Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonderauftrag

Sonderauftrag

Titel: Sonderauftrag
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
Vom Netzwerk:
Mikro und rief: »Hallo, hallo?«
    Der Kollege schüttelte den Kopf und erklärte ihm, dass er ganz normal sprechen sollte, ohne den Kopf zu neigen. Nach einem weiteren Versuch hatte Wiese den Bogen raus.
    Kröger zeigte den Sicherungskräften ein Foto des Tatverdächtigen, das er am Vortag noch aufgetrieben hatte. »Der Presse sei Dank!«, sagte er, als das Foto herumgereicht wurde.
    Die Sicherungskräfte räumten das Büro. Sie würden auf verschiedenen Wegen und in genau abgesprochenen Zeitabständen beim vereinbarten Treffpunkt ankommen. Der Tatverdächtige durfte keinen Argwohn hegen.
    Danach widmeten sich Kröger und Vollert Herrn Wiese. Sie bereiteten ihn auf seine Rolle vor. Kröger schärfte ihm ein, sich unter keinen Umständen zu verraten.
    Als die Zeit gekommen war, brachen sie auf.
    Wiese fuhr mit dem Bus bis zum Theater. Die wenigen Meter bis zu den Schillanlagen würde er zu Fuß gehen. Die Kriminalbeamten wollten kein Risiko eingehen: Wiese sollte allein kommen und auch wieder gehen.
    Vollert fuhr mit Kröger zur Feuerwehr Stralsund. Mit den Kameraden war abgesprochen, dass sie ihr Fahrzeug auf dem Hof parken konnten. Von dort mussten auch sie zu Fuß gehen. Vollert wollte vom Knieperdamm aus Richtung Anlagen gehen, Kröger nahm die Route über die Sundpromenade.
    Nacheinander meldeten die Einsatzkräfte ihre Bereitschaft.
    Wiese kam soeben mit dem Bus am Theater an. Ein Beamter war als Sicherung, unbemerkt von Wiese, mitgefahren. Über Funk informierte er seine Kollegen, ohne Wiese aus den Augen zu lassen. Zielstrebig ging dieser Richtung Schillanlagen.
    Ein Posten saß gegenüber der Anlage am Knieperteich und angelte. Jedenfalls tat er so. Er meldete, dass die Zielperson eingetroffen war. Sie stand 20 Meter von ihm entfernt an einen Baum gelehnt und beobachtete die gegenüberliegende Straßenseite.
    Kröger und Vollert verließen das Gelände der Feuerwehr und machten sich auf den Weg. Durch einen kleinen Empfänger im Ohr konnten sie den Funkverkehr mithören.
    Vollert blieb an der Ecke Fährwall/Olof-Palme-Platz stehen. Er wollte keinesfalls von dem Verdächtigen bemerkt werden. Kröger schlenderte langsam am Sund­ufer entlang. Er beobachtete Radfahrer und Rentner, doch seine größte Aufmerksamkeit galt Wiese.
    Soeben kam der Hinweis des Anglers, dass die Zielperson sich Richtung Schillanlagen bewegte. Diese waren eine kleine Parkanlage, in deren Zentrum ein Denkmal von Ferdinand von Schill stand. Stolz und herrisch schaute dieser mit wallendem Umhang und gezogenem Säbel auf die Passanten herab, die Schuppenkette seines Helmes fest unters Kinn gezogen und die Husarenuniform erhaben tragend.
    In dieser kleinen Parkanlage wartete Wiese auf den Verdächtigen, der sich ihm jetzt näherte. Dieser schaute sich aufmerksam um, konnte aber nichts Auffälliges bemerken. Auf den Parkbänken saßen einige Rentner, eine junge Frau schaukelte ihren Säugling im Kinderwagen, ein Mann führte seinen kleinen Hund aus und ein Jogger machte etwas entfernt Dehnübungen.
    Der Angler hatte inzwischen seine Angel eingepackt. Dass sich am Haken kein Köder befand, mochte einen aufmerksamen Beobachter stutzig machen, doch der Ankömmling hatte nur noch Augen für den Park.
    Er setzte sich auf eine freie Bank und wartete darauf, angesprochen zu werden. Wer ihn sah, glaubte, er genösse die Sonne und die Umgebung. Doch in Wirklichkeit war er aufgeregt und in Panik. Er hatte doch weiß Gott an alles gedacht! Und dann der gestrige Anruf. Nun, er würde auch diese Hürde nehmen.
    Der Mann mit dem Hund kam auf ihn zu. Irgendwie kam ihm das Gesicht bekannt vor, doch er wusste nicht, woher. Der kleine Hund sah drollig aus. Das eine Auge war von einem großen braunen Fleck umrandet und sein kurzer Schwanz schwang beim Laufen wie ein Uhrpendel hin und her.
    Der Mann setzte sich an das andere Ende der Bank und sagte: »Haben Sie die Kohle?«
    Kröger, der inzwischen das eine Ende des Parks erreicht hatte, hielt die Luft an, und auch Vollert spürte die Erregung als Ziehen in der Magengegend.
    Der Verdächtige musterte seinen Banknachbarn und antwortete nach einem Augenblick des Zögerns: »Warum sollte ich Ihnen Geld geben?«
    »Weil Sie ein Mörder sind und ich zur Polizei gehen kann, wenn ich will.«
    Obwohl Wiese leise sprach, wurde seine Stimme klar an die Beamten übertragen und auch der Verdächtige war gut zu verstehen.
    »Und warum waren Sie noch nicht dort?«
    »Weil ich aus der Scheiße raus will, und Sie haben genug
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher