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Sommerrot

Sommerrot

Titel: Sommerrot
Autoren: Leah Moorfeld
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von Ulm gekauft, eine Stadt, die wir beide bisher nicht kannten. Unsere Freunde wohnten weit entfernt und die neue Arbeit füllte einen großen Teil unserer Zeit aus, so dass wir uns am Abend meistens zu müde fühlten, um etwas zu unternehmen und neue Freundschaften zu knüpfen. So hatten wir fast nur uns selbst und unseren arbeitsreichen Alltag, denn die Raten für das große Haus mussten ja irgendwie abbezahlt werden. Dann war da die Sache mit dem Schwangerschaftstest. Trotz Antibabypille ließ meine sonst überpünktliche Periode einige Tage auf sich warten. Deshalb besorgte ich mir einen Schwangerschaftstest. Er war negativ und ich warf ihn in den Papierkorb. Als Marcus ihn zufällig fand, rastete er regelrecht aus - es kam zum Streit.
    « Wie kannst du jetzt an Kinder denken!», fuhr er mich aus heiterem Himmel an.
    « Was? Wie kommst du darauf, dass ich an Kinder denke?»
    Ich riss erschrocken die Augen auf, über seine Reaktion.
    « Und was ist das? Das ist doch ein Schwangerschaftstest, oder nicht? »
    Er hielt mir den Test fast drohend vor die Augen und schimpfte weiter, ohne meine Antwort abzuwarten, »in unserer Situation können wir unmöglich noch ein Kind durchfüttern, das ist dir doch wohl klar, oder?»
    Der erste Schock über Marcus Reaktion ebbte ab und langsam begann die Wut in mir hochzubrodeln. Wie konnte er mich so anschreien? Wir hatten uns immer viele Kinder gewünscht!
    « Der Test ist negativ!», entgegnete ich mit zusammengekniffenen Augen.
    Marcus holte erneut tief Luft, um mit seiner Standpauke fortzufahren, heilt dann jedoch inne.
    «Negativ?», fragte er leise.
    « Ja, negativ! Das bedeutet, ich bin nicht schwanger!», rief ich wütend und verschränkte demonstrativ die Arme.
    Marcus atmete zwei mal tief durch, dann legte er die Stirn in Falten.
    «Aber du hast es darauf angelegt, richtig?»
    « Nein, hab ich nicht! Ich nehme die Pille, aber ich war ein paar Tage drüber und ich wollte einfach nur sicher gehen, man kann ja nie wissen...!»
    Seine Muskeln entspannten sich erleichtert.
    «OK! Dann ist ja gut!»
    Damit drehte er sich um, als w äre nichts gewesen, aber für mich war die Sache noch längst nicht ausgestanden.
    « Wäre das denn so schlimm? Wir hatten uns doch immer Kinder gewünscht!», fragte ich bedrückt. Wie vom Blitz getroffen drehte er sich um und funkelte mich wütend an.
    « Du weißt doch selbst, dass wir beide Gehälter benötigen, um die Raten für das Haus abzubezahlen. Da kann nicht einer wegen Schwangerschaft einfach ausfallen. So ist das nun mal. Die Kinder müssen da eben warten.»
    « Ja, das weiß ich selbst. Aber es schockiert mich, wie wütend du darauf reagierst.»
    Das zornige Leuchten in seinen Augen legte sich etwas und dann f ügte er beschwichtigend hinzu:
    « Lena, es ist halt alles schwierig im Moment! Die hohen Raten, die neue Stadt, alle Freunde weit weg und wir unternehmen kaum noch was gemeinsam!»
    Damit hatte er nat ürlich recht. Das alles belastete unser Miteinander so, dass wir fast nur noch nebeneinander her lebten. Es schienen Ewigkeiten zu vergehen, seit denen wir nicht mehr zusammen lachten oder uns zu spontaner Zärtlichkeit hinreißen ließen. Immer mehr beschlich mich außerdem das Gefühl, dass er meine Traurigkeit über diese Situation nicht teilte.
    « Dann lass uns gleich heute unsere Beziehung etwas auffrischen bei einem romantischen Candel-light-dinner. Was hältst du davon?», versuchte ich die Stimmung ins Positive zu wenden.
    « Nimm es mir nicht übel, Lena!», er zuckte müde mit den Schultern, «aber die Arbeit und unser Streit haben mich heute so gestresst, dass ich einfach nur noch schlafen will!»
    Mit diesen Worten verschwand er im Schlafzimmer. Die T ür knallte hinter ihm ins Schloss und mein Gefühl sagte mir deutlich, dass an diesem Tage etwas zwischen uns zerbrochen war.
    Bei der Erinnerung daran fr östele ich auf meiner Bank. Ich ziehe mein Smartphone aus der Tasche und sehe nach der Uhrzeit. Jetzt müsste ich eigentlich im Büro erscheinen, aber ich kann nicht. Ich bleibe wie versteinert hocken und starre auf den schmalen Schilfgürtel, der sich sanft im Wind wiegt. Meine Gedanken wandern wieder zu Marcus.
    Seit der Sache mit dem Schwangerschaftstest beschlich mich vermehrt das Gef ühl, nur noch neben ihm herzuleben. Der Alltag fraß uns auf und wir entfernten uns mehr und mehr voneinander. Immer öfter fragte ich mich, wohin sie alle verschwunden waren, diese wundervoll überschwänglichen Emotionen von
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