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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Autoren: Paul McAuley
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einer Flughöhe von weniger als hundert Kilometern alle vierzig Minuten einmal umrundete. Der Mond glich einem mit Einschlagkratern übersäten Berg. Auf dem Grund der Krater waren kommaförmige Schatten zu sehen, und das Gelände dazwischen war mit Feldern voller silbriger und schwarzer Vakuumorganismen bedeckt. Am eingesunkenen Rand eines der größten Krater standen zwei große, peitschenähnliche Pfeiler, zwischen denen eine Art Netz gespannt war. In der Nähe erhob sich eine Kuppel, die von innen heraus grün leuchtete: Avernus’ Phänotypendschungel. Irgendwo auf dem Kraterboden befand sich der Eingang zu Sris unterirdischem Versteck.
    Der Pilot des Schleppers deutete auf den großen Kreis aus Schächten und Bohrlöchern, die den äußeren Wall des Kraters umgaben, wo sich Bauroboter tief in das Regolith des Mondes gruben. Dann entdeckte er eine Verteidigungssonde dreißig Kilometer steuerbordseits und holte für Alder und Cash ein körniges Bild der tödlichen kleinen Maschine auf den Schirm. An ihrem einen Ende befanden sich eine Radarschüssel und eine Mikrowellenantenne und am anderen die gewölbte Knolle eines überdimensionierten Antriebs.
    »Es wäre schön, wenn Sie sich dort unten beeilen könnten«, sagte er. »Diese Dinger machen mich nervös.«
    »Es wird so lange dauern, wie es eben dauert«, erwiderte Cash. »Und Sie werden für jede einzelne Sekunde bezahlt.«
    Alder und Cash schlossen ihre Druckanzüge, gingen einer nach dem anderen durch die winzige Luftschleuse und stiegen in den Impulsscooter, der an einem der Gestelle hing, die an der Außenhülle des Schleppers befestigt waren. Cash schwieg, während er sie zur Oberfläche flog, und konzentrierte sich auf eine Aufgabe, die ihm früher keinerlei Mühe bereitet hätte. Er machte einen weiten
Bogen um einen fächerförmigen Geröllhaufen, der einen der Schächte umgab – eine helle, schmale Ellipse aus frischem Wassereis.
    Sie gingen auf einer Landeplattform nieder, die sich etwa zwei Kilometer von der grünen Kuppel des Phänotypendschungels entfernt befand. Niemand erwartete sie. Sris Team lebte und arbeitete inzwischen auf dem koorbitalen Partner des Janus Epimetheus. Aber Raphael hatte ihnen eine ausführliche Wegbeschreibung gegeben, und sie gingen eine breite Straße entlang, die schräg durch eine dichte Pflanzung aus hohen schwarzen Halmen auf den Kratergrund zuführte.
    Alder hatte seit vielen Jahren keinen Druckanzug mehr getragen, und in der geringen Schwerkraft des Janus fühlte er sich unbeholfen und substanzlos. Obwohl die blass leuchtende Oberfläche der Straße mit irgendeinem Nano-Haftmittel überzogen war, das sich an den Sohlen ihrer Schuhe festsaugte, schlurfte er so vorsichtig voran wie ein gebrechlicher Greis auf einer Eisfläche. Nach einigen Minuten ergriff Cash seinen Arm und führte ihn durch die tintenschwarzen Schatten der Halme, die zu beiden Seiten der Straße aufragten, in das schwache Licht der Sonne hinaus und weiter über den Kraterboden, vorbei an kleinen silbrigen Kuppeln und eckigen Zelten, in deren Innern sich dschungelartiges Grün befand. Sie kamen an einem weißen Würfel vorbei, den Cash als Kernreaktor identifizierte, und an etwas, das an eine chemische Raffinerie erinnerte, mit jeder Menge Tanks und Rohren, die teilweise in Infrarot leuchteten. Schließlich langten sie an einem runden Schacht an, der mit dunklen Schatten gefüllt war.
    Zwei kindliche Gestalten in fluoreszierenden orangefarbenen Druckanzügen warteten auf einer Plattform am Rand des Schachts.

    »Hast du eine Ahnung, wer das sein könnte?«, fragte Cash.
    »Nein.«
    »Du musst da nicht alleine rein.«
    »Wenn ich der Meinung wäre, das Ganze könnte gefährlich sein, wäre ich nicht hergekommen.«
    »Doch, das wärst du.«
    »Na, jedenfalls glaube ich nicht, dass es gefährlich ist. Aber ich bin trotzdem froh, dass du mitgekommen bist.«
    »Ich bin hier nur Tourist und schaue mir die Sehenswürdigkeiten an.«
    »Ich werde dir alles erzählen, wenn ich wieder da bin.«
    »Das hoffe ich. Bestell deiner Mutter Grüße von mir. Sag ihr, dass ich ihr trotz allem dankbar bin, dass sie mich damals zum Einmannjägerpiloten gemacht hat.«
    Die beiden kleinen Gestalten antworteten nicht, als Alder sie auf dem Gemeinschaftskanal begrüßte. Ihre Gesichter waren hinter dem goldenen Spiegel ihrer Atemmasken verborgen, und sie rührten sich nicht, als er die Plattform betrat, die augenblicklich auf einer Schiene in die Tiefe zu sinken begann. Sie
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