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Spiel der Schatten (German Edition)

Spiel der Schatten (German Edition)

Titel: Spiel der Schatten (German Edition)
Autoren: Michael Peinkofer
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Lucy und stemmte in gespielter Entrüstung die kurzen Arme in die Hüften. »Du bist es, um die wir uns sorgen.«
    »Warum?«, fragte Cyn und blickte fragend von einem zum anderen, während sie ihre dumpf pochenden Schläfen massierte. »Was ist geschehen?«
    »Was geschehen ist?« Lucy holte hörbar Luft. »Nun hör sich einer das an, sie weiß es nicht einmal mehr! Davongelaufen bist du, das ist geschehen!«
    »Davongelaufen?«
    »Ja, weißt du es denn nicht mehr? Dein Vater lag im Fieber und du wolltest einen Arzt holen gehen.«
    »Ich erinnere mich«, versicherte Cyn nachdenklich. Zumindest darin stimmten sie überein. Von dem, was anschließend geschehen war, schienen sie allerdings sehr unterschiedliche Vorstellungen zu haben.
    »Seltsamerweise konnten dein Vater, Albert und Hank dich nirgendwo finden, obwohl sie den ganzen Tag über nach dir gesucht hatten. Sie fragten in allen Hospitälern im weiten Umkreis nach, aber niemand konnte sich erinnern, dich gesehen zu haben. Die Frage ist also, wo du tatsächlich gewesen bist!«
    Der Vorwurf in Lucys Stimme war nicht gespielt. Die Freundin schien wieder ganz die Alte zu sein, worüber Cyn unsagbar erleichtert war. Aber wie passte das zusammen? Wie fügte es sich zu dem, woran sie sich erinnerte?
    »Ihr … ihr habt nach mir gesucht?«, fragte sie und schaute verblüfft von einem zum anderen. »Was ist mit deinem Fieber, Vater? Ich dachte …«
    »Am Morgen, nachdem du aufgebrochen warst, war das Fieber plötzlich verschwunden, und Horace war wieder ganz der Alte«, antwortete Lucy an seiner Stelle.
    »Ist … ist das wahr?«
    »Ja, Kind.« Ihr Vater lächelte.
    »Aber … das Caligorium?«
    »Was soll damit sein?«
    »Es trägt Schuld an allem«, berichtete Cyn, die noch immer unter dem Eindruck der grausigen Ereignisse stand. »Umberto Caligore ist vom Wahnsinn besessen! Er ist im Besitz einer magischen Laterne, mit deren Hilfe er die Schatten der Menschen raubt! Er plant, auch die Königsfamilie zu seinen Dienern zu machen und die Macht über das Empire an sich zu reißen! Er will Krieg und Leid über die Menschen bringen und …«
    Sie unterbrach sich, als sie merkte, dass ihre Worte nichts als Unverständnis hervorriefen.
    »Armes Ding«, sagte Lucy in die Stille. »Sie ist noch immer nicht sie selbst. Irgendetwas muss ihr da draußen zugestoßen sein.«
    »Und ob mir etwas zugestoßen ist«, versicherte Cyn. Sie setzte sich erneut auf ihrem Lager auf, und diesmal hinderte ihr Vater sie nicht daran. »Das Caligorium ist mir zugestoßen. Ich bin dort gewesen, um den Puck zu holen, wie du es mir aufgegeben hattest, Vater. Aber dann wurde ich entdeckt und traf diesen Jungen, Milo. Ich überredete ihn dazu, dich freizulassen, wenn es mir gelänge, ihm zu zeigen, dass nicht alle Menschen böse sind und schlecht, und wir verbrachten einen Tag im Licht. Aber dann kamen die Grimmlinge und brachten mich zurück, und Caligore wollte auch mir den Schatten rauben. Dann gab es Tumult und Feuer und …«
    Wieder hielt sie inne. Zum Unverständnis in den Gesichtern der anderen hatte sich Bestürzung gesellt.
    »Ihr glaubt mir nicht, oder?«
    »Nun«, meinte ihr Vater. »Du musst zugeben, dass sich das, was du sagst, ein wenig … abenteuerlich anhört. Fast könnte es sich dabei um ein Bühnenstück handeln.«
    »Ein Bühnenstück? Aber nein, Vater, du verstehst nicht! Caligore hatte deinen Schatten geraubt und dich in einen anderen Menschen verwandelt. Euch allen hatte er die Schatten gestohlen«, fügte sie hinzu, an Lucy und die anderen gewandt. »Ihr wart nicht ihr selbst, gleichgültig und ohne jede Anteilnahme …«
    »Aber Kind«, widersprach Lucy, »was redest du da? Wir sind doch deine Freunde!«
    »Ich weiß, aber ich …« Cyn unterbrach sich, als ihr ein schrecklicher Gedanke kam. »Steht ihr etwa noch immer unter seiner Kontrolle? Hat Professor Caligore euch eingeredet, dass ihr so tun sollt, als wäre nichts geschehen? Sein Körper ist verbrannt, nicht wahr? Aber sein Schatten lebt noch immer weiter …«
    »Mein Kind.« Ihr Vater hob beschwörend die Hände. »Wovon, in aller Welt, sprichst du? Wir wissen nichts von diesen Dingen, und diesen Professor kenne ich nicht.«
    »Das ist nicht wahr! Dein Schatten hatte deinen Körper übernommen, und du hast für Caligore gearbeitet! Du wolltest, dass ich auch ein Schatten werde!«
    »Hm«, machte Lucy.
    »Hm«, stimmte ihr Vater mit ein.
    »Was soll das heißen?«, fragte Cyn.
    »Nichts weiter«, versicherte Horace.
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