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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück
Autoren: Luanne Rice
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gerissen, schwang sie über der Veranda hinter dem Haus hin und her. Sie musste Sean heute Abend daran erinnern, sie zu reparieren – oder vielmehr jemanden damit zu beauftragen. Die Gedanken gingen ihr blitzschnell durch den Kopf. Bay blinzelte, und Annie stand noch da, streckte ihr den Hörer entgegen.
    »Wer ist dran?«
    »Peg.« Annie runzelte die Stirn. »Sie ist noch auf dem Baseballfeld. Dad hat sie nicht abgeholt.«
    Bay nahm ihr den Hörer aus der Hand. »Peg?«
    »Mommy, ich dachte, Daddy kommt. Ich habe gewartet und gewartet, aber er ist noch nicht da. Habe ich etwas falsch gemacht? Sollte ich mit Mrs.Jensen nach Hause fahren?«
    »Nein, Peggy.« Bay spürte, wie Ärger in ihr hochstieg – wie konnte Sean seine neunjährige Tochter vergessen? »Du hast nichts falsch gemacht. Ist jemand bei dir? Du bist doch nicht etwa alleine im Park?«
    »Mr.Brown ist bei mir. Ich durfte sein Handy benutzen.« Pegs Stimme begann zu zittern. »Er hat gesagt, dass er mich nach Hause fährt, aber ich wollte nicht weg, damit ich Daddy nicht verpasse, falls er noch kommt.«
    »Bleib, wo du bist, Schatz.« Bay griff bereits nach ihrer Handtasche. »Ich hole dich sofort ab.«
     
    Die Fahrt zum Baseball-Spielfeld der Little League, die Shore Road geradeaus und am Golfplatz vorbei, dauerte etwa eine Viertelstunde. Ende Juni kamen die Sommerfrischler von überall her, die hier Urlaub machten, und auf der Straße, die am Strand entlangführte, herrschte dichter Verkehr. Bay blickte auf ihre Uhr, bemüht, sich keine allzu großen Sorgen zu machen – obwohl sie Pegs Trainer nicht besonders gut kannte, schien Sean von ihm angetan zu sein. Wylie Brown besaß einen Laden für Anglerbedarf an der Einfahrt zum Hafen, und Sean fuhr oft bei ihm vorbei, um alles Nötige einzukaufen, wenn er nach Block Island und in den Canyon zum Fischen fuhr.
    Wo steckte Sean überhaupt? Wie konnte er seine Tochter vergessen? Bay hatte ihn erst vor drei Stunden in der Bank angerufen, um ihn daran zu erinnern. Am Nachmittag war eine Sitzung des Kreditausschusses anberaumt, und er hatte gesagt, er werde pünktlich Schluss machen, um seine Jüngste vom Baseball-Training abzuholen. Bay hatte ihn gebeten, sich nach Möglichkeit ein wenig Zeit zu nehmen und ihr ein paar Bälle zuzuspielen, damit sie den Umgang mit dem Schlagholz üben konnte … Sean hatte sehr beschäftigt und zerstreut geklungen, aber Bay wusste, wie glücklich Peg war, wenn sie mit
ihrem
Vater Ball spielen konnte.
    Als sie auf den unbefestigten Parkplatz einbog, sah Bay Peg und einen Mann mit sandfarbenen Haaren, die unter einem Ahornbaum Fangen übten. Als sie den Volvo ihrer Mutter entdeckte, warf Peg ihm den Ball zu und rannte zum Parkplatz. Sie war klein für ihr Alter und voller Schmutz, als wäre sie ausgerutscht und dabei ins Schlagmal geschlittert.
    »Er ist immer noch nicht da.« Pegs grüne Augen glitzerten vor Enttäuschung. »Dabei hat er es versprochen.«
    »Er wird noch arbeiten, es muss ihm etwas Wichtiges dazwischengekommen sein.« Bay verspürte einen Stich, zum ersten Mal seit langer Zeit. Fing das Ganze wieder von vorne an? Während der Krise im letzten Winter hatte Tara ihr die Leviten gelesen und gesagt, sie solle aufhören, ihn ständig zu entschuldigen. Bay hatte den Rat nicht beherzigt; sie wollte verhindern, dass die Kinder ihren Dad in einem schlechten Licht sahen.
    »Er hat gesagt, dass er mir die Bälle zuwirft.« Sorgenfalten erschienen zwischen Pegs Augenbrauen, als Bay ihr mit einer Geste bedeutete, einzusteigen und auf dem Rücksitz Platz zu nehmen.
    »Ich weiß, Peggy.« Bay sah sich um. »Er hat sich darauf gefreut. Vielleicht könnt ihr zwei noch vor dem Abendessen Fangen üben, sobald er nach Hause kommt.« Pegs Trainer näherte sich, aber Bay fühlte sich zu aufgewühlt für ein Gespräch. Deshalb winkte sie ihm nur zu und rief »Danke!«. Dann fuhr sie rasch vom Parkplatz, weg von dem schattigen Baseball-Feld.
     
    Sean kam weder zum Abendessen nach Hause noch rief er an. Sie lebten in einem alten Farmhaus unweit der Küstenstraße, am Ende einer langen Auffahrt, die durch die Marsch am östlichen Ende von Hubbard’s Point führte. Direkt gegenüber dem Eight Mile River gelegen – einem schmalen, den Gezeiten unterworfenen Wasserlauf, der eher einem Bach glich und ein Zufluss des Gill River war –, gehörte die Landspitze zu den Strandgebieten von Black Hall. Sean, Bay und Tara hatten hier ihre Kindheit miteinander verbracht, und Tara bewohnte
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