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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer
Autoren: Melanie Rawn
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gemacht hatte, murmelte Rohan, so dass nur er es verstehen konnte: »Hadaan hat darauf bestanden, dass wir dir Remagev heute Abend vor jedermann übergeben. Er hat allerdings eine Bedingung daran geknüpft – dass du ihn in der Burg bleiben lässt, damit er deine Kinder verwöhnen und mit deiner Gemahlin flirten kann.«
    Unwillkürlich warf Walvis einen Blick über seine Schulter, nicht jedoch zu Hadaan, der so stolz grinste, als wäre Walvis sein eigener Sohn. Sioned bebte vor stummem Gelächter und flüsterte: »Was hab ich gesagt? Ein Rotkopf!«
    Rot bis zu den Ohren starrte Walvis sie an und schluckte. »Ich – Herr, Herrin, diese Ehre ist zu groß für mich.«
    »Ach, Unsinn«, widersprach Sioned. Und während Rohan ihm einen Ring auf den Finger schob, fuhr sie fort: »Topas für ein langes und glückliches Leben, mein lieber Walvis. Wir lieben dich noch mehr, als du uns liebst, und als weiteres Pfand dieser Liebe …« Langsam zog sie einen schimmernden Strang aus einer Tasche ihres grünen Gewandes, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen und ein Sprühen in den Augen. Sie war so schön, dass Rohan sie am liebsten vor der ganzen Versammlung geküsst hätte.
    »Herrin!« Walvis stöhnte auf, als die Schnur aus leuchtenden silbergrauen Perlen in seine Hand gelegt wurde.
    »Passend für ein Hochzeitshalsband, würde ich sagen«, murmelte Tobin, aber Chay kam ihm zu Hilfe und erklärte: »Mach den Knaben nicht nervös, Tobin. Er hat schon die richtige Idee.«
    Walvis’ große, blaue Augen wanderten hilflos von seinem Prinzen zu seiner Prinzessin. Sioned zwinkerte ihm zu. »Eines Tages, Walvis, musst du mir genau erzählen, was in Tiglath passiert ist. Jetzt dürft Ihr Euch vor uns verneigen, Mylord«, drängte sie. Das tat er und begab sich benommen zu seinem Platz zurück. Ostvel erhob sich und eskortierte ihn zu einem Platz zwischen Rohans anderen Vasallen. Dort saß er und hielt verblüfft die Perlen in beiden Händen.
    Rohan räusperte sich. »Als Nächsten präsentieren wir Euch Lord Tilal aus River Run. Prinz Davvi, Euch gebührt die Ehre, Euren Sohn in seinem Range zu bestätigen.«
    Diese Enthüllung war keine Überraschung für die Beteiligten. Tilal verließ den Tisch der Knappen und ging hinüber zu seinen Eltern und seinem älteren Bruder Kostas. Ein Ring wurde ihm übergeben, und Tilal verbeugte sich vor seinem Vater, ehe er sich umwandte, um sich vor dem Ehrentisch noch einmal zu verneigen. Wisla, bereits jetzt benommen vor Entzücken, weil sie fünf Tage lang von anderen Prinzen als Ihre Gnaden aus Syr tituliert worden war, brach in Glückstränen aus. Kostas, achtzehn Winter alt und selbst ein Prinz, grinste seinem kleinen Bruder zu und machte ihm Platz an ihrem Tisch. Ein Diener brachte einen Stuhl für den neuen Herrn von River Run, der kaum zu atmen wagte.
    »Gütige Göttin, ich liebe es, ein Prinz zu sein!«, flüsterte Rohan Sioned zu und lächelte auf sie hinab. Sie strahlte jetzt, erfüllt von noch weit größerer Aufregung, denn als Nächstes würde die beste aller Überraschungen dieses Abends kommen, eine, die nur sie beide kannten.
    »Wir präsentieren Euch nun«, rief Rohan, »Lord Ostvel von Skybowl.«
    Er erstarrte am anderen Ende des Ehrentisches, unfähig, sich zu rühren oder etwas zu sagen. Chay stemmte ihn hoch, eine Hand unter seinem Ellbogen, und es gelang ihm, einen Fuß vor den anderen zu setzen, bis er Rohan und Sioned gegenüberstand, den Rücken der Versammlung zugekehrt. Sein Gesicht war aschfahl und so verwirrt, dass Rohan fürchtete, er könnte sich nicht aufrecht halten.
    Vom anderen Ende der Großen Halle rief eine kleine Stimme: »Hat Papa Probleme, Prinz?«
    »Nicht im Geringsten!«, übertönte Rohan das Gelächter. »Komm du auch hierher, Riyan.«
    Der Knabe eilte herbei und klammerte sich an die Hand seines Vaters. Ostvel blickte auf ihn hinab, auf diesen unbezähmbaren kleinen Knaben mit Camigwens wunderbaren dunklen Augen. Als er Rohan wieder ansah, standen Tränen in seinen Augen.
    »Du vertraust mir die Höhlen an?«, murmelte er.
    Sioned antwortete für sie beide. »Wir vertrauen dir sogar unser Leben an.«
    »Vergeben?«, fragte er leise.
    Rohan verstand den Blick nicht, der zwischen ihnen hin- und herging. Sioned biss sich auf die Lippen. Dann nickte sie ernst. »Wenn du mir vergibst.«
    Ostvel neigte den Kopf. »Sie hätte viel früher verstanden als ich, Sioned. Wenn du entschlossen bist, uns diese Ehre zu erweisen, dann tu es für sie, nicht für
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