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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis
Autoren: Melissa Marr
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entsetzt von seinem Stuhl auf, wodurch die Elfe, die auf seinem Schoß gegessen hatte, aus dem Gleichgewicht geriet. Was tust du?
    Mich entscheiden. Sie biss in die Decke, um nicht erneut aufzuschreien. Die Hände hatte sie so fest zu Fäusten geballt, dass sie spürte, wie der Bettbezug entzweiriss. Sie bäumte sich auf. Nialls Knie bohrte sich in ihren Rücken, drückte sie nach unten.
    Tränen durchnässten die Decke unter ihrem Gesicht.
    Ich gehöre mir . Und niemandem sonst.
    Ich gehöre aber immer noch dir. Daran wird sich nie etwas ändern, Schattenmädchen. Dann war er verschwunden und ihre Gefühle stürzten auf sie ein.
    Niall ließ sie los, und sie drehte den Kopf, um ihn anzusehen. Er saß neben ihr und starrte auf seine Hände herab. »Es tut mir leid. Oh, mein Gott, es tut mir so leid.«
    »Mir nicht.« Viel mehr wusste sie nicht, doch in diesem Punkt war sie ganz sicher. Dann war plötzlich alles zu viel – die Höllenpein in ihrer Haut, die Erinnerungen, das aufwallende Entsetzen: Sie wandte sich ab und übergab sich in den Mülleimer. Ihr gesamter Körper verkrampfte sich, als der Schmerz richtig einsetzte. Tränen mischten sich mit dem Schweiß auf ihrem Gesicht, als sie abwechselnd von heißen und kalten Blitzen durchzuckt wurde. Muskeln, von deren Existenz sie gar nichts geahnt hatte, versteinerten angesichts der Schmerzen, die sie empfand.
    Trotz allem lächelte sie; nur einen Moment lang lächelte sie. Sie war frei. Es tat höllisch weh, aber sie war frei.

Sechsunddreißig
    Mehrere Tage hindurch war Leslie immer abwechselnd wach und bewusstlos, während sich die Welt um sie herum weiterdrehte. Niall blieb die ganze Zeit an ihrer Seite. Ashlyn und Seth kamen zu Besuch. Ani und Tish und Rabbit ebenfalls. Gabriel kam vorbei, mit mehr Blumen im Arm, als angemessen gewesen wäre. Er legte die Blumen ab, drückte Nialls Schulter und nickte, dann küsste er Leslie wortlos auf die Augenbraue und verschwand wieder. Von Ashlyn kamen unterstützende und entschuldigende Worte, von Seth und Rabbit Lob, von Tish und Ani Vergebung dafür, dass sie den Hof verlassen hatte. Irial kam nicht.
    Sie lag in Jeans und BH auf dem Bauch. Bis jetzt hatte sie erst einige wenige Sätze gesprochen. Ihr ging zu vieles durch den Kopf, als dass sie es in Worte hätte fassen können. Weder ihr Vater noch ihr Bruder tauchten jemals auf. Sie wusste nicht, wo sie waren, ob sie zurückkommen würden oder ob sie daran gehindert wurden. Sie war zu Hause – sicher und genesend. Nur das zählte jetzt.
    Niall rieb eine lindernde Salbe auf ihren von Sonne und Frost verbrannten Rücken. Sie wandte den Kopf und schaute ihn an, und dabei sah sie sie: verbrannte Arme der dunklen Ranke, die aus ihrer Haut kamen und sich im Raum verteilten – noch immer eine Verbindung, aber keine Leitung mehr. »Die wird wohl nie wieder ganz verschwinden, oder?«
    Niall betrachtete die Ranke. »Ich weiß es nicht. Ich konnte sie vorher nicht sehen. Aber jetzt.«
    »Sie ist verschlossen. Das ist die Hauptsache. Und sie wird sich nie wieder öffnen.« Sie setzte sich auf und musste sich auf die Lippe beißen, um nicht laut aufzuschreien.
    »Geht es dir … Wie fühlst du dich?« Er war zaghaft, wollte sie weder zum Sprechen noch zu irgendwelchen Handlungen drängen. Er stand dicht genug bei ihr, dass sie seinen Arm nehmen konnte, wenn sie Hilfe brauchte, aber er kam ihr nicht zu nahe.
    »Schrecklich, aber immerhin real«, sagte sie.
    »Die Aloe sollte helfen. Das ist das Einzige, was ich für dich tun kann. Die Heilmittel der Sterblichen werden nichts ausrichten können, da es von Elfen … Ich hab Ashlyn angerufen und …«
    »Ist schon gut, Niall. Wirklich. Es macht mir nichts aus, dass es wehtut.« Es brach ihr das Herz zu sehen, wie sorgenvoll er sie betrachtete; zu erkennen, wie schwierig die letzten Tage auch für ihn gewesen waren.
    »Hilfst du mir hoch?« Sie streckte eine Hand aus, um sich auf ihn zu stützen, bis sie abschätzen konnte, ob es allein ging. Manchmal war das Stehen so schmerzhaft, dass sie sofort wieder umfiel. Diesmal schwankte sie ein bisschen, während Niall ihr ins Bad half, doch es war nicht mehr so schlimm wie vorher. Sie erholte sich, körperlich und seelisch. Es wird Zeit. Sie lehnte sich an den Türrahmen und zeigte auf den Schrank unter der Spüle. »Da unten drin ist ein Handspiegel.«
    Kommentarlos holte er ihn heraus, und sie stellte sich damit so vor den großen Spiegel, dass sie ihren Rücken begutachten konnte.
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