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Titel: Sonderauftrag
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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Vormittag in Anspruch. Nach einem schnellen Mittagessen musste noch ein anderer Fall abgeschlossen werden, damit dieser anderentags der Staatsanwaltschaft übergeben werden konnte.
    Am Morgen darauf meldete sich Dr. Hüpenbecker bei den Ermittlern. Er hatte einen vorläufigen Bericht angefertigt, wollte diesen aber gern mit den Kriminalisten persönlich durchsprechen. Kröger versprach ihm einen ordentlichen Kaffee.
    Mit blassem Gesicht betrat der Mediziner das Dienstzimmer.
    »Mensch, wie siehst du denn aus! Schlecht geschlafen?« Kröger musterte Hüpenbecker besorgt.
    »Fast gar nicht«, winkte der ab und ließ sich auf einen der Stühle fallen. »Ich habe mich euretwegen durch Berge von Fachliteratur gearbeitet, um den Bericht fertigzubekommen.« Er rieb sich die Augen und schob Kröger einen dünnen Hefter zu. Vollert stellte ihm eine frisch gebrühte Tasse Kaffee hin. Behutsam pustete der Gerichtsmediziner in das Getränk, um dann vorsichtig einen Schluck zu nehmen. »Das tut gut! Also ehrlich, Kaffee kochen könnt ihr.«
    »Das freut uns, nicht wahr, Carsten?«
    Der nickte nur und Kröger fuhr fort: »Und was kannst du uns über das Skelett sagen?«
    »Einiges – steht auch alles in meinem Bericht.« Der Arzt trank noch einen großen Schluck.
    »Schön«, Kröger beugte sich nach vorn, »jetzt gesteh, du bist nur zu uns gekommen, um mal einen Tapetenwechsel zu haben.«
    Dr. Hüpenbecker musterte Kröger und antwortete dann: »Wenn du mich schon so verhörst: Die Tasse Kaffee war der Grund. Meiner ist gerade alle.«
    »Na toll, aber jetzt mal im Ernst.«
    »Okay, das Skelett war sehr gut erhalten. Ich brauchte nicht einmal ein Gipsbett für den Transport anzufertigen.« Er trank und fuhr dann fort: »Wie schon vermutet, handelt es sich um das vollständige Skelett eines Mannes. Er war zu Lebzeiten etwa einen Meter und 82 Zentimeter groß und wog ungefähr zwischen 70 und 80 Kilogramm. Die Knochen zeigen keine Auffälligkeiten, bis auf eine verheilte Fraktur der Elle und der Speiche. Diesen Bruch muss er sich als Kind zugezogen haben. Er hatte ein sehr gut gepflegtes Gebiss mit einem Goldzahn. Keine Mangelernährung feststellbar und er hat weder körperlich schwere Arbeit verrichtet noch Leistungssport betrieben.« Zufrieden lehnte er sich zurück und genoss den Rest Kaffee, der sich noch in der Tasse befand.
    Kröger schaute überrascht auf den Gerichtsmediziner und Vollert pfiff leise anerkennend durch die Zähne.
    »Das hast du alles aus ein paar Knochen gelesen?« Kröger griff zum Hefter. »Aber zur Todesursache kannst du nichts sagen? Was ist mit dieser Fraktur am Schädel?«
    Dr. Hüpenbecker lächelte. »Ist wahrscheinlich die Todesursache. Wahrscheinlich deshalb, weil auch etwas anderes zum Exitus geführt haben könnte. Bei so wenig Material …«
    »Gift?«
    »Zum Beispiel, oder sonst was. Ich kann es nicht weiter eingrenzen. Was ich euch sagen kann: Die Person, die zuschlug, war kleiner als der Tote oder dieser stand erhöht, und der Schlag wurde mit einem runden, länglichen Gegenstand mit ziemlicher Wucht ausgeführt. Mit einem Rohr vielleicht oder mit einer Brechstange, irgendwas in der Art.« Dr. Hüpenbecker zeigte seine leere Tasse vor. »Wenn es nicht unverschämt ist: Hättet ihr noch einen Kaffee für mich?« Er gähnte herzhaft.
    Wortlos stand Vollert auf, nahm dem Arzt die Tasse aus der Hand, setzte den Wasserkocher in Betrieb und wusch ihre Tassen ab. Kröger schaute währenddessen den Hefter durch. Der Bericht war knapp, aber präzise gehalten. Fotos der einzelnen Knochen waren als Ergänzung und Erklärung eingefügt.
    »Nun verrat uns aber mal, wie du das alles aus den Knochen lesen kannst.« Kröger tippte auf eines der Fotos, auf dem das vollständige Skelett zu sehen war.
    »Ich lese nicht aus Knochen. Du kannst vielleicht im Kaffeesatz lesen, das hier ist aber reine Wissenschaft. Schau, hier«, er nahm Kröger den Hefter aus der Hand, »die Größe kann man hochrechnen. Du setzt das Skelett zusammen und gibst zehn bis elf Zentimeter für Muskeln und Gewebe dazu, zur Kontrolle dient einer der Oberschenkelknochen. Dessen Länge mit sieben multipliziert ergibt bei einem Mitteleuropäer, wie du und ich es sind, dann die Größe.«
    Vollert stellte eine neue Tasse Kaffee vor Dr. Hüpenbecker auf den Tisch.
    »Danke, Carsten! Machen wir weiter … Das Gewicht kann man errechnen aufgrund von Spuren an den Knochen und Gelenken, ebenso erkennt man eventuelle Erkrankungen, die auf falsche
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