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Spademan: Thriller (German Edition)

Spademan: Thriller (German Edition)

Titel: Spademan: Thriller (German Edition)
Autoren: Adam Sternbergh
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widerspenstige Frauen rekrutiert. Auf die unsanfte Art.
    Ziemlich weit hergeholt, schon klar, trotzdem notiere ich mir die Adresse, bevor ich mich auslogge.
    Den bekritzelten weißen Handschuh des Butlers knülle ich zusammen.
    Werfe ihn in einen Gully.
    Dorthin, wo ich vermutlich früher oder später auch landen werde.

5
    Es ist bereits dunkel, als ich unten am Ufer entlangmarschiere. Um die Uhrzeit nicht gerade die sicherste Gegend, außerdem führt die kürzeste Strecke zu Fuß direkt die Columbia Street runter. Aber ich kann mich immer noch nicht überwinden, durch die Columbia Street zu gehen.
    Persönliche Gründe.
    Also nehme ich die Panoramaroute, die sich durch Cobble Hill und Carroll Gardens windet, vorbei an Sandsteinhäusern mit geschwärzten oder mit Holzplatten verrammelten Fenstern. Gelegentlich brennt ein Lagerfeuer in einem Erker. Fast alle Bäume in diesen malerischen Straßen sind schon lange gefällt worden, entweder um sie zu verhökern oder um Brennholz daraus zu machen.
    Eine von Stümpfen gesäumte Straße.
    Wenn meine Stella doch nur sehen könnte, was aus unserem alten Viertel geworden ist.
    Meine Stella.
    Sie war meine Frau.
    Übrigens ist auch das nicht ihr richtiger Name. Ein Spitzname, der irgendwie hängen geblieben ist. Zumindest zwischen uns beiden.
    Ich vermeide unseren alten Wohnblock. Schlage einen weiten Bogen.
    Wie schon gesagt, Brooklyn mag ich am allerwenigsten.
    Schließlich erreiche ich den Brooklyn-Queens-Expressway, gehe darunter durch und wende mich in Richtung dessen, was früher mal Red Hook war.
    Sämtliche Stromkabel sind undicht, zerfressen und unbrauchbar, daher brennt hier keine einzige Straßenlaterne. Die Gegend ist finster, die Lagerhäuser baufällig, die Fenster wurden von gelangweilten Kids bei Zielübungen eingeworfen. Auf dem Asphalt stehen Lachen öligen Wassers, das die verstopfte Kanalisation ausgespuckt hat. Es stinkt nach totem Hund, und auf meinem Weg liegt tatsächlich ein toter Köter an einen Zaun gekettet, der vermutlich ein leeres Grundstück bewachen sollte, inzwischen aber vergessen, verhungert und verwest ist.
    Ein Fest für die Fliegen.
    Die Red-Hook-Version einer Willkommen -Fußmatte.
    Red Hook liegt direkt am Wasser, von manchen Stellen aus kann man sogar die Freiheitsstatue sehen. Vermutlich haben sich die Bewohner hier früher gefühlt wie in einer Grenzstadt, die Gegend war für sie ein Fluchtpunkt, als der Rest von Brooklyn mit Geld überschwemmt wurde. Doch dann wurde Red Hook tatsächlich überschwemmt. Vom Wasser. Und das nicht nur einmal. Die Flut hat hüfthohes Abwasser und mannshohe Schmutzspuren an den Häuserwänden hinterlassen. Drei Jahrhundertstürme innerhalb eines Jahrzehnts – das Viertel steckte schon lange vor Times Square in Schwierigkeiten. Und nach Times Square konnte man es dann ganz vergessen. Jeder, der ein Auto und einen Koffer besaß, machte sich auf in höher gelegene Gegenden.
    Trotzdem, es leben immer noch ein paar Leute hier. Die Armen, die keine andere Wahl haben und die man in Sozialbauten pfercht. Sture Hausbesetzertypen, denen es scheißegal ist, dass sie in einem verlassenen Reihenhaus wohnen, das größtenteils aus Schimmel besteht. Oder bestimmte Geschäftsleute, die bei ihren Machenschaften eine ruhige Nachbarschaft vorziehen. Seit der Flut stinkt das ganze Viertel so erbärmlich wie die Umgebung einer Fischfabrik. Und wie die Umgebung einer Fischfabrik befördert es das Gedeihen gewisser abseitiger Lebensformen.
    Mein Plan sieht vor, kurz im Köder & Rute vorbeizuschauen, ein paar Drinks zu kippen und ein paar Fragen zu stellen. Und vielleicht habe ich ja auch Glück und finde dort meine Persephone.
    Doch als ich gerade den halben Weg die Van Brunt Street runter bin, stoße ich auf die beiden Streifenwagen, die ich schon in Brooklyn Heights gesehen habe. Sie haben inzwischen noch Verstärkung durch einen Notarztwagen erhalten und stehen am Ende der Coffey Street unten am Valentino Pier.
    Die Blaulichter kreisen. Sie verwandeln die Sackgasse in eine Disco.
    Vor den Hauseingängen tummeln sich die üblichen Gaffer.
    Offenbar waren die Cops doch nicht zu Harrows Haus unterwegs. Trotzdem bin ich nicht scharf darauf hinüberzuspazieren, nur für den Fall, dass sie zufällig doch gerade in Sachen Lyman Harrow ermitteln sollten. Bis ich ein knisterndes Kommando aus dem Funkgerät eines Polizisten höre und mir klar wird, dass sie aus ganz anderen Gründen hier sind.
    Zwei Cops leuchten mit ihren Maglites
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