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Sommermond

Titel: Sommermond
Autoren: M. Hart
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wurde wieder ernster und blickte ihm fest in die Augen.
    „Was hätte ich tun müssen, damit du hier bleibst?“, fragte er.
    Ben stöhnte gequält. „Alex, das …“
    „Was?“, wiederholte sich Alex. „Bitte! Ich muss das wissen.“
    Ben schüttelte den Kopf. „Alex, du hättest nichts tun können! Ich mein‘ … du hast genug getan! Es hätte einfach nur anders laufen müssen.“
    Alex konnte den Satz nicht mehr hören. Genervt verzog er das Gesicht.
    „Das glaub‘ ich dir nicht“, sagte er dann. „Es ist immer noch wegen der Aktion im Pool, hab‘ ich recht?“
    Ben wandte den Blick ab und biss sich auf die Unterlippe. Alex trat einen Schritt näher auf ihn zu.
    „Du hättest dir gewünscht, dass ich mehr gekämpft hätte, oder? Mehr um dich und unsere Beziehung.“
    Ben starrte gen Boden.
    „Du wärst geblieben, hätte ich nicht mit dem Typen gevögelt“, fuhr Alex fort. „Das ist doch so, oder?“
    Ben schloss seine Augen. „Alex, bitte!“
    „Verstehe …“, murmelte Alex. „Ich riskier‘ mein Leben für dich … und irgendein beschissener Sex … ein einziger beschissener Fehler … gibt dir dann Grund genug, mich aufzugeben.“
    „Alex, bitte!“, wiederholte sich Ben und war lauter geworden. Mit gekränktem Gesichtsausdruck blickte er zu Alex. „Merkst du das nicht? Wir streiten schon wieder.“ Er pausierte und schüttelte fassungslos den Kopf. „Du hast gerade ‘ne Menge Mist durchgestanden und kannst nichts anderes tun, als mit mir zu streiten. Das funktioniert so nicht!“
    Alex blickte ihn ungläubig an. Er wollte nicht streiten. Er war einfach überfordert. Doch ihn beschlich das Gefühl, dass es mittlerweile egal war, was er sagte oder machte. Ben schien sich alles so hinzudrehen, wie es ihm passte. Und damit machte er es sich verdammt einfach.
    „Okay“, flüsterte Alex und taumelte ein paar Schritte nach hinten. Er deutete mit seiner Hand in Richtung des Krankenwagens. „Dann sollte ich jetzt besser gehen.“
    „Alex …“
    „Ich wünsch‘ dir viel Glück“, sagte Alex. „Viel Glück und viel Erfolg.“
    Er warf Ben noch einen letzten Blick zu, bevor er sich von ihm abwandte und sich auf den Weg zurück zum Krankenwagen machte.
    „Nächsten Freitag schmeiß‘ ich ‘ne Abschiedsparty!“, rief Ben ihm noch nach. „Ich würd‘ mich freuen, wenn du kommst!“
    Alex biss sich auf die Unterlippe und lachte bitter. Er drehte sich kein weiteres Mal um. Er hatte genug gehört. Es kam ihm vor, als wäre er Ben egal. Der Dunkelhaarige schien es nicht zu würdigen, wie sehr er sich für ihn eingesetzt hatte. Dieser Erkenntnis war schmerzhaft, aber wahr. Er hatte alles versucht. Er hatte sich vor Ben geöffnet, ihm seine Liebe gestanden und ihn angefleht, zu bleiben. Doch Ben hatte seine Entscheidung gefällt. Und genau das bedeutete ihr Ende. Zumindest für ein Jahr. Wie es danach weiterging, konnte niemand wissen.
    Alex blieb vor dem Sanitäter stehen. Der drückte sich daraufhin von der Karosserie und stöhnte laut auf.
    „Sie scheinen sich ja schon besser zu fühlen“, sagte er.
    Der versteckte Vorwurf war kaum zu überhören.
    „Sorry …“, nuschelte Alex. „Ich musste das kurz klären.“
    „Ja, schon in Ordnung“, tat der Sanitäter ab und deutete Alex an, einzusteigen. „Ist Ihnen denn noch schwindelig?“
    „Ziemlich“, erwiderte Alex, „und kotzübel.“
    Das war die Wahrheit, obwohl diese akuten Beschwerden mehr seinem psychischen Zustand entsprangen. Doch das behielt er für sich. Die Nacht im Krankenhaus schien ihm als beste Möglichkeit, um Ben aus dem Weg zu gehen. Er wollte die Verabschiedung nicht miterleben, weil er wusste, dass er ihr nicht standhalten würde. Deshalb war er froh, Ben kein weiteres Mal begegnen zu müssen. Im Krankenhaus würde er in Ruhe über alles nachdenken und die Ereignisse des heutigen Abends verarbeiten können. Das war dringend nötig, bevor er seinen Verstand völlig verlor. Denn bislang erschien ihm das Ganze wie ein schlechter Traum, aus dem er jeden Moment erwachen würde. Er hatte das Gefühl, den Bezug zur Realität verloren zu haben. Deswegen brauchte er dringend etwas Zeit. Vielleicht würde ihm eine Nacht Schlaf neue Erkenntnisse bringen. Aktuell schaffte er es jedenfalls nicht, über das Erlebte nachzudenken. Die Ereignisse hatten sich zu schnell abgespielt. Sein Kopf war derart überfüllt, dass sich seine Gedanken überschlugen und dabei auf Null reduzierten. Nur ein einziger Gedanke blieb bestehen. Es
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