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Sonderauftrag

Titel: Sonderauftrag
Autoren: G. Heidenreich; T. Trczinka
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abgenommen und aufgelegt hatte.
    »Er scheint angebissen zu haben. Herr Wiese hat ihm einen schönen Schrecken eingejagt.« Wiese grinste, wurde aber im nächsten Augenblick sehr ernst.
    »Kann ich dann gehen?«
    »So schnell geht das leider nicht. Da muss erst noch ein Protokoll aufgesetzt werden. Das werden die beiden Herren jetzt gleich mit Ihnen zusammen machen.« Frau Meinke lächelte Wiese an. »Und dann sollten Sie sich mal Gedanken über Ihre Zukunft machen!«
    Wiese blickte irritiert zu Kröger und dann zu Vollert. Doch beide waren genauso verblüfft wie er.
    »Wo ich heute penne oder was meinen Sie?« Er tastete wieder nach seinem Hund.
    »Nein! Sie sagten doch vorhin, Sie leben nicht gern auf der Straße. Das ist doch richtig?«
    Wiese nickte.
    »Dann habe ich eventuell ein Angebot für Sie. Könnten Sie sich vorstellen, in so einer Art betreutem Wohnen unterzukommen?«
    »Wie das Asyl?«
    »Kein Asyl! Es gibt jetzt ein Pilotprojekt für gestrauchelte Menschen, wie Sie einer sind. Wenn Sie möchten, dann bringe ich Sie da unter.«
    Wiese schaute zu seinem Hund.
    »Und Flecki?«
    Frau Meinke zuckte die Schultern. »Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber die Sozialarbeiterin weiß das. Soll ich anrufen?«
    Wiese war unschlüssig.
    »Okay, machen Sie mit den Kollegen das Protokoll und ich telefoniere. Danach hören Sie sich alles an, und wenn es was für Sie ist, dann sind Sie dabei. Und wenn nicht, dann …« Sie bat Kröger um das Telefon.
    Eine halbe Stunde später war das Protokoll aufgesetzt und wurde von Wiese mit kindlicher Unterschrift abgezeichnet. Eine Zigarettenlänge später betrat der Wachhabende mit einer Frau das Dienstzimmer. Es war die Sozialarbeiterin. Für ihr Gewicht war sie zu klein geraten und das groß geblümte Kleid betonte eher ihre Problemzonen, als dass es sie kaschierte. Ohne Scheu schüttelte sie Wiese die Hand, der verlegen an sich herabsah. Ihr Lächeln war gewinnend und als sie den Hund bemerkte, war es um sie geschehen. Sie streichelte den Kleinen und lobte Wiese für seinen Wegbegleiter.
    Innerhalb von Minuten war sie die bestimmende Person im Zimmer. Krögers Aufforderung, sich zu setzen, ignorierte sie genauso wie Vollerts Frage, ob er ihr etwas anbieten könne. Ihr Interesse galt ausschließlich Wiese und seinem Hund.
    Sie schilderte den Alltag in der Einrichtung, zeigte ihm mehrere Fotos der Zimmer sowie der Umgebung. Wiese taute merklich auf. Er sah sich die Fotos an und stellte Fragen, die die Sozialarbeiterin geduldig beantwortete, seine Bedenken zerstreuend. Als er zu seinem Hund hinabschaute und mit unsicherer Stimme einwarf, dass er ohne Flecki nicht mitkommen würde, da wurde es plötzlich ganz still im Raum.
    Frau Meinke war verwundert. Er würde diesen Schritt nicht ohne seinen Hund gehen? Es war ihrem verkniffenen Gesicht anzusehen, dass sie Wiese für verrückt hielt. Kröger schmunzelte und auch Vollert zeigte Verständnis.
    Die Sozialarbeiterin schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Recht haben Sie, Herr Wiese. Der Hund kommt natürlich mit. Sie gehören doch zusammen!«
    Wie zur Bestätigung bellte Flecki einmal laut.
    »Wenn Sie wollen, dann können wir. Wir fahren jetzt zu Ihrem neuen Heim, da bringen wir Sie auf Vordermann und erledigen den Papierkrieg … Das heißt, wenn es Ihnen recht ist.« Sie blickte in die Runde.
    »Wir brauchen Herrn Wieses Hilfe aber morgen noch einmal!« Frau Meinke sah zu Kröger. Der ergänzte: »So ab sechs Uhr!«
    »Kein Problem! Holen Sie ihn ab?«
    Kröger antwortete. »Ja, ich bin um sechs Uhr da. Wenn Sie mir die Adresse geben?«
    »Die kann Ihnen Frau Meinke geben. Und wir fahren jetzt! Hab noch einiges zu erledigen und wenig Zeit.«
    Sie nahm Wiese am Arm, winkte einmal kurz in die Runde, drehte sich vor der Tür noch mal um und sagte: »Spenden sind übrigens sehr willkommen.« Mit einem lauten »Tschüss!« und wogenden Hüften folgte sie Wiese und Flecki aus dem Büro.
    Als sich die Tür schloss, blickten sich die drei an und Frau Meinke kratzte sich an der Wade.
    »Ich glaube, ich habe einen Floh eingefangen.«
    »Schlechter Stralsunder, der keinen Floh ernähren kann!«, stellte Kröger mit einem Grinsen fest.
    »Und ich glaube, wir haben unseren Mörder!« Vollert ging zum Fenster und schloss es.

35
    Kurz nach vier Uhr ging die Sonne auf. Kröger stand am Fenster und genoss das Schauspiel. Er fand es jedes Mal faszinierend, wie die Dunkelheit langsam verblasste und wenige Minuten später das erste Licht die
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