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SPIEGEL E-Book: Gutenbergs neue Galaxis: Vom Glück des digitalen Lesens (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Gutenbergs neue Galaxis: Vom Glück des digitalen Lesens (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Gutenbergs neue Galaxis: Vom Glück des digitalen Lesens (German Edition)
Autoren: Hilmar Schmundt
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veröffentlicht ProPublica auch E-Books , für weniger als zwei Dollar pro Text.
    Comics und Musikvideos als Journalismus? Auf den ersten Blick erscheint das die schlimmsten Befürchtungen kulturkritischer Apokalyptiker zu bestätigen: Das ist das Ende der Gutenberg-Galaxis, der Untergang des Abendlandes, reine Cleverle-Literatur, könnte man jetzt spenglern . Doch die Unterhaltsamkeit gehört zur Strategie. Die Recherchen von ProPublica sind aufwendig, die Themen nicht immer ganz einfach zu verstehen. Warum soll man es den Lesern, Hörern, Zuschauern nicht etwas leichter machen, in die Geschichten einzusteigen?
    Im Fall der Serie über die Tricks der Finanzbranche ging der Plan auf. Als US-Senat und Börsenaufsicht gegen das Bankhaus Goldman Sachs vorgingen, bezogen sie sich auf die Arbeit der Journalisten von ProPublica – und die bekamen für ihre Arbeit den Pulitzer-Preis . Es war das erste Mal, dass der Preis an ein Onlinemedium ging. Die „Huffington Post“ nannte ProPublica ein „Sondereinsatzkommando für öffentliche Belange“.
    „Unser Auftrag ist Journalismus, der Veränderungen herbeiführt“, sagt Stephen Engelberg. Zehn Jahre hat er bei der „New York Times“ als investigativer Reporter gearbeitet und dort ein Rechercheteam aufgebaut. Inzwischen sagt er, große Institutionen seien zu träge, hierarchisch, ineffizient.
    Die Redaktion von ProPublica ist überschaubar, ein Großraumbüro und ein paar Nebenzimmer, 40 Journalisten arbeiten hier, dazu 20 weitere Mitarbeiter.
    In den fünf Jahren seit der Gründung haben sie eine ganze Schrankwand mit Pokalen und Urkunden gefüllt. Auch die Vereinigung Investigative Reporters and Editors (IRE) hat Propublica ausgezeichnet. 20 Journalisten hatten recherchiert, bis sie belegen konnten, dass in Strafprozessen oft geschlampt wird, wenn es um die Feststellung der Todesursache der Opfer geht. Die Ergebnisse wurden wieder nicht nur in einem Artikel, sondern multimedial publiziert.
    Vorstand und Geschäftsführer von ProPublica ist Paul Steiger. In seinem Regal steht eine verbeulte Schreibmaschine. Steiger hat sie aus den Trümmern des Büros gerettet, aus dem er auf das World Trade Center schaute, bis zu den Anschlägen.
    Steiger ist seit mehr als 40 Jahren Journalist. Als Redaktionsleiter beim „Wall Street Journal“ war er dabei, als die Zeitung von Rupert Murdoch übernommen wurde. Seitdem wurde die Belegschaft halbiert.
    „Das goldene Zeitalter des investigativen Journalismus war Anfang der siebziger Jahre“, sagt Steiger.
    2006 meldeten sich Herbert und Marion Sandler bei Steiger. Ein Ehepaar mit Millionenvermögen und Interesse an gutem Journalismus. Sie boten Steiger zehn Millionen Dollar im Jahr, um eine „philanthropische Redaktion“ zu gründen, die zum Nutzen der Gesellschaft recherchieren sollte. Auch in Deutschland gäbe es Geld für diese Art von Journalismus – allein aus dem sogenannten „Rundfunkbeitrag“, früher GEZ-Gebühr genannt, ließen sich im Jahr beinahe tausend vergleichbare Redaktionen finanzieren.

Nicht angeborene Leseschwäche
    Die derzeit größte Hürde für das soziale Lesen ist der Dschungel aus inkompatiblen Formaten und hinderlichem Kopierschutz. Damit versuchen sich Verlage gegen Piraterie zu wehren. Das ist verständlich, aber vergebens. Es gibt längst abertausende Raubkopien im Netz. Für Kriminelle ist es leicht, den Kopierschutz zu knacken. Aber viele ehrliche Kunden sind genervt.
    Wie sich das anfühlt, erlebte ich im Februar 2013. Ich hatte mir Das Buch „1913“ von Florian Illies in einem deutschen E-Book-Laden im Netz auf mein Handy geladen. Der Preis von 17,99 Euro erschien mir deutlich zu hoch. Die gebundene Ausgabe kostet nur zwei Euro mehr, und ich kann mit ihr machen, was ich will, ich kann sie verleihen, verschenken, verkaufen, wenn ich will. Im Internet verkauften zu diesem Zeitpunkt viele Leser ihre gebrauchte Ausgabe für 13,33 Euro oder mehr. Digitale Bücher dagegen darf ich nicht verkaufen, warum auch immer.
    Ich fange also an zu lesen. Sehr unterhaltsam. Am nächsten Abend will ich das E-Book wieder aufrufen am Handy, bekomme aber nur eine Fehlermeldung: „Auf diesen Inhalt kann nicht zugegriffen werden“. Aha. Ich gebe mein Passwort ein, vergebens. Das Buch ist geschützt durch eine Software namens „Adobe Digital Editions“. Es bleibt gesperrt. Ich versuche es mit den anderen Büchern in meinem virtuellen Bücherregal. Ebenfalls gesperrt. Keine Telefonnummer, keine E-Mail-Adresse,
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