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Spaziergang im Regen

Spaziergang im Regen

Titel: Spaziergang im Regen
Autoren: Alison Barnard
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Heimtrainer zu joggen.
    Sie ärgerte sich über die Tatsache, dass sie inzwischen öfter auf ihrem Heimtrainer lief als im Freien, aber sie hasste es, wenn sie beim Joggen erkannt wurde. Drinnen zu laufen war zwar nur halb so gut wie draußen, aber es war immerhin besser, als angestarrt oder, noch schlimmer, beim Jogging angehalten zu werden.
    Sie konnte es kaum abwarten, den Mietvertrag für ihr Haus in den Hügeln von Hollywood zu kündigen und zurück nach London zu gehen, obwohl Derek hier so glücklich war. Er hatte seine Gärtnerei verkauft, um bei ihr zu sein und auch, weil er diese Einkommensquelle gar nicht brauchte, aber seine andauernde Gegenwart begann an ihren Nerven zu zerren. Als sie vor einem Monat für drei Wochen in London gewesen war, um sich mit Jessas Agentin zu treffen, die ihr Zugang zur Hauptperson des Films verschaffen wollte, hatte er sich selbst eingeladen und die ganze Zeit über wie ein totaler Idiot benommen.
    Sie musste sich wirklich etwas wegen ihm einfallen lassen, aber er bot Gesellschaft und Sex, wenn sie es brauchte, und er wollte nicht mehr von ihr, als er auch von einer unbekannten Privatperson mit einem durchschnittlichen Gehalt gewollt hätte. Ihr war bewusst, dass dies fürchterliche Gründe waren, um eine Beziehung aufrechtzuerhalten, aber sie verabscheute den Gedanken, allein zu sein und nach einem neuen Partner suchen zu müssen.
    »Hallöchen Schatzi.«
    Als hätten ihre negativen Gedanken ihn herbeigezaubert, stand Derek plötzlich in der Tür zum Fitnessraum. Sein Haar fiel jungenhaft über seine Stirn, und sein schlanker Körper steckte in einer lässigen Jeans und einem fast durchsichtigen, weißen Hemd. Er war barfuß und hielt zwei seiner gesunden Joghurtshakes in den Händen. »Ich dachte, ich mache dir was Nettes als Belohnung fürs Training.«
    »Danke«, sagte Shara. In einem Zug trank sie den Rest des Mineralwassers, das sie aus dem kleinen Kühlschrank in der Ecke des Zimmers genommen hatte, und nahm den Shake entgegen. »Was hast du heute vor?« Dereks berufliche Untätigkeit faszinierte sie, obwohl sie eine angeborene Abneigung gegen Menschen hatte, die nicht für ihren Lebensunterhalt arbeiten mussten.
    Dereks Freunde in England und die kleine Clique, in der er sich hier bewegte, würden ihre Einstellung ohne Zweifel kleinbürgerlich und langweilig finden. Sie waren nicht berühmt, aber sie waren reich – die Kinder und Enkel von Hollywood-Legenden und einflussreichen Großanlegern, die ihre Bekannten danach bemaßen, welcher Tisch ihnen im jeweiligen In-Lokal zugewiesen wurde.
    »Brent fährt die Küste hoch, um sich mit einer Künstlerin zu treffen, deren Ausstellung er finanziert.«
    Shara vermutete, dass Brent Heywoods unrentable Galerie in Venice Beach nur dazu diente, Vernissagen zu veranstalten, über die dann Leute mit Namen wie Tiffany, Tory oder Justin schwärmen konnten, in ebenso unrentablen Zeitschriften mit exklusiver Kleinauflage. Von der Kunstwelt jedenfalls wurden diese Ausstellungen regelmäßig ignoriert.
    Diese Kunstmäzene, Avantgarde-Journalisten und die Künstler selbst schienen Teil einer südkalifornischen Elite, einer Schickeria mit Treuhandfonds. Derek kam zwar aus einem anderen Land, hatte sich aber erschreckend einfach und nahtlos in diese Szene eingefügt.
    Shara nahm an, dass die ›Fahrt die Küste hoch‹ an einem Haus am Strand endete, das den Eltern der Künstlerin gehörte. Dort würden Brent, Derek und mindestens ein makellos gebräuntes weibliches Wesen Champagner schlürfen oder sich ein paar illegale Drogen gönnen. Im Hintergrund würde das Demo einer unbekannten Band dudeln, das von einem Mäzen wie Brent bezahlt und in einem kleinen, unbedeutenden Hochglanz-Musikjournal – herausgegeben von einem Bekannten Brents – in die Höhe gelobt worden war.
    Derek würde erst kurz vorm Abendessen nach Hause kommen, ausgelaugt und in sich gekehrt oder aufgekratzt, redselig und geil – je nach Droge und Gesellschaft.
    Es gab keinen Zweifel daran, dass Derek attraktiv auf die Frauen wirkte, mit denen er gesellschaftlich verkehrte, aber Shara war sich sicher, dass er sie nie betrog. Derek liebte sie, also versuchte sie, sich dafür dankbar zu zeigen, anstatt über die Leere nachzudenken, die sie manchmal in ihrer Beziehung wahrnahm.
    Sie war überzeugt davon, dass sie einfach nicht für Beziehungen gemacht war, denn alle bisherigen hatten sich durch die gleiche Rastlosigkeit ausgezeichnet. Zumindest war Derek die Art
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