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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote
Autoren: Christian Biesenbach
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Kees das Gesprächsthema endgültig und
drehte den Ton des winzigen TV-Gerätes auf. Fred schwieg, setzte das Bier an
die Lippen und trank es aus.
     
    ***
     
    Die
nachmittägliche Hitze bahnte sich langsam einen Weg durch die gekippten Fenster
in das kleine Appartement hinein und mit ihr waberte auch der Geruch würziger,
südländischer Speisen durch den Raum. Das Spiel war eben angepfiffen worden und
beide Mannschaften trauten sich noch nicht so recht aus der Deckung.
    Fred
rümpfte die Nase.
    „Sag
mal, Bloemberg. Wird man nicht wahnsinnig, wenn es hier andauernd nach Essen
von den Kerls zwei Stockwerke unter dir riecht? Was
betreiben die da? Eine Tapasbar? Wer frisst denn bitte Tapas bei dreißig Grad
im Schatten? Und dann auch noch in ‘ner Straße, die Pannekoekstraat heißt.“
    Kees
versuchte, den unüberhörbar feindlich gesinnten Unterton gegen die Betreiber
des spanischen Restaurants im Erdgeschoss zu überhören. Ihm war seit Jahr und
Tag klar, dass Fred kein ausgesprochen toleranter Mensch war, der sich für
multikulturelles Zusammenleben in den Niederlanden begeisterte und er würde es
auch nicht mehr werden. Sein überaus national eingestellter, 43-jähriger
Kollege war in diesen Dingen sehr speziell, obwohl oder gerade weil er in einer
Stadt seinen Polizeidienst leistete, in der verschiedene Ethnien Haus an Haus
und Wohnung an Wohnung lebten. Rotterdam war Studentenstadt, niederländischer
Schmelztiegel der Kulturen und so ziemlich die erste Anlaufstelle von
Immigranten aus aller Herren Länder, die eine neue Heimat in den Niederlanden
suchten. Mit (auf Stadtratio betrachtet) 1,2 Millionen Menschen war sie -
verglichen mit den großen Metropolen dieser Welt - eine Kleinstadt, aber auch
hier prallten allerhand Gegensätze ständig aufeinander, nur eben in etwas
kleineren Dimensionen.
    „Wenn
man lange genug hier lebt, gewöhnt man sich dran“, tat Bloemberg die Aussage
des Kollegen ab. Er fürchtete, dass Fred bei dem Thema gerade erst in Fahrt
kam, und behielt recht . Der Commissaris gestikulierte
wild mit der Bierflasche.
    „Mal
ehrlich. Das ist doch unverschämt! Eine Frechheit. Eine Schweiner- ...“
    Das
Handy in der weiten schwarzen Jogginghose unterbrach ihn. Mit einiger Mühe
fummelte Fred es ans Tageslicht und schaute auf das Display. Seine Miene
verdüsterte sich.
    „Es
ist Van Houden“, gab er grimmig Auskunft. „Der will sicher nicht fragen, ob er
in deiner Bude zum Fußballgucken vorbeikommen darf.“
    „Geh
einfach ran“, entschied Bloemberg. Er kannte Maartens dämliches „Soll ich
rangehen oder nicht“-Spielchen. Es endete immer gleich. Wenn ihr Vorgesetzter
in der Leitung wartete, hatte Fred nie den Mumm besessen, nicht abzunehmen.
Selbst dann nicht, wenn sie an einem Samstagnachmittag freihatten, einfach nur
Fußball guckten und dabei locker ein oder zwei Bier trinken wollten.
    „Maartens
hier … Ja … Wir haben frei und sehen uns das Fußballspiel an … Ja … Bitte, was?
... Das ist doch nicht mal unser Bezirk … Nein, Hoofdcommissaris,
selbstverständlich nicht … Ist gut … Wir … Nein … Ist gut … So schnell wie
möglich? … Aber das Spiel ist ge- … Verstanden.“
    Bevor
Fred aufgelegt hatte und ihm einen verdrießlichen Blick zuwerfen konnte, hatte
Kees den Fernseher ausgeschaltet und stand auf.
    „Arbeit?“,
fragte er und reichte dem nickenden Maartens die Hand, um dessen Körper hoch in
die Vertikale zu ziehen.
    „Danke“,
schnaufte Fred. „Es gibt da eine sehr hässliche Entdeckung am Wilhelmina-Pier.
Van Houden will, dass wir in spätestens zehn Minuten da sind. Genau genommen
sollen wir, ich zitiere: unseren Arsch vom Sofa bewegen und uns sofort auf die
Socken machen.“
    Mehr
verriet er zu Bloembergs Missfallen nicht.
    Kees
sah ihn an und zog die linke Augenbraue hoch.
    „Willst
du wirklich in der Uniformierung aufbrechen?“
    Fred
Maartens schaute an sich herab.
    „Was
ist falsch daran, Zonne-Bloemberg ? Gefällt dir nicht, was ich trage,
Darling?“, äffte er - nicht sehr gekonnt - kopfstimmig die Ex-Frau des
Inspecteurs nach. Nur um dann zurück in den gewohnten Bariton seiner Stimme zu
fallen.
    „Ich
bin über vierzig, habe Wochenende und kann auch in Trainingsanzug und Oranje-T-Shirt
ermitteln. Nun also, mich juckt das nicht.“
    Er
hob ermahnend den Zeigefinger und warf den Kopf hin und her, ehe er sich
umdrehte und zur Appartementtür schritt.
    „Keine
Diskussionen. Du brauchst mich gar nicht so anzuschauen. Wir haben keine
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