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Sommerrot

Sommerrot

Titel: Sommerrot
Autoren: Leah Moorfeld
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permanent beim Dösen stört. Die Pause tut mir gut. Ich habe endlich das Hamsterrad verlassen, in dem ich mich Tag und Nacht abstrampelte und komme wieder zu Atem. Ich schließe die Augen und betrachte die Helligkeit, die durch meine Lider hindurch scheint. Plötzlich fällt ein kalter Schatten über mein Gesicht. Ein Fußgänger wäre einfach vorbei gegangen, aber der Schatten verweilt auf meinen Augen und ich öffne sie verärgert. Vor mir steht mein Chef Tino Angelus und starrt mich an.
    « Frau Sommer, was machen sie hier im Park? Weshalb sind sie nicht auf der Arbeit», schimpft er in gewohnt strengem Ton drauf los.
    « Was glauben sie wohl, warum?», antworte ich mit einer Gegenfrage und blicke ihm mit zusammengekniffenen Augen ins Gesicht. Er starrt zurück und fast eine Minute lang herrscht Schweigen. Die Luft zwischen unseren Blicken beginnt förmlich zu brennen.
    « Wegen unentschuldigtem Fernbleiben von der Arbeit kann der Arbeitgeber eine fristlose Kündigung aussprechen!», versucht er mir zu drohen.
    « Nur zu!»
    Ich halte seinem Blick noch immer stand, auch wenn es sich ung ünstig anfühlt, dass ich zu ihm hinaufschauen muss.
    « Bei einer fristlosen Kündigung werden ihnen vom Arbeitsamt die Leistungen gesperrt und ich habe nicht den Eindruck, dass sie sich das leisten können!»
    Meine Wut hat beinahe den oberen Topfrand erreicht. Ich bin kurz vor der totalen Explosion.
    «Selbst auf der Straße würde es mir besser gehen, als in ihrem Unternehmen!», kontere ich zornig. Die Wuttränen kündigen sich wieder an, aber ich presse sie mit aller Gewalt zurück. Vor ihm möchte ich auf gar keinen Fall losheulen, auch nicht aus Wut. Noch immer treffen unsere Blicke wie Blitze aufeinander. Doch plötzlich senkt Herr Angelus seinen Kopf und schaut zu Boden.
    « Es ist so, Frau Sommer, die Firma braucht sie!»
    Aha, die Firma braucht mich also! Wohlgemerkt, die Firma, nicht er braucht mich! Da er mit seinen Drohungen nicht weiter kommt, ändert er jetzt seine Taktik, indem er an mein Verantwortungsgefühl appelliert. Das ist so was von erbärmlich! Ich springe auf, gehe einen Schritt auf ihn zu und brülle ihm ins Gesicht.
    « Sparen sie sich das! Keine Macht der Welt wird mich nochmals dazu bringen, mich derart schikanieren zu lassen! Die Hölle kann sich dagegen als Paradies bezeichnen! Und jetzt verschwinden sie und wenn sie sich mich in diesem Leben nochmals belästigen, werde ich vor Gericht eine einstweilige Verfügung beantragen, dass sie sich mir nicht näher als bis auf zehn Kilometer nähern dürfen!»
    So! Jetzt war es raus und an seinem kreidebleichen Gesicht kann ich deutlich erkennen, dass ihn mein Wutausbruch direkt ins Herz getroffen hat. Er tritt einen Schritt zur ück, dreht sich wortlos um und geht mit raschen Schritten davon. Auch wenn ich jetzt mit Sicherheit meinen Job los bin, fühle ich mich um eine zentnerschwere Last erleichtert. Ich steige auf mein Fahrrad und radle zur nächsten Bäckerei. Ich lasse mir eine ganze Tüte mit frisch duftenden Backwaren füllen und fahre nach Hause, um sie mit großem Appetit zu verzehren. Dabei muss ich wieder an Tino denken. Vielleicht war ich doch zu hart zu ihm. Schließlich hat er schlimmes durchgemacht. Aber dennoch ist das kein Grund, so mit mir umzugehen. Es war richtig, sich das nicht länger bieten zu lassen. Dabei sah unsere allererste Begegnung ganz anders aus. Es war gerade mal zwei Wochen her, seit Marcus mich verlassen hatte, als ich Tino zufällig traf. Ich stand im Aufzug des mehrstöckigen Bürogebäudes. Fünf Firmen hatten sich hier angesiedelt und ich wusste nicht, wer er war, als sich die Aufzugtür öffnete und der damals fremde Mann eintrat. Noch nie zuvor hatte ich erlebt, dass mein ganzer Körper förmlich brannte, als sich unsere Blicke trafen. Wie ein warmer Schauer floss es über mich hinweg, als sich ein strahlendes Lächeln über seinem ganzen Gesicht ausbreitete. Die überschwängliche Antwort meines intensiven Blickes hätte Außenstehende sicherlich zum Schmunzeln gebracht, aber zum Glück blieben wir alleine, als sich die Aufzugtür wieder hinter ihm schloss. Seine pechschwarzen Haare und die großen dunklen Augen passten zu dem italienischen Einschlag in seinem Gesicht, bei dessen Schönheit selbst Enrique Iglesias vor Neid erblassen würde. Die Konturen unter seinem Hemd zeichneten den muskulösen Oberkörper darunter. Tiefer wanderten meine Augen nicht, da sie in seinem warmen Blick verhaftet blieben. Es wurde
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