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SOULMATE (German Edition)

SOULMATE (German Edition)

Titel: SOULMATE (German Edition)
Autoren: Eileen Janket
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es in diesem extremen Zustand nicht tun wollte.
    »Finn?«, nuschelte ich leise. Er hauchte mir ein zärtliches »Ja?« ins Ohr, während er nach meiner Hand griff und mit meinen Fingern spielte.
    »Es ist … fast … fast 05.00 Uhr. Ich würd sagen, also, wir bleiben einfach hier und … und schlafen erstmal unseren Rausch ausch … äh ... aus.«
    Ich hatte schon Mühe, zu sprechen.
    Finn schloss seine wunderschönen Augen und presste die Lippen zusammen. Dann sah er mich mit einem enttäuschten Blick an: »Hm, okay.«
    »Okay«, wiederholte ich erleichtert und schmiegte mich an ihn.
    Ich fühlte mich zum ersten Mal nach langer Zeit vollkommen im Einklang mit dem Hier und Jetzt, konnte mich in den Augenblick fallen lassen, ließ die Gegenwart durch mich hindurchfließen und dachte weder an vergangene noch an zukünftige Dinge.
    Neben dem Alkohol war vor allem Finn für diesen Rausch verantwortlich, da war ich mir ganz sicher.
     
    Wir hatten Glück, fanden ein Schlafzimmer, das noch nicht in Beschlag genommen worden war, und torkelten hinein.
    Wir warfen uns gemeinsam auf das große, weiche Bett, das nach Limetten duftete. Mit einer bemerkenswerten Ungeniertheit zogen wir uns gegenseitig aus, bis ich nur noch mit T-Shirt und Slip und er nichts weiter als seinen Boxershorts bekleidet war. Wir krochen unter die Bettdecke und umwickelten einander mit Armen und Beinen. Finn machte keinerlei Anstalten, mich zu verführen, sondern driftete in Sekundenschnelle ins süße Land der Träume ab, was ich absolut verblüffend fand. Ich war doch erstaunt darüber und auch enttäuscht, aber ich hatte es ja so gewollt, zumindest hatte ich mir eingeredet, dass es besser sei, noch keinen Sex zu haben, wusste aber nicht mehr warum.
    Ich beobachtete ihn ein Weilchen, nahm seinen Geruch wahr, der jetzt stark vom Alkohol durchdrungen war und hoffte, dass er, wenn er wieder aufwachte, immer noch so sympathisch, so unglaublich süß und unwiderstehlich sein würde. Natürlich hoffte ich auch, dass er scharf auf mich sein würde. Ich beschloss, falls es so käme, würde ich ihn gewiss nicht enttäuschen. Dann fiel auch ich in einen tiefen Schlaf, der süß und traumlos war.
     
    Als ich nach ein paar Stunden aufwachte, lag ich ganz einsam und allein in einem riesigen Bett.
    Von Finn keine Spur …
    Hä? Wo war der Typ hin? Ich hatte doch noch schmutzige Pläne mit ihm ...
    Frust machte sich in mir breit.

    Auf einmal erschien mir alles wie ein schrecklicher Albtraum: Halbnackt und mit brennenden Augen lief ich auf Zehenspitzen durch die riesengroße, totenstille Wohnung, fror innerlich mindestens genauso schlimm wie äußerlich und fühlte mich verlassen wie der letzte Mensch auf Erden. Mir war hundeelend. Ich wollte mir einreden, dass ich einen ordentlichen Kater hatte, aber in Wirklichkeit war mein Selbstwertgefühl im Keller, was ein übles, sehr übles Gefühl war, und ich war - im wahrsten Sinne des Wortes - allein auf weiter Flur. Die Stille war beinah unheimlich. Die vielen Leute waren alle von der Bildfläche verschwunden, hier und da lag jemand auf einer Couch unter einem Haufen Jacken, schnarchte oder auch nicht …
    Ich tapste mit nackten, kalten Füßen in Richtung Küche, wo ich mir ein wenig Wärme und Geborgenheit für meine traurige Seele erhoffte. Die Vorstellung von heißem Kaffee war immer ein kleiner Lichtblick.
    Als ich schließlich nichts ahnend die geräumige Wohnküche betrat, bot sich mir eine völlig unerwartete Szene: Am Küchentisch saß Finn, komplett angezogen und ordentlich gekämmt, nippte an einem Glas Orangensaft und las dabei in einem Buch. Erschrocken und benommen, als wäre ich gegen einen Laternenpfahl gelaufen, stieß ich ein heiseres »Guten Morgen« aus.
    Scheinbar genauso überrascht sah er zu mir auf. »Hi, Valerie«, sagte er ohne eine erkennbare Gefühlsregung in seiner Stimme. »Ich habe echt mies geschlafen.«
    Er war also noch da, aber warum saß er in der Küche rum, statt mit mir im Bett ...
    In seinem Gesicht lag ein ernster, undurchsichtiger Ausdruck.
    Mir war durchaus bewusst, dass ich halbnackt dastand und mit meinem verschmierten Make-up und den zerzausten, abstehenden Locken ein erbärmliches Bild abgab, aber vor lauter Angst, er könnte sich einfach in Rauch aufgelöst haben, bis ich angezogen und zurecht gemacht zurückkehrte, blieb ich lieber, wie ich war.
    Ich setzte mich ihm gegenüber und konnte vor Nervosität kaum sprechen. Ich konnte nur bis ins Mark fühlen. Ich fühlte
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