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Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade
Autoren: Melissa Marr
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einem Anflug von schlechtem Gewissen.
    Von allen Höfen hatten sich Elfen davongestohlen, und Donia war klar, dass sie sich um Bananach scharten. Könnte sie einen eigenen Hof bilden? Die ehemals sterblichen neueren Monarchen sorgten für erhebliches Unbehagen unter den Elfen, und Bananach hatte es gezielt noch weiter angeheizt, um die Spannungen zu verstärken. Gleichermaßen sorgte Unmut über die Wechselbeziehungen zwischen den Höfen dafür, dass die Traditionalisten sich um Bananach sammelten. Niall stand dem Sommerhof zwar nicht direkt freundschaftlich gegenüber, aber dass er ihn jahrhundertelang beraten hatte, beunruhigte seine Elfen. Einen ähnlichen Effekt hatte ihr eigenes, wie auch immer geartetes Verhältnis zu Keenan. Und die Versuche des Sommerkönigs, an seinem Hof endlich wieder so etwas wie eine Ordnung zu etablieren, verärgerten diejenigen, die sich an die alte Freizügigkeit gewöhnt hatten.
    Donia hoffte, dass Bananach tatsächlich nur einen eigenen Hof anstrebte, aber die Rabenelfe war die Verkörperung von Krieg und Zwietracht. Deshalb standen die Chancen ziemlich schlecht, dass sie sich mit einem friedlich geschaffenen Hof zufriedengab – falls so etwas überhaupt möglich war. Aufruhr und Mord waren weitaus wahrscheinlichere Ziele von Bananach und ihrer wachsenden Zahl von Verbündeten.
    Es wird Krieg geben.
    Als die anderen außer Sichtweite waren, verkündete Evan: »Am Hof der Finsternis gab es einen Zwischenfall, wie ich hörte.«
    »Noch mehr Streit?«, fragte sie, während Evan sie um eine Gruppe von Junkies herumführte, die auf den Stufen eines verlassenen Mietshauses saßen. Wenn sie mit Keenan unterwegs gewesen war, hatte er solchen Sterblichen immer eine Wolke aus Wärme geschickt. Aber im Gegensatz zu ihm konnte sie ihnen keinerlei Trost spenden.
    Keenan. Sie kam sich so dumm vor, weil sie einfach nicht aufhören konnte, an ihn zu denken. Jeder Gedanke schien immer noch direkt zu ihm zu führen, obwohl er jetzt schon seit sechs Monaten fort war. Ohne jedes Lebenszeichen.
    Sie atmete ein kleines Schneegestöber aus. Fast ein Jahrhundert lang hatte es kaum Zeiten gegeben, in denen sie ihn nicht gesehen oder zumindest von ihm gehört hatte, und sei es auch nur per Brief.
    »Bananach hat vor zwei Tagen die Hunde angegriffen«, sagte Evan und zog dadurch Donias Aufmerksamkeit wieder auf sich.
    »Ein direkter Angriff?«
    Ihr Bewacher und Berater schüttelte den Kopf. »Zuerst nicht. Sie hat einen der Halblinge des Königs der Finsternis gefangen und getötet. Und während der König und die anderen trauerten, hat Bananach sie mit ihren Verbündeten angegriffen. Die Wilde Meute lässt so etwas nicht ungesühnt.«
    Donia verharrte mitten in der Bewegung. »Niall hat Kinder ? Bananach hat sein Kind umgebracht?«
    Evans Lippen verzogen sich zu einem dürren Lächeln. »Nein. Weder Niall noch der letzte König haben eigene Kinder, aber der frühere König der Finsternis hat den Halblingen seines Hofs stets Schutz gewährt. Seine Elfen – jetzt Nialls Elfen – sind sinnliche Geschöpfe, und die Hunde tun sich weitaus häufiger mit Sterblichen zusammen als andere Elfen. Das ist eine alte Tradition.«
    Evan verstummte und sah sie mit gespieltem Ernst an. »Manchmal vergesse ich, wie jung du bist.«
    Sie verdrehte die Augen. »Nein, tust du nicht. Du kennst mich schon fast mein ganzes Leben. Ich bin einfach nicht so steinalt wie du.«
    »Auch wieder wahr.«
    Sie wartete, da sie wusste, dass er noch nicht fertig war. Seine Verhaltensmuster waren für sie inzwischen wie ein vertrauter Rhythmus.
    »Die Dunkelelfen unterscheiden sich durch einen ausgeprägten Familiensinn von den anderen Höfen.« Mit einem leisen Blätterrascheln trat er näher. »Wenn Bananach Elfen tötet, die Irial nahestehen … wird der Hof instabil. Wir nehmen den Tod alle nicht auf die leichte Schulter, und die Hundselfen werden solch sinnloses Morden erst recht nicht dulden. Wenn es in der Schlacht geschehen wäre, könnten sie es leichter akzeptieren. Aber es passierte vorher.«
    »Mord? Warum sollte sie einen Halbling umbringen?« Donia gab dem Druck in ihrem Innern nach und ließ eine Frostfahne hinter sich herwehen. Noch war der Frühling nicht angebrochen, also konnte sie es rechtfertigen, die Knospen erfrieren zu lassen.
    Evans rote Augen verfinsterten sich, bis sie kaum noch glühten, wie beim letzten Aufflackern von Kohlen in der Asche eines Feuers. Er beobachtete ihre Umgebung aufmerksam, schaute nicht
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