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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber
Autoren: Christina Jones
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sah von den großen Theaterkartons hoch, die auf dem Wohnzimmerboden standen, und antwortete: »Wenn du beschwipst bist, kannst du nicht mehr Cancan tanzen. Also ist es umso besser, wenn wir erst später kommen. Hinterher ist noch genug Zeit, sich zu betrinken. Okay, haben wir jetzt alles? Zehn Kleider, Unterröcke, Strümpfe, Strapse, Strumpfbänder, Höschen, Schuhe, Halsbänder, Handschuhe, Straußenfedern – hab ich was vergessen?«
    »Deinen Sinn für Humor!« Chelsea hockte sich neben sie. »Ach Mensch, Sukie, hör mal, ich weiß ja, wie du dich fühlst, aber -«
    »Weißt du nicht«, entgegnete Sukie rasch und machte die Schachteln zu. »Das kannst du gar nicht nachfühlen – aber danke, dass du es versuchst.«
    Chelsea umarmte sie. »Und du hast keine Ahnung, was geschehen ist? Was los ist? Wo sie geblieben sind?«
    »Nein.« Sukie stand auf und schob die Schachteln über den Fußboden. Ronald hatte wie der sagenhafte Schneider von Gloucester die ganze Nacht an den Kostümen für die neuen Tänzerinnen genäht und sie erst eine halbe Stunde zuvor geliefert. »Nimmst du bitte auch eine? Wenn nicht alle in den Kofferraum passen, legen wir den Rest einfach auf den Rücksitz.«
    Mit einem letzten mitleidigen Blick packte Chelsea den nächsten Karton und schleifte ihn in den heißen Mainachmittag hinaus.
    Sukie überprüfte im Spiegel schnell noch mal ihr Make-up, denn in Fiddlesticks gab es wahrscheinlich keine entsprechenden Örtlichkeiten außer den Klos im Pub, wo es bestimmt gestopft voll sein würde, und war überrascht, dass sie direkt halbwegs menschlich aussah. Erstaunlich, dachte sie, wie leicht sich ein gebrochenes Herz hinter ein bisschen Schminke verbergen lässt.
    Am Abend zuvor war sie total begeistert gewesen, Bo-Bo im Barmy Cow entdeckt zu haben, und hatte auf der Stelle Milla angerufen, um ihr die Neuigkeiten zu berichten. Daraufhin hatten sich die Ereignisse nur noch so überschlagen.
    Milla, wahrscheinlich in wilder Knutscherei mit Derry unterbrochen, hatte ihr einfach nicht geglaubt.
    Da hatte Sukie ihr Handy an Bo-Bo weitergereicht und samt allen anderen im Pub mit angehört, wie er die kreischende Milla davon überzeugte, dass er es wirklich sei und sie sich unbedingt treffen müssten.
    Sukie, die noch nicht weiter vorausgedacht hatte, als dass Bo-Bo – auf magische, mysteriöse Weise – plötzlich hier in Bagley-cum-Russet war, hatte ihr Handy zurückverlangt und ihn fragend angesehen.
    »Und? Ist sie bereit, Sie zu treffen?«
    »Ja«, hatte Bo-Bo mit seiner wunderbar sonoren Stimme geantwortet. »Gott sei Dank – das ist weit mehr, als ich verdient habe. Sie sagt, sie müsse mir etwas erzählen, aber offenbar nicht bei ihr zu Hause.«
    Das konnte Sukie verstehen. Man konnte wohl schlecht den alten Liebhaber empfangen, wenn der neue vermutlich gerade nackt am Kronleuchter schaukelte.
    »Wir treffen uns in einer halben Stunde bei Nacht und Nebel an dem keltischen Kreuz«, hatte Bo-Bo gesagt. »Milla meinte, Sie könnten mir den Weg beschreiben.«
    Das hatte Sukie getan und außerdem, wie wohl jede Mitbewohnerin und besorgte Freundin, in der Zwischenzeit versucht, möglichst viel an Informationen aus ihm herauszukitzeln.
    Bo-Bo war ein guter Gesprächspartner. Nur allzu gern schien er sich die Last von der Seele zu reden.
    An der Trennung war offenbar Millas Mutter schuld. Bo-Bo hatte es ohnehin schon als äußerst belastend empfunden, dass achtzehn Millionen Hochzeitsgäste zu kommen drohten, samt exklusiver Medienberichterstattung des Celeb-Watcher -Magazins, aber als Millas Mutter dann auch noch darauf bestanden hatte, dass er in der Kapelle aufstehen und alle dreiundneunzig Verse der Familienhymne singen sollte, und zwar auf Latein, da war er endgültig eingeknickt. Na ja, gab er zu, das war ein bisschen übertrieben dargestellt, aber ungefähr so war es ihm vorgekommen.
    »Sie kann einen ganz schön einschüchtern«, erklärte er vertraulich bei einem Pint Shandy. »Ich war es gewohnt, mehrere Firmen zu leiten, in denen die Leute schon springen, wenn ich nur eine Augenbraue hebe, aber diese Frau versetzt mich in Angst und Schrecken. Und so war es auch mit der Hochzeit. Nicht die Ehe, wohlgemerkt. Ich habe Milla von ganzem Herzen geliebt, immer schon, und so wird es auch immer bleiben. Ich wollte sie wirklich heiraten. Ich habe es bloß nicht ertragen, dass aus unserer Hochzeit so ein Affenzirkus gemacht werden sollte.«
    »Aber«, fragte Sukie und schielte zur Uhr, um die kurze Zeit
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