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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht
Autoren: Scott Westerfeld
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verspürte Tally nichts von der Energie, an die sie sich vom vergangenen Jahr her erinnerte. Die Fete kam ihr zahm vor, lustlos und beliebig. Die Uglies standen einfach nur herum, so verlegen und unsicher, dass diejenigen, die tatsächlich tanzten, aussahen, als ob sie sich viel zu große Mühe gäben. Alle wirkten schal und künstlich, wie Partyfiguren an einer Videowand, die darauf warteten, dass endlich die echten Menschen kamen. Aber es stimmte schon, was Shay immer sagte: Uglies waren nicht so hoffnungslos wie Blubberköpfe. Die Menge teilte sich sofort, alle machten Tally Platz. So picklig und zerklüftet ihre Gesichter auch sein mochten, die Augen der Uglies waren scharf, voller nervöser, stechender Aufmerksamkeit. Sie waren clever genug, um zu spüren, dass die drei Schlitzer anders waren. Niemand starrte Tally zu lange an oder erfasste, was sich hinter ihrer Plastikmaske verbarg, aber sie wichen bei der leisesten Berührung zurück, Schauer jagten ihnen über die Schultern, als Tally vorüberging, so als könnten sie die Gefahr wittern.
    Es war leicht, die Gedanken zu lesen, die über ihre Gesichter huschten. Tally sah Eifersucht und Hass, Rivalität und Verlangen, all das war in ihre Mienen und Bewegungen geschrieben. Jetzt, wo sie eine Special war, lag alles offen, wie ein Waldweg aus der Vogelperspektive.
    Sie merkte, wie sie lächelte und sich endlich entspannte. Sie war für die Jagd bereit. Hier Partyknacker ausfindig zu machen, würde einfach sein.
    Tally ließ ihre Blicke durch die Menge schweifen, auf der Suche nach denen, die irgendwie fehl am Platze wirkten, die ein wenig zu selbstbewusst waren, zu durchtrainiert und sonnengebräunt vom Leben in der Wildnis. Sie wusste, wie Smokies aussahen.
    Im vergangenen Herbst, zu ihren Ugly-Zeiten, war Shay in die Wildnis entflohen, um der Blubberkopf-Operation zu entgehen. Tally war ihr gefolgt, um sie zurückzuholen, und am Ende hatten sie beide einige lange Wochen im alten Smoke verbracht. Für ihr Überleben schuften zu müssen wie ein Tier war die reine Folter gewesen, aber die Erinnerungen daran kamen ihr jetzt sehr gelegen. Die Smokies strahlten eine gewisse Arroganz aus, sie hielten sich für etwas Besseres als die Menschen in der Stadt.
    Tally brauchte nur Sekunden, um auf dem überfüllten Gelände Ho und Tachs zu entdecken. Sie fielen auf wie zwei Kater, die durch eine watschelnde Entenschar gleiten.
    „Meinst du, wir sind zu auffällig, Boss?“, flüsterte sie und ließ das Netzwerk ihre Worte weitertragen.
    „Wieso denn auffällig?“
    „Die sehen alle so ahnungslos aus. Und wir sehen ... besonders aus.“
    „Wir sind ja auch etwas Besonderes!“ Shay schaute sich über die Schulter zu Tally um und ein Grinsen huschte über ihr Gesicht.
    „Aber ich dachte, wir sollten hier verkleidet auftreten.“
    „Das heißt doch nicht, dass wir keinen Spaß haben dürfen!“ Plötzlich verschwand Shay in der Menge.
    Fausto streckte die Hand aus und berührte Tallys Schulter. „Zuschauen und lernen!“
    Er war schon länger bei den Specials als Tally. Die Schlitzerwaren eine ganz neue Abteilung der Besonderen Umstände, aber Tallys Operation hatte am längsten gedauert. Sie hatte in ihrer Vergangenheit eine Menge Durchschnittsdinge gemacht und die Ärzte hatten ihre Zeit gebraucht, um all die angehäuften Schuldgefühle und Versagensängste wegzuschleifen. Zufällige Restgefühle konnten im Gehirn Verwirrung hervorrufen, und das wäre absolut specialfern. Macht beruhte auf eisiger Klarheit, auf der Sicherheit, zu wissen, wer man war, auf dem Schlitzen.
    Also blieb Tally bei Fausto stehen, um zuzuschauen und zu lernen.
    Shay schnappte sich einen Jungen aus der Menge und zog ihn weg von dem Mädchen, mit dem er gerade sprach. Sein Getränk ergoss sich über den Boden, als er empört versuchte sich zu befreien, aber dann fing er Shays Blick auf.
    Shay war nicht so hässlich wie der Rest von ihnen, das sah Tally jetzt, das lila Leuchten in ihrem Blick war auch durch die Ugly-Tarnung noch zu sehen. Als sie den Jungen dichter an sich heranzog, funkelten ihre Augen im Licht der Stroboskope wie die eines Raubtiers, und als sie ihn streifte, durchlief eine Muskelbewegung ihren Körper wie der Schlag eines Seiles.
    Danach schaute er nicht mehr weg, nicht einmal, als er dem Zufallsmädchen, das mit offenem Mund zusah, sein Bier reichte. Der Ugly legte Shay die Hände auf die Schultern, sein Körper passte sich ihren Bewegungen an.
    Die anderen Uglies sahen ihnen
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