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Sommersturm

Sommersturm

Titel: Sommersturm
Autoren: Olaf Buettner
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glaube, ich ... „
    Ich
legte vorsichtig meinen Finger auf ihre Lippen, die sich ganz weich anfühlten.
     „Sag
es jetzt bitte nicht. Ich weiß nicht, ob ich jetzt sowas hören kann.“
    Luisa
sah mich fragend an, schwieg aber.  
    „Außerdem“,
meinte ich, „wenn es wirklich stimmt, was du grad nicht gesagt hast, was hast
du dann dauernd mit Dean zu tun, diesem Arschloch.“
    „Er
ist kein Arschloch“, sagte Luisa.
    „Und
ob!“, beharrte ich. „Wenn der keins ist, wer dann?“ 
    „Eigentlich
ist er ein netter Typ“, meinte Luisa, aber es klang nicht wirklich überzeugend.
    „Haha“,
höhnte ich. „Nett!“
    Luisa
ließ sich nicht beeindrucken. „Und selbst wenn du ihn nicht abkannst“, sagte sie,
„ist das noch lange kein Grund, ihn so furchtbar zusammenzuschlagen. Ich hasse
dich dafür.“
    Sie
wandte sich ab.
    „Ach
so“, sagte ich. „Das wolltest du mir also gerade sagen.“
    „Natürlich
nicht“, meinte Luisa. „Das weißt du ganz genau. Aber ich verstehe nicht, warum
du das getan hast.“
    „Weil
ich einen Grund dafür hab“, sagte ich. „Und zwar einen ziemlich guten.“
    „Es
gibt keinen Grund dafür“, beharrte Luisa, „jemanden so zuzurichten. Und schon
gar keinen guten Grund.“
    „Wetten?“
    „Wetten
nicht?“
    „Er
hat Betty überfallen und zusammengeschlagen. Gemeinsam mit seinem widerlichen
Fettsack. Sogar Henry hat er da mit reingezogen.“
    Jetzt
war es doch raus. Ich hatte es gar nicht sagen wollen. Luisas Gesicht erstarrte
zur Maske.
    „Wie
kommst du denn darauf?“, stammelte sie. „Das kann nicht stimmen!“
    „Stimmt
aber“, sagte ich. „Wie ich drauf komme, ist doch egal.“
    Luisa
kreuzte die Arme vor der Brust, als friere sie plötzlich trotz ihrer dicken
Jacke. Ich wollte meinen Arm um sie legen, ließ es dann aber bleiben. Immerhin
schien sie mir nun zu glauben, denn sie widersprach nicht mehr. Wieder hörten
wir nur den Wind, der seine Finger durch die Bäume und Sträucher zog. Selbst
die Möwen waren verstummt.
    „Warum
bist du wieder mit ihm zusammen?“, fragte ich. Luisa war weit weg. Ich
wiederholte meine Frage.
    „Wie
kommst du denn darauf? Wir waren mal zusammen, aber das ist für mich lange
her.“
    „Und
für ihn?“, fragte ich.
    „Ich
habe ihm deutlich gesagt“, erklärte Luisa, „dass es vorbei ist mit uns,
endgültig, und dass ich dich ...“
    „Bitte“,
wiederholte ich noch einmal, „bitte nicht.“
     Wieder
tat sie mir den Gefallen und schwieg.
    „Du
hast meine Frage nicht beantwortet“, sagte ich. „Wie sieht das Arschloch die
Sache?“
     „Sag
nicht immer ‚Arschloch‘.“
     „Na
schön. Wie sieht also der überaus nette Dean die Sache?“
     „Er
akzeptiert es nicht“, sagte Luisa. „Noch nicht. Er braucht noch Zeit.“
     „Und
in der Zwischenzeit bedroht und verprügelt er Leute, ja?!“ Ich sprang auf.
    „Das
sagt der Richtige“, schoss Luisa zurück.
    „Hör
zu“, sagte ich. „Es tut mir Leid, dass ich das gemacht habe. Aber wenn einer
Prügel verdient hat, dann er. Mit Thielke zusammen hat er Betty brutal
überfallen, verstehst du das nicht? Und weißt du auch, warum er es gemacht
hat?“
    „Ich
fürchte, ja“, sagte Luisa, aber ich hörte sie kaum, weil ich so wütend war.
Luisa stellte sich direkt vor mich hin.
    „Mich
wollte er damit treffen!“, rief ich. „Er überfällt meine Tante, um mir eins auszuwischen, diese feige Ratte!“
    „Hör
endlich auf damit!“ Auch Luisa war jetzt in Fahrt gekommen, sie schrie ebenso
laut wie ich. Dann, auf einmal, war sie wieder ganz ruhig.
    „Ich
befürchte, es gibt noch einen Grund“, sagte sie leise. Sie war blass geworden.
    „Und
welchen?“, fragte ich. Ich platzte fast.
    „Es
hat mit mir zu tun hat.“ Luisa lief los. „Ich muss unbedingt zu ihm“, erklärte
sie.
    Ich
versuchte, sie zu halten, schaffte es aber nicht.
    „Warum?“,
rief ich ihr hinterher. „Was willst du bei ihm?“
    „Das
kann ich nur mit ihm klären. Du kannst mir da nicht helfen“, sagte sie. In
ihrer Stimme lag Angst.  Sie hielt noch einmal inne. „Er hat gesagt, er
würde mir beweisen, dass er alles für mich tut.“
    Ich
bekam kein Wort heraus. Wenig später war Luisa zwischen den Bäumen
verschwunden.
    Ich
war völlig verwirrt. Wieso tat Dean etwas für Luisa, wenn er Betty überfiel?
    Ich
hatte Luisa noch lange nicht alles gesagt, was ich ihr sagen wollte. Am
liebsten wäre ich ihr hinterhergelaufen, aber in diesem Gelände hatte ich keine
Chance gegen sie.
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