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SOULMATE (German Edition)

SOULMATE (German Edition)

Titel: SOULMATE (German Edition)
Autoren: Eileen Janket
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durch seine weichen, glatten Haare, die im Tageslicht heller aussahen, als wären sie von blonden Haarfäden durchzogen.
    Ich beobachtete ihn verstohlen.
    Ein Frustgefühl stieg in mir auf, ein ätzendes körperliches Empfinden. In meinen Füßen beginnend kroch es, unangenehm wie Kälte, hoch bis in meinen Bauch, der sich krampfend zusammenzog, und krabbelte weiter aufwärts in Richtung Kehle, die mir zugeschnürt zu werden drohte.
    Die Härchen auf meinen Armen richteten sich auf, in meinen Ohren rauschte es, die Luft vor meinen Augen begann zu flimmern.
    Ich ahnte, was mit mir los war, oder mit der ganzen Situation: Finn benahm sich mir gegenüber völlig neutral. Keine Signale, keine Zeichen! Weder verbal noch nonverbal. Jene wichtigen, subtilen Botschaften, die einem grünes Licht geben, fehlten ganz und gar.
    Wie konnte das sein?
    Unsere heißen Tanz- und Knutscheinlagen schienen bei ihm keinen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben, als hätten sie schlichtweg nicht stattgefunden. Litt der Typ unter Gedächtnisverlust oder was?
    Die Party war ohne Zweifel vorüber, aber warum? Ich begriff nichts mehr …
    Meine Brust wurde zentnerschwer. Ich wollte mich in meine Moleküle auflösen und in den unendlichen Weiten des Weltraums für immer verschwinden. Warum hing ich hier überhaupt noch rum wie eine Idiotin, wie ein bemitleidenswerter Volltrottel, wie ein … ein naives, kleines Mädel, das zu spät checkte, was Sache war, nämlich, dass ihr Angebeteter nicht das geringste Interesse an ihr hatte.
    Auf einmal hatte ich große Sorge, Finn könnte bemerken, wie sehr ich auf ihn abfuhr. Das wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte cool sein - cool und souverän wie er - und mich nicht gedemütigt und verhöhnt fühlen. Doch von Sekunde zu Sekunde fühlte ich mich genau so.
    »Ich muss langsam los!«, sagte ich betont monoton und stand auf. Finn hatte den Mund voll und kaute geduldig. Er sah mich so entsetzlich unbeeindruckt an, dass mir fast auf der Stelle die Tränen gekommen wären.
    »Dann gehe ich mal mein Zeug zusammensuchen«, sagte ich Lässigkeit vorspielend.
    »Okay, Babe«, war seine absolut unpassende Antwort, die ich daraufhin erhielt. Für einen Moment starrte ich ihn fassungslos an.
    Ich bin leider nicht dein BABE! , dachte ich und trippelte niedergeschlagen aus der Küche, ohne mich ein letztes Mal umzudrehen, lief wieder durch den ganzen traurigen Müll, lief vornüber gebeugt mit fest um den Oberkörper geschlungenen Armen, versuchte angestrengt, normal zu atmen, damit mein Herz nicht stolperte, und stürzte endlich in »unser« Zimmer.
    Das große Bett stand mitten im Raum. So ein wundervolles Bett!
    Mir fiel jetzt erst die schöne grüne Satin-Bettwäsche auf. In diesem riesigen Bett mit der teuren Bettwäsche, die herrlich nach Limetten duftete, hatte ich mit ihm geschlafen, ohne mit ihm geschlafen zu haben. Tja, dumm gelaufen, Valerie!
    Ich suchte so hektisch nach meiner Kleidung, als hätte ich etwas unsäglich Peinliches angestellt und müsste schnell vom Tatort flüchten. Meine Jacke zu finden war wesentlich schwieriger, doch dann fiel mir ein, dass ich sie auf ein Fenstersims im Wohnzimmer gelegt hatte. Ich lief leise durch das futuristisch anmutende Mobiliar, das unkonventionell und wie zufällig arrangiert war, und schnappte mir meine Jacke.
    Da ich unter keinen Umständen einen verdächtigen Eindruck hinterlassen wollte, verabschiedete ich mich von der Türschwelle aus mit einem überschwänglichen »Bis bald dann, Finn« und begab mich auf den einsamen Heimweg durch das schmuddelige Neujahrswetter.
     
    Mittlerweile regnete es heftig, was mir aber ganz recht war. Sonne hätte ich nach einer derartigen Ernüchterung nicht ertragen können.
    Mein Kopf war voller wirrer Gedanken, die wie vom Sturm erfasste Herbstblätter ziellos durcheinander wirbelten:
     
    Ich muss unbedingt mal wieder meine Eltern besuchen … Heute Abend spielt ‚TurkTrash‘ im ‚High End‘ … Finn hat es mir echt angetan, kann‘s nicht leugnen … dämlicher, oberflächlicher Ami … Ich muss mir eine andere Frisur zulegen … Ich brauche Liebe … Viel zu lang schon spiele ich den unbeschwerten Single und bin in Wahrheit so einsam … Verdammt! Nein! Ich brauche niemanden, der mich verarschen will! … Muss mir langsam mal einen Plan machen … Ich hasse Pläne ... und den Rotstich in meinem Haar … Schon viel zu lang trete ich auf der Stelle herum … Ich sollte mir Toms Gig anschauen … Ja, mach ich! ...
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