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Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)

Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)

Titel: Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Autoren: Sönke Brandschwert
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Verdammt, verdammt, verdammt!
    Licht. Ich brauchte Licht, wenn ich Stefan helfen wollte. Sollte ich doch versuchen, mein Auto zu holen? Aber wenn ich dabei selber im Schlamm stecken blieb, war damit niemandem geholfen.
    Doch irgendetwas musste ich tun. Ich ging in die Knie, und tastete mit meinen schlammverschmierten Händen nach seinem Gesicht. "Stefan", rief ich laut, mehrmals hintereinander. Nachdem ich die Wangen erfühlt hatte, tätschelte ich sie, während ich weiter den Namen meines Freundes rief.
    Als nach einer Weile keine Reaktion kam, tastete ich vom Kopf über seine Schultern bis zu seiner linken Hand, und suchte nach der Pulsader. An verschiedenen Stellen versuchte ich, etwas zu fühlen. Keine Chance. Ich legte meine Hand auf die Stelle, die ich für seinen Bauch hielt, in der Hoffnung, dass dieser sich hob und senkte. Aber er tat es nicht. Immer wieder sagte ich seinen Namen, aber es kam keine Reaktion. Ich merkte, dass mir sehr heiß war, obwohl es recht kalt und ich völlig durchnässt war. Ich zitterte, als ob ich Schüttelfrost hatte.
    Hier konnte ich nichts für ihn tun. Ich musste Hilfe holen, und das so schnell wie möglich. Meine Güte, lebte Stefan überhaupt noch? Eigentlich hätte ich vermuten müssen, dass er tot war, nachdem ich keinen Puls feststellen konnte. Aber wahrscheinlich bewirkte alleine mein Wunschdenken, dass ich davon ausging, dass Stefan noch lebte.
    Mehr rutschend als gehend erreichte ich mein Fahrzeug. Jetzt verschwendete ich keinen Gedanken mehr daran, ob meine Sitze nass oder gar dreckig wurden. Ich riss die Tür auf und ließ mich hinters Lenkrad gleiten.
    Nachdem ich den Motor gestartet hatte, trat ich die Kupplung durch und legte den Rückwärtsgang ein. Prompt würgte ich den Motor ab, als ich mit den nassen, aalglatten Sohlen meiner Businessschuhe von dem Pedal abrutschte. Musste denn alles schief gehen?
    Ich war den Tränen nahe, vielleicht vor Wut, vielleicht vor Angst um Stefan. Der nächste Versuch gelang besser. Mit durchdrehenden Rädern hüpfte der Volvo rückwärts. In Panik gab ich viel zu viel Gas, und als ich das Lenkrad herumriss, schleuderte das Auto regelrecht um die eigene Achse.
    Dann kam eine weitere Überraschung, dieses Mal zum Glück eine positive. In einiger Entfernung waren Blaulichter zu sehen, die sich schnell in meine Richtung bewegten. Da kam Hilfe! Welcher Grund auch immer sie herführte - sie würden helfen können. Vielleicht sollte ich Zeichen machen, damit sie nicht am Ende irgendwo abbogen, und mich deshalb gar nicht erst erreichten. Aber ich hatte keine Abzweigung gesehen, als ich gekommen war. Kurzerhand stellte ich den Motor wieder ab, und stieg aus. Den Regen bemerkte ich jetzt kaum mehr, obwohl er mit gleicher Intensität niederprasselte. Meine Erleichterung war einfach zu groß. Ich stellte mich breitbeinig hin und fing an, wild mit beiden Händen zu winken.
    Der erste Polizist schälte sich aus dem Einsatzwagen, noch bevor er richtig angehalten hatte.
    "Kommen Sie schnell", rief ich ihm zu. "Da hinten liegt ein Mann, der dringend Hilfe braucht." Dabei deutete ich mit dem Daumen hinter mich.
    "Haben Sie angerufen?", fragte eine feste, klare Stimme. Das Gesicht, das zu der Stimme gehörte, konnte ich nicht erkennen, da ich plötzlich von einer Taschenlampe geblendet wurde.
    "Nein, ich habe nicht angerufen. Aber da hinten liegt jemand, und ich glaube, er ist schwer verletzt! Sie müssen über Funk einen Krankenwagen rufen."
    Jetzt war ein zweiter Mann hinzugekommen. Er drehte sich sofort wieder um und verschwand im Polizeiwagen. Ich vermutete, dass er den Krankenwagen rief.
    Eine Taschenlampe wurde mir gereicht. "Hier, gehen Sie vor."
    Mit dem Lichtkegel der Lampe vor mir fiel es mir wesentlich leichter, durch den Sumpf zu stapfen. Dafür war es umso schwieriger, Stefan anzusehen. Er sah entsetzlich aus. Die Schädeldecke war in der Mitte gespalten. Die unbeweglichen Augen schienen mir stumm den Vorwurf zuzuschreien, dass ich nicht rechtzeitig gekommen war.
    Jetzt konnte ich mich dem Offensichtlichen nicht mehr verschließen. Vielleicht hatte ich es vorher schon gewusst, vielleicht hatte ich es nur nicht wahrhaben wollen. Die enorme Verletzung konnte unmöglich von einem normalen Sturz herrühren. Dies war kein Unfall gewesen. Verdammt!
     
    („Hals in der Schlinge“ gibt es zeitweise auf der Homepage des Autors kostenlos als eBook herunterzuladen.)
     
     
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