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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr
Autoren: Di Morrissey
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Mrs. Anderson hat ihm von Ihnen erzählt.«
    Mr. Richards freute sich sichtlich. »Sieh mal einer an. Ich sollte vielleicht vorbeisehen und dem Jungen hallo sagen, bevor ich weiterziehe.«
    »Bleiben Sie denn nicht über Weihnachten?«
    »Tja, ich muss noch ein paar Leute besuchen, im Auftrag von Bruder John. Aber ich könnte bis Weihnachten zurück sein, wenn Sie noch einen Platz am Tisch frei haben.«
    »Für Sie immer«, antwortete Gwen, und ihr Gesicht erhellte sich bei dem Gedanken, dass er mit ihnen feiern würde. »An Heiligabend findet übrigens ein großes Weihnachtssingen auf der Gemeindewiese statt. Es sind nur die Leute aus der Umgebung, aber es wird bestimmt sehr schön.«
    »Weihnachtslieder auf der Gemeindewiese. Das klingt gut. Ich bin auf jeden Fall dabei.«
     
    Am späten Nachmittag teilte Mrs. Anderson Phillip mit, dass Mr. Richards auf ihn warte. Phillip hatte mitgeholfen, eine Herde Schafe von einer Weide auf die nächste zu treiben, und war gerade erst auf die Veranda getreten, um sich die Stiefel auszuziehen.
    Er war selbst überrascht, wie sehr er sich über den Besuch freute. »Vielen Dank, Mrs. Anderson«, sagte er. »Danke.« Zu ihrem großen Erstaunen ging er dann auf Strümpfen davon, um den Gast zu begrüßen. »Servieren Sie uns doch bitte Tee in der Bibliothek«, rief er noch über die Schulter.
    Er schüttelte Mr. Richards erfreut die Hand und führte ihn ins Haus, wobei er sich wegen der Socken plötzlich doch unbehaglich fühlte. »Habe draußen bei den Schafen zu tun gehabt«, erklärte er, und Mr. Richards lächelte.
    »Das ist handfeste Arbeit, Mr. Holten. Erzählen Sie, wie ist es Ihnen ergangen?«
    »Setzen Sie sich doch bitte und holen Sie ruhig Ihre Pfeife heraus, wenn Sie wollen. Tja, was soll ich sagen? Mir geht es ganz gut, so weit. Gesund bin ich jedenfalls«, gab Phillip ausweichend zur Antwort. »Und selbst?«
    »Och, für einen alten Kerl, der nicht still sitzen kann, halte ich mich ganz gut.« Mit erhobenen Augenbrauen fügte er hinzu: »Muss da oben wohl jemanden geben, der auf mich aufpasst.«
    Die beiden tauschten sich kurz über den Preis für Wolle und Vieh aus, redeten darüber, dass die Weiden einen regenreichen Sommer nötig hätten, um sich zu erholen, und freuten sich über die allgemein gute wirtschaftliche Lage des Landes. Phillip fühlte sich so entspannt wie schon seit langem nicht mehr, als Mrs. Anderson mit Tee und Weihnachtskuchen ins Zimmer kam.
    »Ich habe mir erlaubt, den Kuchen etwas früher als gewöhnlich anzuschneiden, Mr. Holten, weil Mr. Richards doch so ein besonderer Gast ist«, erklärte sie. »Und dann habe ich Richie Bescheid gesagt, er soll runterkommen, um sich sein Stückchen Kuchen zu holen und Mr. Richards guten Tag zu sagen. Ach, Mr. Richards, er ist inzwischen so ein süßer kleiner Junge geworden. Er hat gerade erst wieder Geburtstag gehabt.«
    Bevor Phillip sich mit dem leichten Gefühl der Panik beschäftigen konnte, das in ihm aufzusteigen begann, klingelte in der Diele das Telefon. Er sprang auf die Füße. »Ich gehe schon, Mrs. Anderson.«
    In dem Augenblick, in dem er aus dem Zimmer eilte, erschien Richie an der gläsernen Verandatür, sah in die Bibliothek und drückte seine Holzlokomotive an sich.
    »Komm doch rein, Spätzchen. Hast du wieder mit der Lokomotive im Sand gespielt? Jetzt komm schnell, ich bürste dir den Schmutz ab und wische deine Hände an meiner Schürze sauber.«
    Während Mrs. Anderson sich an ihm zu schaffen machte, beobachtete der Kleine Mr. Richards aus dem Augenwinkel. Mr. Richards zwinkerte ihm zu und lächelte.
    »So, fertig«, verkündete Mrs. Anderson. »Jetzt bist du sauber genug, um Mr. Richards zu begrüßen und ein Stückchen Kuchen zu essen.«
    Richie drehte sich um und sah den alten Mann an, musterte dessen wettergegerbtes Gesicht, das dichte graue Haar, den Vollbart und die klaren blauen Augen. Er verzog den Mund zu einem scheuen Lächeln.
    »Hallo, junger Mann. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du nichts als ein kleines Bündel in einer Decke, und jetzt bist du schon fast ein richtiger kleiner Schafzüchter«, sagte Mr. Richards freundlich und betrachtete den Jungen von oben bis unten. »Ah … von Abby hat er Augen und Mund geerbt, dafür hat er aber Barneys Stirn und sein entschlossenes Kinn.«
    »Vielen Dank«, bedankte Richie sich höflich bei Mrs. Anderson, die ihm ein Stück Kuchen reichte. Dann ging er los, setzte sich neben Mr. Richards auf
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