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Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Sommersonnenwende (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Autoren: Nicole Stoye
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diesem Grund sollte sie ihre Reise nun zu einer anderen ungenutzten Schlossanlage führen, die sogar noch tiefer unter der Oberfläche lag als die Zwergenstadt. Samuel zufolge wurde sie einst von Frostelfen bewohnt, und der Gargoyle hielt es nicht für ausgeschlossen, dass sich einige von ihnen noch immer dort aufhielten. Der Ort trug den Namen Abaläss und war offenbar nur über ein verhältnismäßig enges, aus Eis bestehendes Labyrinth zu erreichen. Noch bereisten sie zwar die großzügig ausgeweiteten Felsgänge des Zwergenreichs, doch Smitt hatte ihnen schon vor einer ganzen Weile prophezeit, dass der angenehme Teil des Weges bald ein Ende nehmen würde.
    Arrow gefiel der Gedanke nicht, noch tiefer in den Untergrund zu reisen. Schon in der Zwergenstadt war es ihr ständig so vorgekommen, als säße sie in der Falle. In ihren Augen hatte dieser Ort mehr von einem Gefängnis als von einem Heim gehabt. Immer und immer wieder hatte sie sich zur Vernunft rufen müssen, ihre Abneigung in Zaum zu halten, denn ihr Sohn Tyron spürte genau, wenn etwas nicht in Ordnung war. Und hatte er einen solchen Zustand erst einmal erfasst, war es schwer, ihn wieder zur Ruhe zu bringen. Nicht selten bereitete ihr das Kopfzerbrechen, da sie sich in solchen Momenten oft nicht des Gefühls entledigen konnte, eine schlechte Mutter zu sein. Viel lieber hätte sie ihm allein all ihre Gedanken gewidmet, doch oft schweifte sie ab. Eine Unart, die sie nicht immer gehabt hatte, sondern die erst auftrat, als Anne ihr den genauen Wortlaut der Prophezeiung offenbart hatte. Viel Zeit hatte die alte Frau verstreichen lassen, bevor sie diesen Schritt gewagt hatte. Und wenngleich es ihr auch nicht leichtgefallen war, so hatte sie es dennoch für unklug erachtet, Arrow noch vor der Niederkunft Näheres darüber zu erzählen. Sie war sich dessen bewusst gewesen, wie sehr es ihre Enkelin aufgewühlt hätte, und hatte sie nicht schon während der Schwangerschaft damit belasten wollen. Und obwohl sie ihr das Mutterglück in höchstem Maße gönnte, hatte sie es ihr dennoch irgendwann sagen müssen, damit sie sich selbst und jene, die sie liebte, schützen konnte.
    Als Arrow die Prophezeiung zum ersten Mal in ihrer vollen Gänze vernommen hatte, war sie ihr wie ein Gedicht erschienen. Anne hatte sie darüber aufgeklärt, dass es am Anfang vielen so erging und sie deshalb kaum jemandem ernst genommen worden war. Doch mit der Zeit hatte sich mehr und mehr davon bewahrheitet, und plötzlich war sie alles andere als eine bloße Dichtung. Sie reichte vom Geschenk der Seelen über die Teilung eines ganzen Volkes bis hin zu Arrows Geburt. Und am Ende hieß es, dass der Erlkönig nach einem Kind trachtete. Natürlich lag der Gedanke nahe, dass es dabei um niemand anderen als um Tyron gehen konnte. Immerhin war er das erste natürlich geborene Nyridenkind seit vielen hundert Jahren. Anne warnte jedoch ausdrücklich davor, die Prophezeiung derart zu unterschätzen. Zwar wollte selbst sie diese Möglichkeit nicht vollkommen außer Acht lassen, andererseits jedoch wurde auch darauf verwiesen, dass man die Wahrheit nicht mit bloßem Auge erkennen könne. Diese Erwähnung ergab ihrer Meinung nach wenig Sinn, wenn in den nächsten Zeilen schon des Rätsels Lösung geschrieben stünde.
    Doch wenn es nicht Tyron war, den die Túatha Dé Danann haben wollten, wer war es dann? Keylam hielt es nicht für ausgeschlossen, dass es neben seinem eigenen Kind auch Juna sein könnte. Immerhin war sie die Thronfolgerin des Elfenreichs und die Tatsache, dass ihr Vater zur Hälfte Nyride war, verlieh ihr eine Macht, die, von Dewayne abgesehen, weit über die der bisherigen Könige hinausreichte. Es erweiterte die Grenzen ihres Einflusses und ihres Ansehens. Dewayne und Neve waren von dieser Vorstellung natürlich ganz und gar nicht begeistert, kamen jedoch nicht umhin, sie ebenfalls in Betracht zu ziehen.
    Und dann gab es da noch etwas anderes, das nicht nur ihr zu schaffen machte. Nur wenige Tage vor ihrer Flucht in den Untergrund war Sally spurlos verschwunden, und es gab nicht den geringsten Hinweis auf ihren Verbleib. Auch hatte sie sich nicht auffällig verhalten. Das war alles andere als ein gutes Zeichen, denn die Köchin war nicht nur für ihre freundliche und aufgeschlossene Art, sondern auch für ihre Zuverlässigkeit bekannt. Jeder vermutete, dass ihr etwas zugestoßen war, doch niemand wagte, es offen auszusprechen, denn vor allem Adam litt sehr darunter. Die vergangenen
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