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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals
Autoren: Barbara Wood
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schon über den Operationstisch hinweg getan hatte, und kehrte dann auf seinen Platz neben mir auf der Couch zurück.
    »Das ist kein Hund, Lydia. Es ist ein Schakal. Ein ägyptischer Schakal. Und es handelt sich um eine Spielfigur.«
    »Eine was?«
    »Eine Spielfigur. Wie ein Dame-Stein oder eine Schachfigur. Und ich wette mit Ihnen«, – er blätterte in Windeseile die Buchseiten durch, wobei er Dutzende von farbigen Abbildungen überschlug, »ich wette mit Ihnen, daß es genau hier drinnen… Aha!« Er schlug mit der flachen Hand auf eine bestimmte Buchseite. »Hier ist er ja, unser Schakal.«
    Meine Augen weiteten sich vor Staunen. Wenn es nicht sogar dasselbe Stück war, das wir in Händen hielten, so war das auf dem Foto abgebildete doch ein nahezu identisches Gegenstück. Ich hörte aufmerksam zu, während Dr. Kellerman die kurze Beschreibung eines altägyptischen Brettspiels mit dem Namen »Hunde und Schakale« vorlas, das neben dem Foto von dem Elfenbeinschakal auf einer Abbildung zu sehen war. Das aus Ebenholz gefertigte Spielbrett war mit komplizierten Schnitzmustern verziert und mit symmetrischen Lochreihen durchbohrt. Das spitze Ende der Spielfigur steckte in dem Loch. Gewürfelt wurde mit Knöchelchen, die über das Weiterrücken der Spielfigur entschieden. Obgleich man heute nicht genau weiß, wie und nach welchen Regeln das Spiel damals gespielt wurde, gab es anscheinend mehrere Exemplare von jeder Figur – Hunde (die schon eher wie gewöhnliche Hunde aussahen) und Schakale. Womöglich wurden sie seinerzeit in ähnlicher Weise gerückt wie schwarze und weiße Dame-Steine. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. »Wenn die Figur echt ist, Lydia, dann, würde ich sagen, ist sie ziemlich wertvoll.« Dr. Kellerman reichte mir das Buch. Ich betrachtete mir genau das Pendant zu meinem Schakal. »Wenn das Stück wirklich aus dem alten Ägypten stammt, und ich wette, es ist so, dann haben Sie hier ein recht bemerkenswertes Souvenir.«
    »Ja, das scheint mir auch so.« Ich starrte verwundert auf den Elfenbeinschakal in meiner Hand. »Aber warum schickte sie es ausgerechnet mir? Ich bin gewiß keine Ägyptologin. Ich interessiere mich nicht einmal für solche Dinge.«
    »Interessiert sich Ihre Schwester dafür?«
    »Nicht daß ich wüßte. Aber sie hatte schon immer einen Hang zum Geheimnisvollen. Sie glaubte an Wahrsagerinnen und an die Kraft von Verwünschungen und Flüchen. Wahrscheinlich ist sie in Rom zufällig auf diese Figur gestoßen und dachte, sie könnte mich damit begeistern.« Aber ich runzelte die Stirn, als ich dies sagte, denn ich glaubte es selbst nicht. Nichts von dem, was ich bisher geäußert hatte, klang wahrscheinlich. An die einzige Erklärung, die ich mir für solch eine Geste vorstellen konnte, wollte ich nicht glauben: daß Adele nämlich versuchte, mir eine Botschaft zu übermitteln. »Ihre Schwester hat Sie aufgefordert, nach Rom zu kommen, sagen Sie? Und sie hat keinen Grund dafür genannt? Tja.« Er rieb sich das Kinn. Im Gegensatz zu den meisten Chirurgen seines Alters – er war in den Fünfzigern – trug Dr. Kellerman einen Bart. »In diesem Fall glaube ich, daß sie versucht, Sie durch eine List dazu zu bringen, nach Rom zu kommen. Aus irgendeinem Grund möchte sie Sie dort haben. Und aus irgendeinem Grund, in der Tat aus gutem Grund, mußte sie annehmen, daß Sie ihrem Wunsch nicht nachkommen würden. Deshalb hat sie einen Trick angewandt.«
    »Das klingt nicht plausibel, nicht einmal für Adele. Nicht nach vier Jahren. Sie würde schreiben. Und wenn es nur ein kurzer Brief wäre. Aber nicht…« Ich betastete den seltsamen Schakal. Dr. Kellerman schürte das Feuer. »Warum nicht?« Er kniff die Augen zusammen, um sie vor fliegenden Funken zu schützen. Er war einer der wenigen Menschen, Ärzte mit eingeschlossen, auf deren Meinung ich große Stücke hielt. Doch diesmal konnte ich mich nicht so recht mit ihm einverstanden erklären. »Ich weiß nicht. Ich weiß es einfach nicht. Sie wird bestimmt noch einmal anrufen.«
    »Möglich. Sagen Sie mir, werden Sie sich von ihr nach Rom locken lassen?«
    »Rom!« Ich lachte und berührte seinen Arm. »Wie albern! Wenn ich das täte, nach wem würden Sie dann Ihre Klemmen werfen, wenn die Dinge nicht laufen, wie sie sollen?«
    »Sie kommen nie raus, Lydia.«
    »Aber ich komme doch viel herum«, protestierte ich nachdrücklich.
    »Natürlich. Wollen wir doch mal sehen: Letztes Jahr waren Sie in Columbus, Ohio, für die
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