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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals
Autoren: Barbara Wood
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glücklich und aufgeregt. Und doch warnte mich gleichzeitig ein wohlbekannter Instinkt (schließlich war sie ja meine Schwester), daß all dies nicht ganz so war, wie es schien. »Was stimmt denn nicht?«
    »Ich kann es dir jetzt nicht sagen. Aber es ist einfach phantastisch. Ich muß es dir persönlich erzählen, nicht am Telefon. Kannst du nach Rom kommen?«
    »Natürlich nicht. Sei nicht albern.« Das war typisch Adele, ungestüm und launenhaft. »Ich kann nicht von der Arbeit weg. Jetzt sag mir doch erst mal, was pass…«
    »Ach, häng doch deinen doofen Job an den Nagel! Du mußt kommen. Hör zu, Lyddie, ich hab’s eilig…«
    Sie brach mitten im Satz ab und verstummte. Nachdem ich einen Augenblick gewartet hatte, sagte ich: »Erzähl weiter, ich höre dir zu.«
    Sie antwortete nicht.
    »Ehrlich, Adele, mach es nicht so spannend. Ich habe diesen unverschämt teuren Rückruf nicht aus Jux und Tollerei getätigt. Was auch immer du mir sagen willst, mach endlich den Mund auf. Ich habe keine Lust, dir die Würmer aus der Nase zu ziehen. Adele?« Die Leitung war tot. Ich nahm den Hörer von meinem Ohr und schaute erstaunt auf die Muschel. »Hallo? Adele? Vermittlung?« Ich tippte mit dem Finger auf eine Taste. Die Krankenhauszentrale meldete sich. »Mein Gespräch wurde unterbrochen«, erklärte ich. »Können Sie mich nochmals verbinden?«
    »Einen Moment bitte.«
    Ich wartete und horchte. Aus dem Hörer an meinem Ohr klang es wie Meeresrauschen. In der Leitung knackte es, und ich vernahm Atemgeräusche. Endlich meldete sich die Telefonistin wieder. »Es tut mir leid, Ihr Gespräch wurde nicht getrennt. Der andere Teilnehmer hat eingehängt.«
    »Was? Das kann nicht sein.«
    »Soll ich noch einmal versuchen, den Anruf durchzustellen?«
    »Aber Adele hat doch nicht eingehängt. Jemand hat uns getrennt.
    Vielleicht das italienische Fernamt. Oder irgend jemand vom Hotel.«
    »Bedaure, aber man sagte mir, Ihr Gesprächspartner habe aufgelegt. Soll ich Sie nochmals verbinden?«
    Ich zögerte einen Augenblick und überlegte blitzschnell, ob ich mit Adele hier vom Aufenthaltsraum der Krankenschwestern aus weiterdiskutieren sollte oder später von meiner Wohnung aus, wo ich ungestört war. »Nein«, erwiderte ich schließlich, »ich werde es später noch einmal probieren, danke.«
    Im Umkleideraum nahm ich schnell eine Dusche, zog mir Straßenkleidung an und gab Bescheid, daß ich eine halbe Stunde früher gehen wolle. Niemand hatte etwas dagegen.
    Auf der Ocean Avenue, die am Pazifik entlangführt, geriet ich in ein Nebelfeld, das sich wie eine weiße Wand vor mir auftürmte. Nach einem solchen Tag fand ich es richtig erfrischend. Ich freute mich auf einen ruhigen Feierabend in meiner gemütlichen Wohnung in Malibu in der Nähe von Los Angeles, wo ich mir die Zeit mit Hausarbeit oder Lektüre vertreiben würde. Meine Stunden nach der Arbeit waren nie besonders aufregend. Der heutige Abend würde da keine Ausnahme bilden. Abgesehen natürlich von dem Telefongespräch, das ich mit meiner Schwester zu führen beabsichtigte.
     
     
    Entnervt wartete ich mit dem Hörer am Ohr, während die Person am anderen Ende der Leitung jemanden suchte, der Englisch sprach. Nachdem ich beim Fernamt das Gespräch nach Rom bestellt hatte, war mir von der Telefonzentrale des Hotels Palazzo Residenziale mitgeteilt worden, daß Adele Harris nicht als Gast eingetragen sei. Daraufhin hatte ich die Vermittlung gebeten, mich mit irgend jemandem an der Rezeption zu verbinden, da es sich wohl nur um einen Irrtum handeln konnte. Mir schwante, daß dies einige Zeit in Anspruch nehmen würde, und so sank ich resigniert in meinem Sessel zurück.
    In Rom mußte es aufgrund der Zeitverschiebung bereits nach Mitternacht sein. »Hallo?«
    Die Stimme ließ mich zusammenzucken. Es hatte nur wenige Augenblicke gedauert, bis sich jemand auf englisch meldete. »Ja?« Ich setzte mich auf.
    »Sie wünschen Miss Adele Harris zu sprechen? Sie ist nicht hier, Madam. Sie hat das Hotel inzwischen verlassen.«
    »Sind Sie sicher? Wohin ist sie gegangen?«
    »Ich weiß nicht, Madam. Sie hat nichts darüber gesagt.«
    »Hm, tja, verstehen Sie, ich bin ihre Schwester. Ich rufe aus Amerika an. Ich habe gerade erst heute nachmittag mit ihr gesprochen, da befand sie sich in Ihrem Hotel. Sie muß eine Nachricht für mich hinterlassen haben. Eine Telefonnummer, unter der ich sie erreichen kann. Ganz bestimmt.«
    »Leider nein, Madam. Uns liegt keine Nachricht vor.«
    »Für
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