Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote
Autoren: Christian Biesenbach
Vom Netzwerk:
verschwamm sein Blick und alles wurde dunkel.
     
    Noch
während sich Namir vor Schmerz auf dem Stuhl krümmte, wandte sich der Peiniger
von ihm ab und bellte seinen Komplizen einen Befehl zu.
    „Überprüft,
ob die Zahl funktioniert. Wenn nicht …“, sagte er, während er gegen das Gerät
in seiner Hand klopfte, „… müssen wir noch ein bisschen weiter fragen. Nicht
wahr, Junge?“
    Schweigen.
    Namir
gab keinen Laut mehr von sich. Er hatte das Bewusstsein verloren. Doch er würde
wieder zu sich kommen, und wenn die Männer dann immer noch nicht gefunden
hätten, wonach sie suchten, dann würde sein Martyrium weitergehen, immer
weiter.
     

Kapitel 1
     
     
    7
Monate vor den Ereignissen um die Forschungsgruppe Van Kessner
     
     
    Samstag 19. Juni.
    16:36 Pannekoekstraat, Kees Bloembergs Wohnung
    „Ich
hab es noch nicht verstanden“, brummte Fred Maartens und langte nach einem Bier
aus dem Kühlschrank.
    „Sonne?
Ich meine, das ergibt doch keinen Sinn.“
    „Bring
mir eins mit. Ich erkläre es dir noch einmal, wenn es unbedingt sein muss“,
erwiderte Kees Bloemberg. Das Thema war ihm unangenehm. Er hatte Fred
eingeladen, zusammen mit ihm das Fußball-Länderspiel anzusehen, und nicht damit
sein dicker, schnauzbärtiger Kollege dämliche Fragen zu seiner Vergangenheit
stellte.
    „Und
ob du das musst. Hier, bitte.“
    Fred
reichte Kees eine Flasche und ließ sich neben ihm auf das alte Sofa sinken. Es
knarrte bedenklich unter dem Gewicht des Commissaris, der das Geräusch jedoch
gekonnt ignorierte.
    „Also,
jetzt noch einmal. Sie sagte also: Ich hab die Faxen dicke, Sonne! Ständig
nur im Dienst, keinen Cent am Monatsende übrig und trotzdem schenkst du dem
dicken Nichtsnutz - Monat für Monat - dein Geld. Der Kerl hat dir das Boot
geschenkt! Kapierst du das nicht ?“
    Kees
nickte nur, griff nach einem Feuerzeug und hebelte gekonnt den Kronkorken vom
Flaschenhals.
    „Und
dann schreit sie, nachdem du ihr versucht hast, zu erklären, dass der gute,
alte Bert van Helig dir das Boot nicht geschenkt hat: Es ist aus, Sonne! Ich
mach das nicht mehr mit!“
    „So
ist es“, bestätigte Kees, prostete Fred zu und nahm einen tiefen Schluck.
    „Aber
wieso, Sonne?“, fragte Fred, während er sich mit der freien Hand am Kopf
kratzte.
    „Weil
sie mich halt so genannt hat. Darum.“
    „Hä?
Und warum?“
    „Verdomme!
Du kannst blöde Fragen stellen. Weil es zusammen mit meinem Nachnamen Zonne-Bloemberg heißt … Hast doch bestimmt schon mal was von Kosenamen
gehört? Sie liebte Zonnebloemen .“
    „Aha,
jetzt verstehe ich, ‘ne Frau, die auf Sonnenblumen steht“, raunte Fred, setzte
das Bier an den Mund und verstand offenbar nicht. Sekunden später ließ er es
wieder sinken und sagte: „Meine Bekanntschaften nennen mich regelmäßig und sehr
liebevoll, Arschloch … kurz bevor sie mir die Haustür vor der Nase zuknallen.“
    Klootzak.
    Kees
Bloemberg schüttelte den Kopf und machte den Fernseher an, aber Maartens gab
sich noch nicht geschlagen.
    „Nun.
Also ist es aus zwischen Miriam und dem Sonnenblumenberg?“
    „Ist
es.“
    „Und
jetzt? Scheidung?“
    „Sieht
danach aus“, stellte Bloemberg fest und schaute Fred eindringlich an. Das Maß
war voll. Er wollte nichts mehr darüber hören. Fred zuckte mit den Schultern
und stellte dann witzelnd fest: „Ich mein‘ ja nur … Sonne . Den Fernseher
hat sie offensichtlich schon mitgenommen. Zumindest den großen Flachbildschirm,
der zuletzt noch hier gestanden hat.“
    Bloemberg
musste seltsam das Gesicht verzogen haben, denn im nächsten Augenblick brach
Fred in ein heftiges Lachen aus, bei dem sein rasiertes Doppelkinn deutlich
hervortrat, die fetten Wangen rot anliefen und das Ausmaß des Rasurbrands in
seinem Gesicht deutlich zutage trat.
    „Ja.
Gut, dass du mich daran erinnerst. Ich wäre kaum selbst darauf gekommen“,
erwiderte Kees düster.
    Auf
unabsehbare Zeit kein Fußball mehr auf 42 Zoll Bildschirmdiagonale, wenn das
nur das einzig Traurige an dieser Geschichte wäre …
     
    „Weißt
du, manchmal hilft es, mit jemandem zu reden“, flachste Fred, nachdem er sich
beruhigt hatte und sie einige Augenblicke schweigend auf den kleinen
Röhrenfernseher gestarrt hatten. „Wir ermitteln jetzt schon fünf Jahre
zusammen. Kommen zwar auf der Karriereleiter irgendwie nicht weiter, aber wir
sind ein ganz gutes Team, würd‘ ich behaupten. Also, wenn dir was aufm Herzen
liegt, nur raus damit.“
    „Du
bist ein blöder Dummschwätzer“, beendete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher