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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition)
Autoren: Hannsdieter Loy
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gesagt, ›viel Geld für eine verdammte Hure‹. Musst du dir
einmal vorstellen, Sohn, er nannte Clara Gray eine verdammte Hure. Ich glaube,
er hat vermutet, dass sie einen anderen hat. Dabei hat er sich so sicher
gefühlt mit ihr.«
    »Und du hast nicht die leiseste Ahnung, wer dieser andere sein könnte?«
    »Nicht die Spur. Es war nur so ein Gefühl von mir. Gesagt hat er
nix. Ich hab mir allerdings auch nie große Gedanken darüber gemacht.«
    Rico beendete das Gespräch möglichst rasch. Das war genau die Frage
gewesen, die er hatte stellen wollen. Und die Antwort, die er erwartet hatte.

SIEBEN
    Er nahm den Hörer zur Hand, um Loni Lorenzen anzurufen, seinen
Kollegen in Hamburg. Da platzte Bruni herein, ohne anzuklopfen.
    »Freilich haben wir jede Menge fremde DNA gefunden. Wir können vorläufig damit nichts anfangen,
solange wir keine Bezugsperson haben. Doch eine Spur interessiert uns
besonders. Der Täter scheint sich im Badezimmer die Hände gewaschen zu haben,
im Waschbecken waren winzige Partikelchen vom Blut des Opfers. Wie sonst
sollten sie dorthin kommen? Fremde DNA an der Seife. Auch ein paar Haare haben wir mitgenommen, die dort nicht
hingehören.«
    »Bruni!« Rico holte seinen Scharfrichterblick hervor. »Warum haben
Sie das nicht früher gemeldet? Wir hatten schließlich eine Besprechung.«
    »Ich hab’s selber grad erst aus dem Labor bekommen. Ihr Laien denkt
immer, so eine Analyse sei im Nu erledigt. In Wirklichkeit hat man am besten
ein Verhältnis mit der Laborchefin, um das Ergebnis zu beschleunigen.«
    Mit Loni Lorenzen, Kripochef in Hamburg, hatte Rico vor Jahren in
einer BKA -Angelegenheit zu tun
gehabt. Auf Wanderwegen in dicht bewaldeten Berggegenden zwischen Karwendel und
Watzmann ereignen sich rätselhafte Mordfälle. Manuela Strong, eine
vierundvierzigjährige Steuerberatergehilfin aus Geesthacht bei Hamburg,
verschwindet, während sie an einem Septemberwochenende allein den Breitenstein
besteigen will. Von dort aus hat man einen herrlichen Blick über das ganze
Voralpenland mit seinen Dörfern, Kirchen und Seen und hinüber zum Wendelstein.
An diesem Samstag ist die Sicht so klar, dass man den Münchener Olympiaturm in
der Ferne ausmachen kann.
    Als Manuela bei Einbruch der Dunkelheit noch nicht zu Hause in der
Riederinger Ferienwohnung ist und sich auch am Handy nicht meldet, verständigt
ihr Mann die Polizei. Am nächsten Nachmittag findet ein Suchhund die Leiche der
Frau, nackt bis auf eine Socke, das Gesicht zu Boden gewandt, kniend, als habe
sie um ihr Leben betteln müssen. Der Rücken und die linke Seite sind überströmt
von geronnenem Blut.
    Als Todesursache stellt der Gerichtsmediziner einen einzigen Stich
mit einer langen Klinge von hinten mitten ins Herz fest. Nichts deutet auf
sexuelle Gewalt hin. Der Mörder nimmt zwei Kreditkarten und wahrscheinlich
vierzig Euro Bargeld mit. Weitere hundertzwanzig, ihren Ehering und ein
bisschen Schmuck lässt er zurück.
    Es ist die zweite Tat in einer Reihe ähnlicher Morde. Nach seinem
fünften Mord wird Heiner Bischoff gefasst, ein Einheimischer, der bereits wegen
verschiedener Sexualdelikte vorbestraft war. Es stellt sich heraus, dass er der
Sohn einer äußerst dominanten Mutter ist, die ihn als Kind wieder und wieder
körperlich misshandelt hatte, und eines Vaters, der das Gleiche zumindest auf
psychische Weise tat. Heiner war ein Junge mit durchschnittlicher Intelligenz
gewesen, der wegen seines Stotterns ausgelacht wurde. Seine Kindheit war
gezeichnet von chronischem Bettnässen und Tierquälereien. Als Erwachsener
verwandeln sich Zorn und Frustration in unberechenbare Wutausbrüche und einen
schier unstillbaren Geschlechtstrieb. Warum Manuela Strong vor ihrem Tod
unversehrt bleibt, wird nie ermittelt. Der Täter hüllt sich in Schweigen.
    »Na denn«, sagte Loni Lorenzen am Telefon zu Rico Stahl, »ein sehr
bedauerlicher Anlass für unsere Zusammenarbeit. Aber sie war erfolgreich.«
    Lorenzens Waterkant-Akzent war gepflegt. Doch ein wenig fühlte sich
Rico an Jan Banane auf dem sonntäglichen Hamburger Fischmarkt erinnert.
    Rico erläuterte ihm sein Anliegen. Loni solle bitte herausfinden, ob
Bagrat Robinson, wohnhaft in Hamburg-Nienstedten, ein Verhältnis mit der
ermordeten Fernsehschauspielerin Clara Gray hatte. Ob dem Boxer ihr Tod bekannt
sei, ob er einen betroffenen Eindruck mache, wo er sich zum Zeitpunkt der Tat
aufgehalten habe. Und so weiter und so weiter. Das Übliche, was jedem Profi vertraut
ist.
    »Gut, wir
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