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SOULMATE (German Edition)

SOULMATE (German Edition)

Titel: SOULMATE (German Edition)
Autoren: Eileen Janket
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bebende Hoffnung und dumpfe Angst, fühlte mich zerbrechlich wie eine dünne Glasfigur und rang nach guten Gedanken.
    »Ich hoffe, es lag nicht an mir, ich meine, dass du so schlecht geschlafen hast?« Mein Versuch, heiter zu klingen, war der reinste Rohrkrepierer.
    Er schüttelte nur stumm den Kopf und klappte das Buch zu.
    Verunsichert sah ich zum Fenster und schluckte. Der Morgen dämmerte schon. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war. Der erste Tag des neuen Jahres begann trüb und trostlos. Man konnte ahnen, dass Regen bevorstand.
    Willkommen 2010!
    »Ich habe von New York geträumt …«, begann er plötzlich.
    Ich sah ihn bedrückt an, weil ich keinen Schimmer hatte, warum er diese Bemerkung so ernst und düster klingen ließ.
    »Aber ich kann mich an fast nichts mehr erinnern, nur, dass ich durch dunkle Straßen gelaufen bin und sehr sauer war.« Er starrte auf sein zusammengeklapptes Buch. Ich bemerkte einen seltsam distanzierten Ausdruck um seine Augen herum, als hätte er sich auf einen gedanklichen Trip begeben.
    »Und was glaubst du, warum … warum du so sauer warst?«
    Er machte einen tiefen Atemzug, hielt für einen Moment die Luft an und stieß sie mit geschürzten Lippen wieder aus.
    Solange er den Blick gesenkt hielt und es nicht mitbekam, konnte ich ihn ausgiebig mustern. Es war erschreckend, wie sehr ich mich von ihm angezogen fühlte. Ich konnte nichts dagegen tun. Meine Bauchdecke fing an zu zittern. Ich schob meine eiskalten Hände zwischen meine Oberschenkel und versuchte möglichst normal auszusehen, zuckte aber zusammen, als er abrupt aufsah.
    »Keine Ahnung«, sagte er, blickte gedankenversunken vor sich, als wäre er aus irgendeinem Grund deprimiert.
    Ich war zweifellos ergriffen.
    Am liebsten hätte ich ihn umarmt und ganz fest an mich gedrückt und getröstet, aber das schien absolut unmöglich.
    »Finn«, fragte ich schließlich, schon ganz steif vor Kälte und Anspannung. »Wie wär's denn mit etwas Frühstück?«
    Er kräuselte nachdenklich die Stirn, und endlich lächelte er ein wenig.
    »Frühstück wär gut, schätze ich«, sagte er und machten einen Schnalzlaut.
    Zum Glück konnte er nicht wissen, dass ich genau in diesem Moment innerlich allen Göttern des Universums mindestens hundert Mal dankte.
    Ach, Mann. Wenn schon kein Sex, dann wenigstens gemeinsames Futtern.
     
    Es war nicht das erste Mal, dass ich bei Patrick übernachtet hatte. Patrick hatte diese Wohnung mit Kai und Samanthas Unterstützung von Grund auf umgestaltet. Ich hatte bei den Renovierungsarbeiten hin und wieder mitgeholfen. Es waren anstrengende Wochen gewesen und meist war ich bis zum nächsten Morgen geblieben, an dem es dann als Dankeschön ein opulentes Frühstück gegeben hatte. Deswegen kannte ich mich in der Küche gut aus und musste nicht erst lange suchen.
    Ich bereitete Finn und mir eine Kanne starken, duftenden, wohltuend heißen Kaffee zu. Dazu aßen wir vom kalten Buffet übriggebliebene Käsehäppchen und Obstkuchen. Eigentlich hatte ich keinen wirklichen Hunger, aber so konnte ich noch ein Weilchen mit ihm verbringen, bevor dieser ganze irre Traum endgültig ausgeträumt sein würde. So wie die Dinge lagen, gab es leider keinen wirklichen Grund für Optimismus.
     
    Die Stimmung zwischen uns wurde allerdings mit jeder Minute etwas besser, und Finns Laune schien sich zu meiner Freude aufzuhellen.
    Er begann zu erzählen, wie er im letzten Herbst Lenny in London bei einem Rockkonzert kennengelernt hatte, und wie sie zusammen mit zwei trinkfesten, schottischen Schwestern durch die Pubs gezogen waren. In jener Nacht sei ihm die Idee gekommen, für eine Weile in seine alte Heimatstadt Berlin zu ziehen, und Lenny habe daraufhin gesagt: »Cool, ey, come with me to Berlin, Man. Du kannst auch bei mir wohnen!«
    Lenny, der Spontane!
    Finn lachte auf einmal. »Dieser Typ!«, sagte er kopfschüttelnd. »Seine Welt ist wie ein Rollercoaster … eine Achterbahn. Ständige Aufregung und viel Auf und Ab.«
    »Ich weiß«, stimmte ich ihm zu. »Patrick erzählt mir oft von Lennys Spontanaktionen, oder ich krieg sie selber mit.«
    »Ja, aber ich mag ihn wirklich«, gestand er. »Er ist sehr, wie sagt man, ähm ... das Wort für ‚nicht geizig‘?«
    »Großzügig?«
    »Ja, genau!«
    Ich bin auch großzügig , rief ich innerlich, und ich könnte dich echt verwöhnen!
    Oh ja, ein Glück, dass man Gedanken nicht hören kann!
    Wir schwiegen eine kurze Weile.
    Finn schloss die Augen und fuhr sich mit den Fingern
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