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Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)

Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)

Titel: Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
Autoren: Sönke Brandschwert
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ausstreckte. Die näherkommenden Fingerkuppen waren gelblich. Starker Nikotingeruch ging von ihnen aus. Bevor Kai das Kinn, das offenbar sein Ziel war, erreicht hatte, griff Sam nach dem Handgelenk und zog so heftig daran, dass durch Kais Körper ein Ruck ging. Dabei kam ohne Zögern ein kraftvoller Tritt in den Unterleib des Fremden. Der Mann krümmte sich augenblicklich, stöhnte kurz auf, schrie aber nicht, da ihm offenbar die Luft weggeblieben war.
    ‚Wenn du als erstes zuschlägst, kann dir keiner wehtun‘, dachte Sam. Solchen Typen musste man gleich bei der ersten Begegnung klar machen, dass sie sich besser nie wieder blicken ließen. Andernfalls wurde man sie nicht wieder los. Wie selbstverständlich griff Sam in die Haare des Mannes und schlug den Kopf auf das angehobene Knie. Ein hässliches Geräusch von brechenden Knochen machte klar, dass es ein wenig zu fest gewesen war. Es würde eine Weile dauern, bis der Kiefer wieder in Ordnung sein würde.
    Wimmernd sank Kai auf den Boden.
    Ohne Anspannung lehnte sich Sam ruhig atmend gegen den Türrahmen und wartete, bis der Fremde sich einigermaßen erholt hatte.
    Nachdem der Mann langsam und zitternd aufgestanden war, sagte Sam mit kaltem Tonfall: „Raus!“
    Ohne ein weiteres Wort öffnete Kai die Tür und zog sie von außen zu.
    Keine Drohung, keine Verwünschung, kein „Das wirst du noch bereuen“. Gut, er schien verstanden zu haben. Aber verdammt, der Boden war blutig. Sam seufzte und wollte gerade den Putzeimer aus dem Badezimmer holen, als das Handy klingelte. Obwohl ihr die Lust auf Kunden für heute vergangen war, blieb die Stimme beim Annehmen des Gespräches sanft und freundlich: „Hallo, hier ist die einzigunartige Lady Samantha, die all deine Träume wahr werden lässt.“
    „Ich bin immer wieder begeistert von deiner sexy Stimme“, kam Jans lachende Antwort. „Sag mal, darfst du eigentlich so harmlos klingen? Müsstest du nicht streng und hart klingen? Ich habe mich das schon oft gefragt.“
    „Ach, Jan“, entgegnete Sam, jetzt ebenfalls lachend. „Du hast einfach keine Ahnung von meinem Job.“
    „Das ist richtig, und ich will auch gar keine Ahnung davon haben.“
    „Dann darfst du uns Dominas aber auch nicht in ein bestimmtes Schema pressen. Warum rufst du eigentlich nicht auf der anderen Nummer an?“
    „Dann kann ich ja nicht deine sexy Stimme hören“, gab er zurück. „Sag mal, hast du Lust, heute Abend mit Deborah und mir essen zu gehen? Bald muss sie ja zurück nach Brasilien und wird erst wiederkommen, wenn wir geheiratet haben.“
    „Sehr gerne. Wo wollt ihr hingehen?“
    „Ich wollte mal wieder zum Italiener am Kaisertempel gehen.“
    Sam kannte das Restaurant in Eppstein, von dem aus man eine fantastische Sicht über den Ort hatte. „Das ist doch mal ein Wort. Um acht?“, schlug sie vor.
    „Ich weiß noch nicht, wann Deborah da ist. Sagen wir lieber um neun.“
    „Einverstanden.“
    „Gut. Ich freue mich drauf.“
    „Ich mich auch. Bis dann.“
    Sie legten auf und Sam entfernte, die Hände in schützende Gummihandschuhe gehüllt, die Sauerei im Flur. Hoffentlich war sie den Kerl wirklich los. Bisher waren es immer nur Möchtegerns gewesen, die es versucht hatten. Wenn sich irgendwann ein professioneller Ring an sie wenden würde, dann hatte sie ein ernstes Problem, aber das war bis dato weder ihr noch einer ihrer Kolleginnen passiert. Sam ärgerte sich über sich selbst. Wo war nur ihre Menschenkenntnis geblieben?
    Einmal, vor einigen Jahren, hatte sie einem Mann gegenüber gestanden, der sie mit einem Messer bedroht hatte. Kurz davor war eine Kollegin umgebracht worden, und die Situation hatte auf Sam noch bedrohlicher gewirkt als sie tatsächlich gewesen war. Sie hatte dem Mann das Messer mit einem schnellen Kick aus der Hand getreten, aber der kurzfristige Gedanke, dem Killer gegenüber zu stehen, hatte ihr trotzdem eine panische Angst eingejagt. Es war nicht der Mörder gewesen, aber seitdem war sie noch vorsichtiger geworden. Zum Glück hatte sie hauptsächlich Stammkunden und war nicht darauf angewiesen, ständig neue Männer an Land zu ziehen.
    In der Küche räumte sie eine benutzte Tasse in die Spülmaschine und bemerkte, dass es Zeit war, das Gerät anzustellen. Sie wählte das Programm und drückte die Starttaste.
    Während ein leises Summen und das Rauschen des Wassers erklang, nahm Sam den Stapel Werbung vom Küchentisch und warf ihn ärgerlich in die Kiste mit dem Altpapier. Warum gab es keinen
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