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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See
Autoren: Jan Braband
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murmelte er in das Kleid der Regentin und Margarete streichelte sein blondes Haar. »Es ist nichts Schlimmes, Erik«, antwortete sie, und es war wieder einer dieser Augenblicke, in denen sie darüber sinnierte, wie sehr sie den Kleinen mit politischen Angelegenheiten konfrontieren sollte. »Haben die Schweden dich wieder geärgert, Großtante?«, fragte Erik und er neigte seinen Kopf nach hinten, so dass er Margarete direkt ansehen konnte. »Das sollen die nicht tun! Ich bin doch jetzt ihr König, ich werde ihnen befehlen, dich nicht mehr zu ärgern!«. Margarete lachte und klopfte ihrem Großneffen auf die Schultern, »Nein, nein, Erik, dieses Mal sind es nicht die Schweden«. Mit ihrer rechten Hand streichelte sie ihm über das Kinn. »Mit unseren Schweden werden wir schon fertig, glaub mir. Genauso wie mit den hansischen Kaufmannsdeppen und dem ganzen Rest der Welt«.
    Erik nickte freudig und sein Blick fiel auf das schwere Silberkreuz, das Margarete immer um ihren Hals trug. Seine Finger fuhren über die kunstvolle Prägung und den porträtbemalten Elfenbeinstein in der Mitte des Kreuzes.
    »Schau es dir an, unser Reich«, hörte er Margarete sagen, die den Kopf mittlerweile wieder zum Fenster gedreht hatte. Erik schaute. »Ist es nicht schön? Hat dir schon jemand von Schonen 30 erzählt?«, wollte die Königin wissen. Erik schüttelte den Kopf. »Dort liegt ein prächtiges, altes Schloss«, begann Margarete zu erzählen, »neben einem kleinen Dorf direkt am Meer. Im September und Oktober kommen die Heringe aus allen Wassern zusammen und ziehen durch den Sund. Dann versammeln sich Fischer und Kaufleute aus der ganzen Welt in unseren schönen Landen und fangen die Fische. Und wie viele Fische. Es sind unzählige. Berge. Es sind so viele, dass man nur ins Wasser greifen muss und man hat einen zappelnden Hering in der Hand. So viele, dass man nicht umfallen kann, wenn man im Wasser steht«.
    Eriks Augen waren größer und größer geworden. »Wirklich?«, fragte er ungläubig. »Ja«, bestätigte Margarete, und es war eines der längsten Jas die Erik je gehört hatte, »früher bin ich häufig mit Olaf dort gewesen«, setzte die Königin fort und Erik bemerkte sofort, dass der Unterkiefer seiner Großtante zu mahlen begann. »Mit dem Olaf?«, wollte er wissen und tippte auf das Elfenbein-Porträt in Margaretes Silberkreuz. Das Lächeln der Königin wurde keineswegs geringer, bemerkte Erik. Aber die Augen irgendwie trauriger. Die Königin nickte langsam. »Er liebte es, wenn die Heringe zu Tausenden um seine Beine herumsausten«, erzählte sie, packte Erik an den Hüften und begann ihn zu kitzeln, »und saus und saus und saus«, rief sie, während Erik anfing lauthals zu brüllen vor Lachen.

    29 Nach skandinavischem Recht konnte es ohnehin nur männliche Thronfolger geben. Manchmal wird Margarete deshalb in historischen Quellen nur als Regentin erwähnt.
    30 Heute Südwestschweden. Lateinisch Scania, daher Skandinavien.

5 Dywig war immer noch als kleiner, winkender Punkt am Horizont zu erkennen und immer noch streckten Vater Giles, Jonathan und Corin am Heck stehend ihre Hände nach oben, um sich gebührend von dem Familienfreund zu verabschieden.
    Der mäßige Wind kroch durch Corins Haare. Der junge Giles genoss den Geruch des offenen Meeres. Er drehte sich um und bestaunte das riesige Hauptsegel, das von einer breiten Rah 31 am Mast herunterhing und soeben nochmals getrimmt wurde.
    Auf der Backbordseite 32 berührte die rot glühende Sonne gerade den Horizont. Halleluja, dachte Corin, was für ein Abenteuer. Das raue Meer, ein großes Schiff, Aufbruch zu neuen Ufern, das alles war wirklich der Inbegriff von Freiheit. Er hätte laut losbrüllen können vor Freude, doch da war es bereits geschehen. »Jaaaahuuuuuuuuu!«, platzte es aus ihm heraus und es schien kein Quäntchen Luft mehr in seinen Lungen zu sein, als er fertig war.
    »Spinner«, kommentierte Jonathan leise lachend, während sein Vater das tat, was er am besten konnte. Genervt den Kopf schütteln.
    Mit ein paar Sätzen war Corin an der Leiter, die vom Heck weg hinab zum Hauptdeck führte und ein weiterer Satz brachte ihn nach unten. Er lief zum Hauptmast und legte ehrfürchtig seine beiden Hände an das riesige Holz. Er blickte hoch, am Segel vorbei, auf das Krähennest, das weit oben für den Ausguck angebracht war. Corin umarmte den Mast und legte ein Ohr an. Knrrrrrr , hörte der junge Giles das Knarren der unzähligen Taue 33 , die den Mast
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