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Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)

Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)

Titel: Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Autoren: Sönke Brandschwert
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den Zettel mit zitternder Hand auf den Tisch. Eine einsame Träne rollte über sein gerötetes Gesicht und zog eine feuchte Bahn. Sam nahm den Papierfetzen, der offenbar lieblos von einem Schreibblock heruntergerissen worden war. Bereits nach dem ersten Wort hörte sie auf zu lesen. Natürlich, Deborah konnte nur ein paar Worte Deutsch und hatte es auf Portugiesisch geschrieben. Enttäuscht warf Sam die Nachricht auf die gleiche Art und Weise wie Jan zuvor auf den Tisch. „Du musst es mir übersetzen“, stellte sie fest.
    Jan nickte, legte den Zettel so vor sich, dass er ihn lesen konnte, sagte mit brüchiger Stimme: „Ich liebe dich, aber ich kann nicht mit dir leben. Bitte rufe mich nicht an, auch nicht meine Mutter oder meine Freunde. Alles Gute, Deborah.“
    Zu der Träne gesellten sich zwei weitere. Nervös spielte er an seinem linken Ohrläppchen. Sam sah, dass Jan noch etwas sagen wollte, aber für den Moment von seinen Gefühlen überwältigt war und keinen Ton herausbrachte. Sie nahm seine Hand und hielt sie ganz fest.
    Eine Weile saßen sie schweigend da, bis der Kellner kam, um die Bestellung zu bringen. Jan begnügte sich an diesem Abend mit einem kleinen Salat. Da sie vor dem Treffen eine Stunde trainiert hatte, entwickelte sich bei Sam ein enormer Hunger und sie freute sich auf das Steak nach Art des Hauses.
    Als die Bedienung weg war, ergriff sie das Wort: „Als wir letzte Woche telefoniert haben, hatte ich den Eindruck, dass alles zwischen euch in Ordnung war. Auch vorhin am Telefon hast du nicht so geklungen, als würdest du dich mit schwerwiegenden Problemen beschäftigen.“
    „Es war ja auch alles in Ordnung“, gab Jan zurück. „Nein, war es wahrscheinlich nicht, aber ich dachte, dass es das war. Das dachte ich auch heute noch. Dann bin ich kurz in die Videothek gefahren, um Filme zurückzubringen, und als ich wiederkam, lag der Zettel da.“
    „Ihr habt euch also nicht gestritten?“, wollte Sam wissen.
    „Überhaupt nicht. Hin und wieder hatten wir kleine Diskussionen, aber das war alles kein Streit.“
    „Worum ging es denn bei den Diskussionen?“, hakte Sam nach.
    „Ach, Kleinigkeiten. Ich war der Meinung, dass sie nicht genug dafür tat, um Deutsch zu lernen. Manchmal, wenn ich mit ihr geübt habe, hatte ich den Eindruck, dass sie sich gar nicht bemühte. Das war natürlich Quatsch, aber du kennst ja meine Ungeduld.“
    „Hast du sie deswegen unter Druck gesetzt?“
    „Nein, keineswegs. Ich habe ihr nur klar gemacht, wie wichtig es ist, dass sie die Sprache kann, wenn sie hier bleiben möchte.“
    „Kann sie es anders aufgefasst haben?“
    „Nein“, entgegnete Jan vehement mit seiner angenehm sonoren Stimme.
    Für ein paar Sekunden sah Sam ihn an und überlegte, ob sie ihm ihre Meinung dazu besser vorenthalten sollte.
    Seit sie sich vor knapp sechs Jahren an der Uni kennen gelernt hatten, waren sie zu sehr guten Freunden geworden. Es gab niemanden, den sie so nahe an sich heranließ, niemanden, dem sie so viel von sich preisgegeben hatte wie Jan. Diese Verbundenheit basierte auf gegenseitigem Vertrauen.
    Beide hatten ihre Vergangenheit. Zwei Leben, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, und doch verband sie etwas, teilten sie diesen tiefen Schmerz und diese unbändige Wut auf die Welt, die es zugelassen hatte, dass ihnen so schlimme Dinge widerfahren sind. Obwohl es sich dabei um völlig ungleiche Erlebnisse handelte, war das Ergebnis das gleiche. Während Sam gleich zweimal ihre Eltern verloren hatte, war Jan mehrfach sowohl materiell als auch emotional ausgenommen worden.
    „Sag, was du denkst“, forderte Jan sie auf.
    „Ich denke, dass deine Art und Weise leicht missverstanden werden kann“, antwortete sie ehrlich.
    „Wie meinst du das?“, fragte er leise und ließ seinen Blick in ihren Augen ruhen.
    „Jan“, begann Sam vorsichtig, „du hast zu vielen Dingen deine feste Meinung und lässt keine andere zu. Ich weiß, du meinst es nicht so, aber manchmal erscheinst du in deiner Meinung regelrecht militant.“
    „Das glaub' ich nicht“, kam eine sehr schnelle, hitzige Antwort. Nach kurzem Zögern wurde seine Stimme wieder leiser: „Doch. Doch, du hast Recht. Ich halte oft an meiner Meinung fest und lasse manchmal keine Argumente gelten.“
    Sam konnte sehen wie sich seine schmerzerfüllten Augen langsam wieder mit Tränen füllten. Mit zitternder Stimme flüsterte Jan: „Ich hab' sie vergrault, oder? Mit meiner Art habe ich sie vertrieben.“
    Sie nahm
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