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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Autoren: Nicole Stoye
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resignierend und warf Arrow einen besorgten Blick zu.
    „Ach ja“, murmelte Smitt und wandte sich noch einmal dem Gespann mit Arrows Schneewölfen zu. „Fenrir!“
    Während es ihr beim Klang dieses Namens durch Mark und Bein fuhr, spitzte der Leitwolf die Ohren.
    „Farðu með þau til Abaläss!“, rief der Zwerg, und das Gespann aus fünf Wölfen setzte sich augenblicklich in Bewegung.
    Arrows Kreischen hallte noch lange bis zu den Wartenden zurück. Nicht nur, dass sie noch immer nicht wusste, wie man mit Schlittschuhen bremste, diese Wölfe waren offenbar auch noch um einiges schneller als Schlittenhunde oder andere ihrer Gattung. Die Lichter im Tunnel flogen so schnell an ihr vorbei, dass sie miteinander verschmolzen. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie sich wohl in einen kleinen Wind verwandeln sollte, beließ es schließlich aber dabei. Zum einen wusste sie nicht, wie die Schneewölfe darauf reagieren würden, und zum anderen befürchtete sie, die Leinen während der Verwandlung loszulassen und dann führerlos zu sein.
    Nachdem es eine ganze Weile geradeaus gegangen war, bog das Rudel unerwartet in eine Abzweigung. Als Arrow ausscherte, die Wand hoch, über die Decke und anschließend wieder hinunter glitt, schrie sie sogar noch lauter. Die aufsteigende Übelkeit konnte sie nur unterdrücken, indem sie sich innerlich ausmalte, wie sie Smitt windelweich prügelte. Immer und immer wieder verfluchte sie ihn für die Bürde dieses Höllenritts und für die Vorstellung, wie er sich gerade über ihr Gekreische lustig machte. Die nächste Abbiegung warf sie sogar derart aus der Bahn, dass sie für den Bruchteil einer Sekunde gar nicht mehr wusste, woran sie gerade noch gedacht hatte, und als es ihr wieder einfiel, kam schon wieder eine Abzweigung. Irgendwann betete sie nur noch, bald und möglichst unversehrt in der Schlossanlage anzukommen.
    Endlich erblickte sie einen sehr hoch gewölbten Torbogen am Ende des Tunnels, was sie zu der Annahme brachte, dass die Reise dort vorbei sein würde. Die Schneewölfe bremsten, und bevor Arrow aus dem Labyrinth geschleudert wurde, ließ sie die Leinen los und verwandelte sich schließlich doch in einen Wirbelsturm. Einen Moment lang flog sie orientierungslos herum, doch als sich ihre Augen an die ungewohnten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, landete sie schließlich sicher auf beiden Beinen.
    Ihre erste Handlung bestand darin, dem Himmel dafür zu danken, dass sie – zumindest körperlich – wohlbehalten angekommen war. Anschließend murmelte sie zwei Flüche auf Smitt, während sie mit voller Wucht die Eiskufen zertrümmerte. Und als sie anschließend den Blick hob, stockte ihr der Atem.
    Die Höhle, in der sie sich wiederfand, war von unbeschreiblicher Größe und bestand aus dem reinsten, weißesten Schnee, der jemals irgendwo die Erde berührt hatte. Von der Decke hingen Eiszapfen in Form von Mond und Sternen und sowohl in ihnen, als auch inmitten jeder Wand flackerten so viele Flammen unterschiedlicher Größe, dass sie vor lauter Staunen eine Gänsehaut bekam. Diesem Ort haftete etwas Heiliges an, eine Magie, die anders war als alles zuvor gekannte.
    Das weiße Schloss war wunderschön anzusehen, so makellos, reich verziert und noch dazu mit einer funkelnden Frostdecke überzogen. Im Garten davor war es von wundervollen Eisblumen umgeben. Und wenige Schritte weiter befand sich ein großer See mit weißem Grund und türkisblauem Wasser, auf dem Eisboote trieben, in denen, wie auch sonst überall, ebenfalls gefrosteten Flammen loderten.
    Wie in Trance schritt Arrow die Treppe hinab. Einen solchen Ort hatte sie selbst in ihren Träumen noch nie gesehen. Hätte sie es nicht besser gewusst, wäre sie überzeugt gewesen, sich in Wallhall zu befinden. Alles um sie herum strahlte eine Ruhe aus, wie sie sie schon seit Langem nicht mehr hatte erfahren dürfen. Es wirkte so friedlich, dass in ihr aus dem Nichts heraus der Wunsch entstand, bis in alle Ewigkeit hier bleiben zu wollen.
    Als sie noch nicht ganz die letzte Stufe der Treppe erreicht hatte, hielt sie inne. Drei hochgewachsene, schlanke Gestalten, die allesamt in weiße Mäntel gekleidet waren, verharrten regungslos vor dem Eingang des Schlosses und blickten ihr entgegen. Zunächst schien es, als wären es nur Skulpturen, die ein hoch begabter Künstler aus Schnee erschaffen hatte. Doch ein ganz besonderer Glanz in ihren diamantengleichen Augen, der das Funkeln der unzähligen Flammen noch überbot, spiegelte
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