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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis
Autoren: Melissa Marr
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nicht kapiert hatte, dass Ren dealte – oder mich verkauft  –, um an Geld zu kommen. Über Geld, ihr Zuhause oder Ren zu reden, war so was von gar nicht in ihrem Sinne, dass sie ihrerseits ein anderes Thema anschnitt. Sie legte mit einem verschwörerischen Grinsen den Arm um Ashlyns Taille und achtete sorgsam auf die Fassade, die sie ihren Freundinnen gegenüber stets aufrechterhielt. »Lass uns doch mal über Keenans sexy Onkel reden. Was gibt’s denn über ihn zu berichten? Hat er eine Freundin?«
    »Niall? Er … nein, hat er nicht, aber …« Ashlyn zog die Augenbrauen zusammen. »Von dem lass lieber die Finger. Es gibt Hübschere als ihn … Ich meine Bessere …«
    »Das bezweifle ich, Süße. Deine Sinne sind bloß vernebelt, weil du zu lange deinen Seth angestarrt hast.« Leslie tätschelte Ashlyn den Arm. »Niall ist erste Sahne.«
    Sein Gesicht war ebenso schön wie das von Keenan, nur auf eine andere Art: Niall hatte Charakter. Von der Schläfe bis zum Mundwinkel verlief eine lange Narbe, aber er unternahm keinerlei Versuche, sie zu verbergen. Seine Haare waren so kurz geschoren, dass man gar nicht anders konnte, als die Schönheit dieser gezackten Linie wahrzunehmen. Und sein Körper – wow ! Er war groß und sehnig und bewegte sich, als betriebe er schon von Geburt an einen lange vergessenen Kampfsport. Leslie wusste nicht, warum überhaupt irgendjemand Keenan beachtete, wenn Niall in der Nähe war. Keenan war mit seinen unnatürlich grünen Augen, seiner perfekten Figur und seinen sandblonden Haaren zwar überaus attraktiv; er sah toll aus, aber seine Art, sich zu bewegen, erweckte in Leslie immer den Eindruck, dass er eigentlich nicht für die Zivilisation gemacht war. Er machte ihr Angst. Niall dagegen war sinnlich und wirkte auf eine Weise freundlich, die Keenan völlig abging.
    »Also, ist er mit jemandem zusammen?«, hakte Leslie nach.
    »Er ist … äh, aus Prinzip mit niemandem zusammen.« Ashlyn sprach leise. »Außerdem ist er sowieso zu alt.«
    Leslie ließ es für den Moment dabei bewenden. Obwohl Ashlyn viel Zeit mit Keenan verbrachte, von dem sie immer betonte, sie hätte nichts mit ihm, hielt sie ihre Schulfreundinnen immer so weit wie möglich von Keenans Leuten fern. Und wenn sich ihre Wege doch einmal kreuzten, schirmte Ashlyn Leslie jedes Mal derart ab, dass sie keine Möglichkeit hatte, einen von ihnen in ein Gespräch zu verwickeln – besonders Niall nicht. Einen Augenblick lang fragte Leslie sich, ob sie auch dann von Niall so fasziniert wäre, wenn Ashlyn sie nicht dauernd von ihm fernhielte. Je mehr Ashlyn sich ihr in den Weg stellte, desto eifriger suchte Leslie Nialls Nähe. Ein älterer Typ, der einen Körper hatte, bei dem einem das Wasser im Mund zusammenlief, aber scheinbar überhaupt keine nennenswerten Fehler, und der obendrein auch noch verboten war: Wie sollte das nicht verlockend sein?  
    Ashlyn war mit Seth und Keenan ja schon mehr als gut bedient, deshalb verstand sie es vielleicht einfach nicht. Oder sie weiß irgendwas . Leslie schob diesen Gedanken beiseite: Wenn Ashlyn glaubte, dass mit Niall irgendetwas nicht stimmte, dann würde sie es sagen. Auch wenn sie diese seltsamen Tänze aufführten, um unangenehme Themen zu umschiffen, waren sie immer noch Freundinnen.
    »Les!« Rianne schob sich in ihrer üblichen Überschwänglichkeit durch die Menge. »Hab ich das Dessert etwa verpasst?«
    »Heute sind nur zwei Leckerbissen gekommen …« Leslie hakte sich bei Rianne unter, und sie gingen zusammen zu ihren Schließfächern. Rianne verbreitete stets zuverlässig gute Laune.
    »Der dunkle Gepiercte hat heute wohl keinen Dienst?« Rianne grinste Ashlyn frech an, und sie errötete prompt.
    »Kein Seth. Heute nur die blonde Diva und der Typ mit der sexy Narbe.« Leslie zwinkerte Ashlyn zu. Sie genoss diese kurzen Momente der Normalität und der Unbeschwertheit, für die Rianne immer gut war. Leslie war ihr dankbar dafür. Als sie vor Ashlyns Schließfach stehen blieben, schob Leslie nach: »Unsere kleine Leckerbissen-Sammlerin wollte mir gerade erzählen, wann wir mal alle zusammen tanzen gehen.«
    »Nein, wollte ich gar nicht …«, begann Ashlyn.
    »Früher oder später wirst du uns von deinem Reichtum was abgeben müssen, Ash. Wir fühlen uns benachteiligt. Richtiggehend geschwächt.« Rianne lehnte sich heftig seufzend an Leslie. »Ich spüre schon eine Ohnmacht nahen.«
    Leslie sah einen sehnsüchtigen Blick über Ashlyns Gesicht huschen, doch dann
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