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»Sorry, wir haben uns verfahren«

»Sorry, wir haben uns verfahren«

Titel: »Sorry, wir haben uns verfahren«
Autoren: Stephan Antje; Orth Blinda
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diesen neuen Service kam von der British Bunny Corporation, Sitz in London, die auf diese Weise ebenfalls einen Beitrag zum ›Internationalen Jahr des Tourismus‹ leisten will.«
    Pressemitteilung vom 19. März 1969
    (Ein Foto zeigt einen Lokführer im Führerstand, auf seinem Kopf ein Motorradhelm mit einer Art Fernsehantenne.)
    Â»Anweisungen und Kommandos über den neuen Nachrichtensatelliten Intelsat III sollen bei der Bundesbahn an die Stelle der seit Jahrzehnten üblichen ortsfesten Signale tre­ten. Zum ersten Male fährt am 1. April 1969 ein über Intelsat II direkt gesteuerter Zug von Hamburg über Frankfurt (Main) nach Stuttgart. Der Lokomotivführer trägt zu diesem Zweck einen Kopfhelm, ähnlich dem der amerikanischen Astronauten. Lediglich eine aufmontierte Antenne war für die Zwecke der Bundesbahn zusätzlich notwendig.«
    Pressemitteilung vom 20. März 1970
    (Ein Foto zeigt zwei Männer in weißer Ganzkörperumhüllung vor einer Lokomotive und mit einer Art Geigerzähler in der Hand.)
    Â»Mit besonderen Schutzanzügen ausgerüstet, unternehmen die Fachleute der Bundesbahn ihre letzten Messungen an der neuen mit Mondstaub-Energie betriebenen Lokomo­tive, die am 1. April 1970 von Kassel aus erstmals zu einer Fahrt durch das Bundesgebiet starten wird. Auf zahlreichen Bahnhöfen kann sie an diesem Tag während ihres Aufenthalts besichtigt werden.«
    Pressemitteilung, ebenfalls vom 20. März 1970
    (Ein Foto zeigt vier Frauen in Miniröcken und einen Mann mit Sonnenbrille, die sich um einen Briefkasten im Gang eines Zugwaggons drängeln.)
    Â»Ein Herz für einsame Herzen hat jetzt die Bundesbahn entdeckt. Nachdem es fast 135 Jahre lang der Initiative mehr oder weniger schüchterner Fahrgäste überlassen war, Reisebekanntschaften anzuknüpfen, werden vom 1. April an in einer Reihe von Fernzügen der Bundesbahn gewünschte Verbindungen mit äußerster Diskretion hergestellt. In ­jedem Wagen ist ein Rendezvous-Briefkasten angebracht, der nach jedem Bahnhof von einer Stewardeß geleert wird. Die Reisenden auf unserem Foto können ihre Neugierde kaum noch verbergen.«
    Pressemitteilung vom 17. März 1972
    (Ein Foto zeigt einen Schaffner mit Mütze, der seinen Kopf in ein Abteil steckt und ein gigantisches Ticket begutachtet. Gezeigt wird ihm das von einer nackten Frau, die auf den Polstern liegt, spärlich bedeckt von einer Handtasche.)
    Â»â€ºOben ohne‹, aber auch ›ganz ohne‹ kann man jetzt mit der Bundesbahn zum FKK-Strand ›Abessinien‹ auf die Nordseeinsel Sylt fahren. Für die besonderen FKK-Abteile, die ab 1. April 1972 in mehreren Zügen eingerichtet werden, gibt es besonders große Fahrkarten, die das bekleidete Zugbegleitpersonal lesen kann, ohne sich dabei den FKK-Fahrgästen im Adams- oder Eva-Kostüm allzu sehr nähern zu müssen.«



Kapitel 3
    Kleine Bahnfahrer-Kunde:
    Wer nervt denn da?
    Ein Bahnreisender ist selten allein. Und manchmal ziemlich genervt. Denn im Zug versammeln sich auf engstem Raum Mitmenschen mit erstaunlich vielfältigen Macken. Zehn Typen treten besonders häufig auf – zum Glück gibt es für (fast) jeden ein Gegenmittel.
    Der Steckdosenbesetzer
    Kaum hat er seinen Rollkoffer in der Ablage verstaut, reißt dieser Mitfahrer schon sein Notebook aus dem Handgepäck und sucht mit vor der Brust gehaltenem Stecker nach dem Stromanschluss. Pech für ihn, sollte der schon durch einen Sitznachbarn vergeben sein. Hat eine Verhandlung um abwechselndes Aufladen der Hightechgeräte keinen Erfolg, gibt er ein resigniertes Seufzen von sich, à la »Für die ersten drei Stunden wird der Akku wohl halten«. Mit hektischem Zweifingertippen klackert er unermüdlich auf der Tastatur herum. Bei erhöhtem Aufkommen in den Abendstunden verleiht dieser Bahnfahrertyp so jedem gemütlichen Großraum-Abteil ein stressiges Großraum-Büroflair. Er füllt öde Excel-Tabellen aus und stört sich nicht daran, dass sein mitlesender Sitznachbar ihn leicht an dem Briefkopf der Schriftstücke identifizieren kann. Da ist das Display der zweiten Variante des Steckdosenbesetzers meist spannender: Dieser hat einen Kopfhörer aufgesetzt und eine DVD in seinen Laptop geschoben, die immerhin für bewegte, wenn auch tonlose Bilder sorgt.
    Lieblingsaccessoire: USB-Stick
    Gesprächsthema: der Mangel an Steckdosen in
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