    Kaum war Rico in seinem Büro, griff er zum Hörer und drückte die
Taste mit dem Kürzel für seinen Vater.
    »Ich falle gleich mit der Tür ins Haus«, sagte er. »Du hast mir
freundlicherweise einen Tipp gegeben, dass Hummer sich heftig um Clara bemüht
haben soll …«
    »Genau«, wurde er unterbrochen. »Ich hab nach unserem Gespräch in
meinem Gedächtnis nachgekramt. Der Uly muss ihr nach ihrer Scheidung von Luger
sogar einen hohen Geldbetrag dafür geboten haben, dass sie ihn heiratet. Mit
Geld meine ich richtig Geld. So was wie zehn Millionen Dollar. Erst seine
Scheidung, hat er ihr vorgeschlagen, und dann die Heirat. Hat er mir selbst bei
einem Glas Wein verraten.«
    Der Redefluss stoppte. Rico hörte seinen Vater schwer atmen.
    »Irgendwann waren wir in der Arena und haben nach einem Spiel feudal
gespeist. ›Du bist ganz blass‹, hab ich ihm gesagt. ›Hat dich das Spiel so
mitgenommen?‹ Er hat mich böse angeschaut und nur gesagt. ›Ich hab ihr viel
Geld geboten. Doch sie hat mich ausgelacht. Sie will ihre Freiheit haben, hat
sie gesagt.‹«
    Heinrich von Stahl erstickte am anderen Ende fast unter einem
Hustenanfall.
    »’tschuldigung. Mein Asthma. Weißt du, was der Uly gesagt hat? ›Zehn
Mio‹, hat er zu mir
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