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Spiel der Schatten (German Edition)

Spiel der Schatten (German Edition)

Titel: Spiel der Schatten (German Edition)
Autoren: Michael Peinkofer
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Angehörigen werden …«
    »Sparen Sie sich die Mühe«, fiel Milo ihm ins Wort, »denn das Schuldnergesetz findet keine Anwendung.«
    »Ach nein?«, ätzte Brewster grinsend. »Und warum nicht, wenn es erlaubt ist zu fragen?«
    »Weil das Penny Theatre nicht länger schuldenbelastet ist«, entgegnete Milo. Er griff in die weite Jacke der Uniform und holte etwas hervor, das er dem Geldverleiher kurzerhand vor die Füße warf. Cyn stockte der Atem, als sie sah, dass es ein Bündel aus Zwanzig-Pfund-Noten war. »Hier sind fünfhundert Pfund, Gentlemen«, erklärte er grinsend. »Ich nehme an, diese Summe genügt, um die Hypothek auszulösen?«
    »W… was?«
    Brewster stand wie vom Donner gerührt. Auf das Geldbündel zu seinen Füßen starrte er wie auf einen giftigen Egel.
    »Ich sagte, dass …«, begann Milo von neuem.
    »Ich habe gehört, was du gesagt hast«, versicherte Brewster schnaubend, »aber ich will das verdammte Geld nicht, hörst du? Es kommt ohnehin zu spät.«
    »Mit Verlaub – nein, Sir«, widersprach Finlay in diesem Moment. »Wie Ihnen vielleicht entgangen ist, hat mich der Junge abermals daran gehindert, Mr Pence über die Folgen einer etwaigen Gesetzesübertretung zu belehren. Das mag vorlaut und ein wenig unverschämt sein, jedoch steht außer Frage, dass die Besitzübergabe damit hinfällig ist. Die Schuld ist eingelöst. Nehmen Sie sich von dem Geld, so viel ihnen zusteht, und sehen Sie zu, dass Sie das Haus verlassen, bevor der Besitzer mit Ihnen die Geduld verliert und die Polizei zu Hilfe ruft, die sich zufällig bereits vor Ort befindet.«
    »Das … das würden Sie nicht wagen!«, schnaubte Brewster, kochend vor Zorn. »Sie sind hier, um mir zu helfen, mein Recht durchzusetzen, Finlay, vergessen Sie das nicht!«
    »Ich diene dem Gesetz, Mr Brewster, nicht Ihnen«, erklärte der Polizist ungerührt.
    Man konnte sehen, wie der Zorn an Brewster nagte.
    Das Gesicht des Geldverleihers war zusammengeschnappt wie alter Gummi. Die schmale Oberlippe bebte, ebenso wie der Stock, den er in den Händen hielt. Die Augen, in denen es gefährlich zuckte, spähten nach den beiden Schlägern, die mit tief in die Gesichter gezogenen Mützen den Eingang säumten.
    »Das würde ich lassen«, riet Finlay ihm. »Sollten Sie auf den Gedanken verfallen, die Dienste dieser beiden zwielichtigen Gentlemen dort in Anspruch zu nehmen, sehe ich mich gezwungen, Verstärkung zu rufen – was für Sie bedeuten würde, dass Sie die nächsten fünf Jahre in Newgate verbringen, Mr Brewster. Nehmen Sie es wie ein Sportsmann. Die Schuld ist beglichen, das Penny Theatre verbleibt im Besitz von Horace Pence.«
    Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als unbeschreiblicher Jubel aufbrauste. Alfred und Hank rissen die Arme in Siegerpose und brüllten ihre Erleichterung laut hinaus, während Lucy und Nancy einander umarmten. Im Überschwang des Augenblicks wagte Lucy es sogar, ihrem Albert einen zarten Kuss auf die Wange zu hauchen – worauf dieser seine vermeintliche Schüchternheit aufgab und sie lange und innig auf den Mund küsste.
    Auch Cyn und Milo umarmten einander, und der alte Horace gesellte sich dazu, der den Puck auf den Arm genommen hatte und ihn wie zu früheren Zeiten sprechen ließ. »Mein lieber Junge«, rief er aus, und in leichter Abwandlung der Shakespeare’schen Verse fügte er hinzu: »Es ist der Puck, der lust’ge Geist, der dir seinen Dank erweist!«
    Cyn und Milo lachten, und zu viert legten sie eine Art Freudentanz hin, dem Brewster noch einen Moment lang angewidert zuschaute, ehe er sich abwandte und nach draußen stürzte, dicht gefolgt von seinen Schergen.
    »Danke, Constable«, wandte sich Milo an Finlay.
    »Sergeant«, verbesserten Cyn und Finlay wie aus einem Munde. Dann tippte sich der Polizist zum Abschied an die Krempe seines hohen Helmes und verließ das Theater ebenfalls – nicht ohne sich auf der Schwelle noch einmal umzudrehen und Cyn anerkennend zuzunicken.
    Sie konnte ihr Glück kaum fassen.
    Ihrem Vater und den anderen ging es wieder gut, das Penny Theatre würde im Besitz ihrer Familie bleiben. Und sie brauchte auch nicht an ihrem Verstand zu zweifeln, denn alles war genauso geschehen, wie sie es in Erinnerung hatte.
    Sie jubelten noch lange und ausgelassen, und Lucy ließ es sich nicht nehmen, zum Markt zu gehen und Zutaten für einen Pudding einzukaufen, der nach Befinden aller der größte und beste Pudding wurde, den sie je in ihrem Kochtopf gezaubert hatte. Erst sehr viel später,
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