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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis
Autoren: Melissa Marr
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Du hast mir vor ihm nicht den Vorzug gegeben, sondern den schwierigeren Weg gewählt.« Damit erhob Irial sich, nahm Nialls Gesicht sanft, aber bestimmt in seine Hände und küsste ihn auf die Stirn. »Du wirst deine Sache gut machen. Und wenn du bereit bist, mit mir zu reden, werde ich da sein.«
    Damit verschwand er in der Menge und ließ Niall sprachlos und verwirrt zurück.
    Irial schaute sich nicht noch einmal um, wandte sich weder Leslie noch Niall noch einmal zu. Er ging weiter, bis er sich in der Menge der Sterblichen verloren hatte, deren Gefühle er zwar lesen, aber nicht trinken konnte.
    Nicht ohne sie.
    Er konnte sie dort draußen spüren, selbstsicher in ihrer Welt; ohne Angst nahm sie die Wesen wahr, die sie aus der Dunkelheit heraus beobachteten. Manchmal schmeckte er das verlockende Aroma ihrer Sehnsucht – nach ihm und nach Niall –, doch er ging nicht in ihre Nähe, nicht jetzt, wo sie in ihrer neuen Welt glücklich war. Sie war dabei, den Unterricht nachzuholen, den sie während der Zeit bei ihm versäumt hatte, war stolz auf sich, sammelte Kraft. Im Herbst würde sie aufs College gehen.
    Sie gehört nicht mir und nicht ihm, sondern sich selbst. Das zu wissen, freute ihn ebenso wie die kurzen Momente der Verbindung. Er hatte befürchtet, wenn er seinen Thron aufgab, würde auch dieses Band ganz abreißen. Weshalb er diesen Schritt aufgeschoben hatte. Aus Angst, die letzte Verbindung zu meinem Schattenmädchen zu verlieren. Durch Nialls Behandlung waren die Ranken überall dort verbrannt worden, wo sie in ihrer Haut wurzelten. Irial hatte es gemerkt, als würde er eins seiner Glieder plötzlich nicht mehr spüren; und es hatte ihn so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass er über diesem Verlust beinahe zerbrochen wäre. Doch er konnte immer noch ihr Echo schmecken – nicht ständig, noch nicht einmal sehr häufig, aber es gab Momente, in denen er sie spürte, wie Phantomschmerzen in einem fehlenden Körperteil. Die unstillbare Sehnsucht nach diesen Momenten war es, die es ihm unmöglich erscheinen ließ, seinen Hof weiter zu regieren. Er mochte ja aus ihrer Haut verschwunden sein, doch sie hatte ihn als einen anderen zurückgelassen – nicht als Sterblichen, aber auch nicht mehr stark genug, um den Titel des Königs der Finsternis zu tragen.
    Was bedeutet es, wenn Albträume von Frieden träumen? Wenn Schatten sich nach dem Licht sehnen?
    Auch wenn sie nicht mehr an ihn gebunden war, war sie immer noch sein Schattenmädchen. Er hatte ihr sein Versprechen gegeben, auf sie aufzupassen, sie vor Verletzungen und Schmerz zu bewahren. Dass sie ihn verlassen hatte, hob sein Versprechen nicht auf; es war an keine Bedingung geknüpft. Und wenn Niall weiterhin keinem Hof angehören würde, mit keiner Aufgabe betraut wäre, dann würde er irgendwann zu Leslie gehen. Ihr Gancanagh mochte es ja gut meinen, doch es lag in seiner – wie in Irials – Natur, Sterbliche süchtig zu machen. Ganz gleich, wie lange er sich selbst verleugnet hatte – er war immer noch ein Wesen der Finsternis. Aber jetzt nicht mehr. Jetzt, wo er als König an den Hof der Finsternis gebunden war, war seine süchtigmachende Natur aufgehoben. Und meine ist zurückgekehrt. Wie Irial früher, so wurde Niall jetzt durch seinen Hof gestärkt, ebenso wie der Hof durch Niall gestärkt wurde.
    Aus Verantwortung für den Hof der Finsternis hatte Irial einen König gesucht, der sich besser um ihn kümmern konnte. Aus Sorge um Niall hatte er ihm den Hof überlassen. Und aus Liebe zu Leslie würde er sich von ihr fernhalten. Zu lieben heißt manchmal auch loszulassen, wenn man eigentlich das Gegenteil möchte. Es war die einzige Möglichkeit, zugleich den Hof zu schützen, diesen Elfen und die einzige Sterbliche, die ihm je etwas bedeutet hatte.

Anmerkung der Autorin
    Da ich die gesamte Tattoo-Thematik mit möglichst viel Genauigkeit und Respekt behandeln wollte, habe ich alle Stellen, in denen es ums Tätowieren geht, dem Tattoo-Künstler Paul Roe zur Durchsicht vorgelegt. Bei der Arbeit an diesem Buch habe ich sehr viel über die Geschichte der Tattoo-Kunst, die Maschinen, die dabei zum Einsatz kommen, und alle möglichen Details gelernt – von den Metallsorten, die man dabei verwenden kann (wo die Elfen doch allergisch auf Stahl/Eisen reagieren), bis zu der Frage, warum Tätowierer die Leinwand ganz verschieden positionieren. Sollten mir dennoch Fehler unterlaufen sein, hoffe ich, dass ihr mir vergebt. Wenn ihr keine Fehler findet,
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