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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher
Autoren: David Brin
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Gloria sah ihm nach. Dann hob sie die Datenblätter auf und fragte sich, was wohl erforderlich sein mochte, um die Aufmerksamkeit dieses Mannes für mehr als eine Stunde oder eine Nacht zu fesseln.
    Jacobs Kabine war kaum mehr als ein Wandschrank mit einer Klappkoje, aber als Privatsphäre reichte sie aus. Er nahm sein tragbares Teli aus einem Schrank neben der Tür und stellte es auf die Koje.
    Es bestand kein Zweifel daran, daß Fagin nur aus Höflichkeit angerufen hatte. Er hatte schließlich ein begründetes Interesse an der Arbeit mit den Delphinen.
    Aber es war nicht zum erstenmal vorgekommen, daß die Nachrichten des Alien eine Menge Ärger mit sich gebracht hatten. Jacob erwog, den Anruf des Canten gar nicht zu erwidern.
    Aber nachdem er eine Weile gezögert hatte, tippte er einen Code auf den Bildschirm des Teli und lehnte sich zurück, um sich zu sammeln. Schließlich konnte er der Gelegenheit, sich mit einem ET zu unterhalten, nie und nirgends widerstehen.
    Eine Reihe Binärzahlen blinkte auf dem Schirm auf und nannte ihm die Position der tragbaren Einheit, die er anrief: das ET-Reservat Baja. War zu erwarten, dachte Jacob. Es folgte die Standardwarnung an Probanden, denen der Kontakt mit Aliens verboten war. Jacob blickte angewidert zur Seite. Hell funkelnde Statikpunkte erfüllten die Luft über der Bettdecke und vor dem Bildschirm, und dann stand Fagins Bild dicht vor ihm.
    Der ET hatte wirklich einige Ähnlichkeit mit einem Riesenbroccoli. Abgerundete, blaue und grüne Schößlinge bildeten symmetrische, sphärische Knäuel von Wucherungen rings um einen knorrigen, geriffelten Stamm. Die Spitzen einiger Verästelungen waren von zarten, kristallinen Flocken bedeckt, die an der Oberseite, an einem unsichtbaren Blasloch, besonders dicht angeordnet waren.
    Das Astwerk schwankte, und die Kristalle an der Oberseite klingelten leise in der Atemluft des Wesens.
    »Hallo, Jacob.« Fagins Stimme erklang blechern. »Ich begrüße Sie mit Freude und Dankbarkeit und zugleich mit einem bestürzenden Mangel an Förmlichkeit, auf der Sie doch so häufig und mit solchem Nachdruck bestehen.«
    Jacob mußte ein Lachen unterdrücken. Fagin erinnerte ihn an einen alten Mandarin, sowohl wegen seines flötenden Akzents als auch wegen der gewundenen Höflichkeit selbst im Umgang mit seinen engsten menschlichen Freunden.
    »Ich begrüße Sie, Freund-Fagin, und wünsche Ihnen Wohlsein in jeglicher Hinsicht. Und da wir das nun hinter uns gebracht haben und bevor Sie noch ein weiteres Wort sagen können: Die Antwort ist nein.«
    Die Kristalle klimperten leise. »Jacob! Sie sind so jung und dabei so scharfsinnig! Ich bewundere Ihren Weitblick und die Hellsichtigkeit, mit der Sie den Zweck meines Anrufes erahnen.«
    Jacob schüttelte den Kopf. »Da hilft weder Schmeichelei noch dunkel verhüllter Sarkasmus, Fagin. Ich bestehe darauf, mit Ihnen in der Umgangssprache zu verkehren, denn darin liegt meine einzige Chance, nicht übers Ohr gehauen zu werden, wenn ich mich mit Ihnen abgebe. Und Sie wissen genau, wovon ich rede.«
    Der Alien erbebte; es war das Äquivalent eines Achselzuckens. »Ach, Jacob – ich muß mich Ihrem Willen beugen und die hochgeschätzte Offenheit walten lassen, auf die so stolz zu sein Ihre Spezies allen Grund hat. Es ist wahr: Es gibt eine kleine Gunst, um die bitten zu wollen ich die Keckheit besaß. Aber nun, da Sie mir Ihre Antwort bereits haben zuteil werden lassen – gründend zweifellos auf gewissen unerquicklichen Begebenheiten der Vergangenheit, wiewohl diese sich nichtsdestoweniger nicht selten zum besten gewandt haben... Nun, ich werde einfach nicht weiter darüber reden.
    Wäre es mir gestattet, mich zu erkundigen, ob Ihre Arbeit mit der stolzen Klientenspezies ›Delphin‹ Fortschritte macht?«
    »Äh, ja, die Arbeiten gehen gut voran. Wir haben heute einen Durchbruch erzielt.«
    »Das ist ausgezeichnet. Ich bin sicher, ohne Ihr Zutun wäre es dazu nicht gekommen. Ich habe erfahren, daß Ihre Arbeit dort unentbehrlich gewesen ist.«
    Jacob schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen. Irgendwie war es Fagin gelungen, schon wieder die Initiative zu ergreifen.
    »Nun, das stimmt. Ich war in der Anfangsphase in der Lage, zu einer Lösung des Wasser-Sphinx-Problems beizutragen, aber seither habe ich keine außergewöhnlichen Leistungen erbracht. Zum Teufel, was ich in letzter Zeit getan habe, das hätte jeder hier tun können.«
    »Oh, ich muß sagen, es fällt mir schwer, das zu
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