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SOULMATE (German Edition)

SOULMATE (German Edition)

Titel: SOULMATE (German Edition)
Autoren: Eileen Janket
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überhaupt spielten, und dann war ihnen alles so egal, dass sie fast jeden Song verpatzten.
    Das Publikum buhte und schmiss mit Bierdeckeln, bis gar nichts mehr ging und die Band keinen Bock mehr hatte, auch nur einen Ton weiterzuspielen.
    Der kleine cholerische Geschäftsführer kam wie eine verschreckte Krabbe aus seinem Hinterstübchen herausgeschossen, lief vor Zorn feuerrot an und verweigerte den Jungs die lumpigen hundert Euro Gage, wie ich später erfahren sollte. Dass das keine so gute Idee war, sah er zum Glück sehr schnell ein, als Tom sich bedrohlich stramm vor ihm aufbaute.
    Tom kam immer mieser drauf und wollte verständlicherweise schnellstens raus aus dem Laden. Nachdem er mit Sven und Joe das ganze Equipment abgebaut und sein eigenes Zeug in seinem Wagen verstaut hatte, fragte er mich, ob ich Lust hätte, mit ihm um die Häuser zu ziehen. Mir kam dieses unerwartete Angebot sehr gelegen, denn schließlich suchte ich verzweifelt nach Zerstreuung.
    Ich hatte ständig Flashbacks, die mich mit aller Wucht an Finn erinnerten.
    Ich kam mir schon völlig bescheuert vor.
     
    Im ‚Point Break ‘, einer Art Hardrock-Kneipe,blieb Tom verdächtig lange auf der Toilette. Ich wollte mir gerade einen Drink bestellen, als er endlich mit strahlendem Zahnpastalächeln auftauchte.
    »Verdammt! Ich such mir eine neue Band, Valerie, mir reicht‘s mit diesen Knalltüten. Ich hab keinen Bock mehr, echt, kannst du das verstehen?«, rief er mir laut zu und riss dabei die Augen weit auf.
    Der Barkeeper, ein glatzköpfiger, bulliger Typ mit allerlei Piercings im Gesicht, schaute Tom misstrauisch an.
    Wir bestellten mit übertriebener Höflichkeit zwei weiße Tequila und prosteten uns grinsend zu.
    »Du hast wahnsinniges Talent«, sagte ich anschließend mit voller Überzeugung. »Du solltest dich mit Leuten umgeben, die das zu schätzen wissen.«
    Tom nickte zufrieden. »Genau!«, sagte er und hob die Hand, um sich abklatschen zu lassen.
    Ich hielt mich zwar für komplett unzurechnungsfähig, weil ich mit Tom Nowak unterwegs war, genoss aber die lockere Stimmung zwischen uns, die mir wirklich gut tat und mich vor allem davon ablenkte, dass mir wegen Finn eigentlich zum Heulen zumute war.
    Die Musik war irre laut, die Luft heiß und stickig. Eine Weile lang beobachteten wir das Treiben auf der kleinen Tanzfläche. Eine nach Touristinnen aussehende Gruppe von jungen Mädchen zappelte sich die Seele aus dem Leib. Um sie herum geiferten einige Typen mit zu viel Nieten an der Kleidung wie ein Rudel ausgehungerter Wölfe und hofften wahrscheinlich auf Anschluss und mehr …
    Der Tequila brannte angenehm in meiner Kehle. Mein Kopf leerte sich so langsam …
    Tom bestellte eine weitere Runde. Wir kippten das Zeug runter, knallten die kleinen dicken Gläser auf den Tresen und lachten.
    »Hey!«, grunzte der Barkeeper böse. Er hatte scheinbar ein Image zu verteidigen. Tom machte ein demonstrativ unschuldiges Gesicht und schnitt gleich darauf eine Grimasse, und ich musste wieder losprusten.
    Wir beschlossen, dass das ‚Point Break‘ nicht nur heute Nacht ätzend war und wir besser weiterziehen sollten.
     
    Als wir draußen vor Toms altem Ford Fiesta Jahrgang anno dazumal standen und er mich mit seinen großen, dunklen Augen frech und einladend anfunkelte, ja, da fiel mir Finn schon wieder ein. Nie zuvor hatte mich jemand auf Anhieb so angetörnt, verdammt, und mich mitten ins Herz getroffen. Noch nie! Warum also jetzt?
    »In meiner Bude hab ich noch reichlich Bier. Wir könnten zu mir fahren.« Tom wippte ungeduldig auf der Stelle auf und ab, während er sprach. »Ich glaub, du warst noch nie bei mir, kann das sein?« Er sah mich erwartungsvoll an.
    Ich zuckte mit den Schultern, unsicher, wie ich mich ab jetzt verhalten sollte.
    »Ich mein, wenn du nicht willst, können wir auch woanders hin, kein Ding, sag einfach, was du willst.«
    Doch um 03.00 Uhr nachts und einem Pfeil im Herzen wusste ich nicht mehr, was ich eigentlich wollte. Auf keinen Fall wollte ich nach Hause, da war ich mir absolut sicher.
    »Na gut, dann lass uns zu dir fahren«, antwortete ich kurz entschlossen, und Tom schloss fröhlich pfeifend den Wagen auf.

    Als ich mit Tom auf seinem Futon lag und mich tatsächlich befummeln ließ, konnte ich mich kaum auf ihn konzentrieren. An der gegenüberliegenden Wand hing das Filmplakat von Francis Ford Coppolas ‚Dracula‘. Ich hatte den Film auf DVD und fand ihn ziemlich klasse. Bestimmt hatte ich ihn schon mindestens
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