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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis
Autoren: Melissa Marr
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Das Tattoo bestand nur noch aus weißen und grauen Farbtönen. Es war noch genauso schön wie vorher, nur etwas heller geworden, ausgeblichen von dem Sonnenlicht und dem Frost, die Niall in ihre Haut gejagt hatte.
    Jetzt ist es mein Tattoo. Mein Körper . Sie ließ den Spiegel sinken und lächelte. Es war nicht das Tattoo, das sie verändert hatte, das ihr ihren Körper wiedergab. Es waren ihre Handlungen, ihre Entscheidungen. Die Tatsache, dass sie einen Weg für sich gefunden hatte, als es so aussah, als gäbe es gar keinen.
    »Leslie?« Niall trat hinter sie, betrachtete sie im Spiegel und sah ihr in die Augen. »Glaubst du, es wird dir je wieder richtig gutgehen?«
    Sie drehte sich um, so dass sie sich gegenüberstanden, und gab ihm die Antwort, die er ihr in ihrer ersten gemeinsamen Nacht auch gegeben hatte: »Ich hab’s überlebt. Ist das nicht die Hauptsache?«
    »Ja, das ist wahr.« Er zog sie an sich und hielt sie vorsichtig im Arm.
    So blieben sie wortlos stehen, bis Leslie zu schwanken begann. »Ich bin wohl noch etwas schwach auf den Beinen«, sagte sie errötend.
    »Du bist überhaupt nicht schwach. Du bist verwundet, aber das ist nichts, wofür du dich schämen müsstest.« Er half ihr zurück zum Bett. Dann sagte er zögernd: »Ashlyn würde gern kommen und sich um dich kümmern, wenn du es erlaubst. Ich habe sie und Keenan verlassen, aber sie werden für dich sorgen. Wir kriegen das alles wieder hin, und dann …«
    »Niall?« Sie bemühte sich um einen sanften Tonfall. »Ich … ich möchte im Augenblick nichts mit euren Elfenhöfen zu tun haben. Ich möchte einfach mein eigenes Leben leben. Das hier …«, sie zeigte durch das Zimmer, »ist nicht toll, aber es ist besser als eure Welt. Ich möchte kein Teil der Elfenwelt werden.«
    »Ich kann nichts daran ändern, was ich bin. Ich gehöre keinem Hof mehr an, aber ich kann meine Welt nicht ganz und gar hinter mir lassen … Ich …« Er beendete den Satz nicht.
    Sie wollte dieses Gespräch nicht führen, nicht jetzt, aber nun hatten sie das Thema einmal angeschnitten. »Ich empfinde noch immer … etwas, wie auch immer man es nennen will, für dich, aber im Moment … Ich muss von vorn anfangen, irgendwo anders … allein.«
    »Ich habe versucht dich zu beschützen.« Er erzählte ihr, dass er sie monatelang im Auge behalten hatte, dass er – zusammen mit einigen anderen von Ashlyns Elfen – an ihrer Seite durch die Straßen von Huntsdale gelaufen war. Er erzählte ihr, dass er versucht hatte, nicht mit ihr zu sprechen, weil Ashlyn angeordnet hatte, Leslie nicht in ihre Welt hineinzuziehen – und dass er diese Entscheidung seiner Königin für weise erachtet hatte.
    »Ich möchte mit dir zusammen sein. Ich gehöre nicht mehr dem Sommerhof an. Ich bin … ungebunden. Ich könnte mit dir kommen … mich um dich kümmern …«
    »Es tut mir leid«, sagte sie.
    »Gut. Du brauchst Zeit, aber wenn du bereit bist … oder wenn du jemals irgendetwas brauchst …«
    »Ich weiß.« Sie ließ ihren Kopf in die Kissen sinken. »Kannst du Ashlyn herrufen? Ich muss mit ihr reden, bevor ich Irial treffe.«
    »Irial? Warum solltest du …?«
    »Ich bin nicht die einzige Sterbliche auf der Welt. Es gibt jede Menge Menschen, die er an meiner Stelle benutzen könnte«, sie versuchte, sich ihren Schmerz nicht anmerken zu lassen, musste aber kurz innehalten, »wenn er es nicht bereits getan hat. Ich habe nicht vor, abzuhauen und jemand anderen an meiner Stelle zurückzulassen.« Sie dachte an die weinenden Sterblichen auf dem Boden, die blutigen Kämpfe, deren Anfänge sie oft noch mitbekommen hatte, bevor sie das Bewusstsein verlor, und das Wissen, dass Irial bei all dem behutsam , zärtlich mit ihr umgegangen war. Wie er ohne diese Behutsamkeit war, wollte sie sich gar nicht vorstellen. »Ich muss mit Ashlyn reden, bevor ich zu ihm gehe. Allzu lange darf ich damit nicht mehr warten.«
    Niall seufzte, aber er ging. Sie hörte, wie sich die Haustür öffnete und schloss, als er hinaustrat zu denen, die dort warteten, wer auch immer es war. Dann schlief sie langsam ein – in dem Wissen, dass sie in Sicherheit war, frei, und dass sie einen Weg finden würde, sicherzustellen, dass ihre Freiheit nicht auf Kosten des Lebens eines anderen Mädchens ging.
    Als Leslie am selben Abend die Suite betrat, traf sie dort außer Irial niemanden an. Er sagte nichts, stellte keine Fragen. Er goss ihr etwas zu trinken ein und hielt ihr das Glas hin.
    Sie nahm es
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