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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher
Autoren: David Brin
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Huxleys Staat mit ihnen?«
    Nielsen runzelte die Stirn. Wohin sollte das führen? »In einen Bienenstaat? Nun, ich würde vermuten, daß die Abweichler eliminiert wurden. Getötet.«
    Jacob hob einen Zeigefinger. »Nein, nicht ganz. Wie Huxley es darstellt, hat dieser Staat eine gewisse Weisheit. Den Führern ist bewußt, daß sie ein starres System errichtet haben, das vor einer unerwarteten Bedrohung zusammenbrechen könnte. Sie begreifen, daß die Abweichler eine Kontrolle darstellen, eine Reserve, auf die sie in Notzeiten zurückgreifen können, wenn das Volk seine gesamten Ressourcen benötigt. Dennoch können sie sich nicht leisten, sie einfach herumlaufen zu lassen, denn dadurch würden sie die Stabilität der Kultur bedrohen.«
    »Und?«
    »Sie verbannten die Abweichler auf Inseln. Dort konnten sie ungestört ihren eigenen kulturellen Experimenten nachgehen.«
    »Auf Inseln, wie?« Nielsen kratzte sich am Kopf. »Das ist eine verlockende Idee. Tatsächlich ist es das Gegenteil dessen, was wir jetzt schon mit den Extraterrestrier-Reservationen tun, wo wir die Probies aus geographisch überblickbaren Gebieten aussiedeln und dann ETs hineinlassen, so daß sie dort mit den Bürgern, die nach Belieben kommen oder gehen, verkehren können.«
    »Eine unerträgliche Situation«, brummte James. »Nicht nur für die Probanden, sondern auch für die Extraterrestrier. Cant Fagin hat mir vorhin noch erzählt, wie gern er einmal den Louvre besuchen würde oder Agra oder Yosemite.«
    »Die Zeit wird kommen, Freund-James Alvarez«, trillerte Fagin. »Vorläufig bin ich schon dankbar für die Ausnahmegenehmigung, mit der ich diesen kleinen Teil von Kalifornien besuchen darf – eine unverdiente, extravagante Belohnung.«
    »Ich weiß nicht, ob die Idee mit den Inseln so gut funktionieren würde«, meinte Nielsen nachdenklich. »Es lohnt sich natürlich, sie einmal ins Gespräch zu bringen. Über die Auswirkungen können wir uns später unterhalten. Was ich im Moment nicht begreife, ist: Was hat das mit dem Rat der Terragenen zu tun?«
    »Extrapolieren Sie«, drängte Jacob. »Es könnte das Probandenproblem erleichtern, wenn man ihnen irgendwo im Pazifik eine Art Inselreservat einrichtete, wo sie ihrer Wege gehen könnten, ohne unter ständiger Beobachtung zu stehen, wie es sonst überall der Fall ist. Aber es wäre nicht genug. Viele Probanden fühlen sich von Anfang an kastriert. Ihr Elternrecht ist gesetzlich eingeschränkt, aber nicht nur das – sie sind auch ausgeschlossen vom wichtigsten Abenteuer, das die Menschheit je unternommen hat: vom Aufbruch ins All. Das kleine Komplott, in das LaRoque und James verwickelt waren, ist ein Paradebeispiel für die Probleme, mit denen wir es zu tun haben werden, wenn wir keine Nische für sie finden, in der sie das Gefühl haben können teilzunehmen.«
    »Eine Nische. Inseln. Der Weltraum... du lieber Himmel, Mann! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Noch eine Kolonie kaufen und sie den Probanden geben? Wo wir schon für die drei, die wir haben, bis über beide Ohren verschuldet sind? Sie müssen ein Optimist sein, wenn Sie glauben, das ließe sich machen.«
    Jacob fühlte, wie Helene ihre Hand in die seine schob. Er warf nur einen kurzen Blick auf sie, aber ihr Gesichtsausdruck sagte alles: stolz, wachsam, und wie immer am Rande eines Lachanfalls. Er verschränkte seine Finger mit ihren, um möglichst viel von ihr zu spüren, und erwiderte der sanften Druck. »Ja«, sagte er zu Nielsen. »Seit einer Weile bin ich so etwas wie ein Optimist. Und ich glaube, es ließe sich machen.«
    »Und woher sollen wir den Kredit nehmen? Und wie wollen sie das verwundete Ego einer halben Milliarde Bürger heilen, die gern Kolonisatoren wären, während Sie Nicht-Bürgern Kolonieraum zur Verfügung stellen?
    Zum Teufel – mit Kolonisierung würde es sowieso nicht funktionieren. Selbst die Vesarius II wird nicht mehr als zehntausend Leute fassen, und es gibt fast hundert Millionen Probanden. Oh, nicht alle davon werden auch gehen wollen – vor allem nicht, wenn sie auch ein Plätzchen auf den Inseln bekommen können. Nein – ich bin sicher, alles, was sie wollen, ist faire Behandlung. Ihren Anteil. Unser eigentliches Problem ist, daß es nicht genug Kolonieraum gibt und daß es uns an Transportmöglichkeiten fehlt.«
    Jacob lächelte. »Aber wenn wir nun das Bibliotheksinstitut dazu bringen könnten, uns das Kapital für eine Kolonie der Klasse vier zu ›stiften‹ und dazu ein paar
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