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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber
Autoren: Christina Jones
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möglichst ertragreich zu nutzen, »das haben Sie Milla doch sicher gesagt?«
    »Ja. Und ich glaube, sie hat es auch verstanden. Aber sie wurde von dieser ganzen Flutwelle gigantischer Hochzeitsvorbereitungen, der Betriebsamkeit und ausgefeilten Logistik einfach mitgerissen – außerdem wollte sie ihre Mutter nicht verärgern.«
    »Aber einfach wegzulaufen …?« Sukie hatte die Stirn gerunzelt. »War das nicht ganz schön feige?«
    »Ja, wahrscheinlich schon. Aber ich wusste einfach nicht mehr, was ich machen sollte. Und ich bin ja nicht nur vor der Hochzeit davongelaufen.« Bo-Bo hatte interessiert mehrere kleine pelzige Flusen begutachtet, die in seinem Shandy schwammen. »Als mir klar wurde, dass ich dieses ganze Fiasko unmöglich durchstehen würde und Milla es einfach nicht fertigbrachte, ihren Eltern zu sagen, wir wollten lieber im Stillen heiraten, da bin ich ja ganz und gar von der Bildfläche verschwunden.«
    Sukie fischte die schwimmenden Teilchen mit dem Zipfel einer Biermatte heraus.
    »Milla hat Ihnen doch sicher erzählt, dass ich meine Firmen und meine Aktien verkauft habe, einfach alles, und abgetaucht bin. Ich habe mich selbst dafür gehasst, ihr wehzutun, mich verabscheut, weil ich sie verlasen hatte. Vielleicht war ich schwach, aber sie wusste, wie sehr ich sie wollte, und zwar für immer. Aber ihre Familie und das ganze Drumherum wollte ich einfach nicht. Also bin ich nach Griechenland gegangen. Nicht aufs Festland, sondern auf eine kleine Insel, wo mich keiner kannte und -«
    »Und dann haben Sie angefangen, in einem Lokal mit Blick auf die Ägäis zu arbeiten«, hatte Sukie geseufzt, »und wurden zu einem echten Aussteiger wie Shirley Valentine . Jetzt servieren Sie wohl barfuß und in Shorts den Touristen Retsina, und niemand weiß, dass Sie in Wirklichkeit ein Sir sind und Multimillionär.«
    Bo-Bo hatte sie über den Rand seines Glases hinweg befremdet angesehen. »Guter Gott, nein. Ich habe ein paar Hotels gekauft, ein oder zwei Apartmentblocks, ein Restaurant und mehrere Villen – und bin jetzt eine Art Pauschalreisenkönig für die griechischen Inseln.«
    »Ach so.« Das hatte Sukie nun doch ein wenig desillusioniert. »Hatten Sie denn nie das Bedürfnis, mit Milla Kontakt aufzunehmen und sie zu sich zu holen?«
    »Doch, sicher. Ich habe nie aufgehört, an sie zu denken und sie zu lieben. Aber wie hätte ich von ihr erwarten können, dass sie mir jemals verzeiht? Ich hatte sie auf das Schlimmste gedemütigt. Sie gekränkt. Sie blamiert. Ich wusste, dass sie mich dafür hassen würde. Also habe ich eben versucht, mein neues Leben ohne sie zu leben – aber es ging nicht.«
    Sukie drückte fest beide Daumen und beugte sich vor. »Und warum sind Sie nach so langer Zeit heute Abend hier? Was führt Sie in dieses Hinterwäldlerdorf, viele Meilen von Ihrer griechischen Idylle entfernt? Warum sind Sie hergekommen?«
    »Weil ich«, Bo-Bo schob das Shandy fort, »zum ersten Mal seit meinem Verschwinden aus geschäftlichen Gründen dringend nach England musste. Ich hatte mir vorgenommen, nicht nach Milla zu suchen, ich dachte, sie ist inzwischen bestimmt mit einem Mann verheiratet, der sie wirklich verdient, und das würde mir nur noch mehr das Herz brechen – aber ich konnte einfach nicht anders. Wohin ich mich auch wendete, überall stieß ich auf eine Mauer des Schweigens. Kein Mensch wollte mir etwas sagen, selbst wenn er etwas wusste. Und dann -«
    »Und dann?« Sukie hatte den Atem angehalten.
    »Und dann habe ich heute Abend endlich das Richtige getan. Ich hatte ganz stark dieses eigenartige Gefühl, dass Milla mir nahe war. Dass sie mich sehen wollte …«
    Ooooh! Sukie musste sich auf ihre Hände setzen, um nicht aufzuspringen und in die Luft zu boxen.
    »Also habe ich ihre Eltern aufgesucht.«
    »Teufel auch! Das war aber mutig.«
    »Wurde auch Zeit, endlich mal mutig zu sein«, hatte Bo-Bo betrübt geantwortet. »Jedenfalls hat ihre Mutter die übelsten Schimpfwörter verwendet, die ich je im Leben gehört habe. Manche dieser angelsächsischen Ausdrücke kannte ich nicht einmal – aber dass sie Gift und Galle spuckte, war unmissverständlich. ›Verpiss dich, du Scheißkerl!‹ klingt wohl in allen Sprachen recht ähnlich.«
    »Stimmt. Aber -«
    »Und als ich völlig am Boden zerstört wieder ins Auto steigen wollte, um ohne Milla nach Griechenland zurückzukehren und ohne sie weiterzuleben, kam ihr Vater – der sich übrigens vor der Mutter genauso fürchtet wie ich – aus dem
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